Berufsschule und Praxis bündeln Kräfte

Nachwuchsarbeit

Berufsschule und Praxis bündeln Kräfte

4. Januar 2018 autoberufe.ch – In Kooperation mit der gewerblich-industriellen Berufsschule Bern (GIBB) lancierte Technomag ein neues, praxisnahes Weiterbildungsangebot für Berufsschulabsolventen. Die Teilnehmer des Pilotworkshops lernten sowohl die Klimaanlage als auch deren Wichtigkeit im Zusammenhang mit der Gesundheit und Sicherheit kennen.
 
tki/pd. «Der Techpool ist im Gewerbe als Erwachsenenbildner ein Begriff. Einige in unseren Reihen haben sich aber schon lange Gedanken gemacht, wie man geschickt an die Lernenden gelangt», erörtert Kurt Wyssbrod, Markenchef bei Technomag, eine Not, die dank eigener Manpower zur Tugend gemacht werden konnte: «Wir beschäftigen in Bern den Produktmanager Ueli Stämpfli, der im Teilpensum Gewerbeschullehrer ist.»


Die Absolventen der GIBB lernten unter Anleitung von Technomag-Spezialisten die Besonderheiten der Klimaanlage sowie deren Auswirkungen und Sicherheit und Gesundheit kennen. Ausserdem schulten sie ihr kommerzielles Wissen: Wie können Klimaanlagen dem Automobilisten schmackhaft gemacht werden? (Bild GIBB)

Von der Erwachsenen- zur Berufsschulbildung
Das Berufsgruppenmitglied Fahrzeugtechnik der GIBB lancierte mit der Direktion und seinen Lehrerkollegen einen Vorstoss. Das Ziel: Den Lernenden soll in der Berufsschule neben theoretischen Kenntnissen vermehrt auch eine praxisbezogene Ausbildung vermittelt werden. «Wir sind dann gemeinsam auf das Thema ‹Klimatisation› gestossen, worauf der Techpool-Mitarbeiter Gordon Lehmann in tagelanger Kleinarbeit den bestehenden Klimakurs auf die neue Klientel angepasst und einen theoretischen und einen entsprechenden Praxisteil erarbeitet hat», erklärt Wyssbrod das Vorgehen, das in – wenn immer möglich – zwei Weiterbildungstagen für je eine Klasse münden sollte.
 
Gut Ding will Weile haben
Die von Ueli Stämpfli koordinierte Terminfindung erwies sich schwieriger als angenommen. «Ich habe intern bei allen möglichen Stellen die Wichtigkeit dieser ‹Übung› platziert, da wir bisher nur in der Erwachsenenbildung aktiv waren», so Wyssbrod. Der Erfolg stellte sich unlängst ein. Kurz vor Weihnachten wurde der Pionierkurs durchgeführt. Während die Verantwortlichen die Autohalle mit den Exponaten, Modellen, dem Fahrzeug und der Klimastation am 18. Dezember vorbereitet hatten, galt es am 21. und 22. Dezember für die Berufsschüler ernst.
 
Grosser Wissensschatz
«Wir hatten alle ein wenig ein flaues Gefühl in der Magengegend», erinnert sich Kurt Wyssbrod. Dabei hatten die Organisatoren alles genauestens geplant: Nach einer Begrüssung der Klasse durch den Klassenlehrer, dem Vorstellen der Begleitlehrpersonen sowie des Unternehmens Technomag sollte ein Theorieteil über 120 Minuten erfolgen, wobei die Jugendlichen von Gordon Lehmann über die Besonderheiten des Metiers informiert werden. Der Fokus lag sowohl auf physikalischen Grundlagen, den Themenblocks Kältemittel und Kältemittelöl, Kältemittelkreislauf, Bauteile der Klimaanlage, Klimastation, Leistungstest und Druckdiagnose, Lecksuche, Reparaturhinweise, Klimaservice sowie Desinfektion als auch auf Postenarbeiten und einer Lernerfolgskontrolle. Die Kursziele wurden wie folgt benannt:
  • Grundprinzip des Wärmetransportes durchschauen
  • Aufbau und Funktion der Klimaanlage kennen und verstehen
  • Bauteile des Kältemittelkreislaufes erkennen und benennen können
  • Wartungsarbeiten an der Klimaanlage beherrschen
  • Arbeiten mit einer Klimastation überblicken
  • Hilfsmittel zur Instandstellung der Klimaanlage kennen
Ob der Leistungsbereitschaft überrascht
«Die erste Klasse mit 15 Automobil-Mechatronikern Fachrichtung PW im dritten Lehrjahr hat von Anfang an – obwohl es noch früh am Morgen war – sehr gut mitgemacht», zeigt sich Kurt Wyssbrod zufrieden. Damit nicht genug: «Wir waren alle etwas erstaunt, dass die von uns präsentierten und später abgefragten Grundlagen sehr präsent waren und viele Fragen gestellt wurden.» Nach dem zweistündigen Theorieteil wurde die Klasse in vier Gruppen aufgeteilt, um unter Anleitung von Ueli Stämpfli, Gordon Lehmann und Kurt Wyssbrod an thematischen Posten das Theoriewissen in die Praxis umzusetzen.
 
Klimaanlagen mit all ihren Facetten
«Beim Punkt Klimaservice mit der Klimastation galt es, Bauteile zu lokalisieren und Aggregatzustände des Kältemittels auf die Bauteile zuzuordnen», resümiert Wyssbrod. Beim Posten «Klimamodell» stand derweil die Lecksuche mit Formiergas respektive mit Kontrastmittel im Vordergrund. Während bei der Station «Klimakoffer» die Desinfektion und Nutzung des Diagnosegeräts, das Kennenlernen von Desinfektionsvarianten und die Tücken der Temperaturmessung unter die Lupe genommen wurden, galt es am letzten Posten, die Teile der Klimaanlange und die Funktionen zu benennen sowie die Reinigung der Anlage, verschiedene Öle und ihren Einsatzbereich und schliesslich Montagetipps kennenzulernen.
 
Die Verantwortlichen sind unisono zufrieden: «Die Lernenden haben sehr gut mitgemacht und gar Teile unserer Aussagen und jene ihrer eigenen Mechaniker hinterfragt. Es gehört zum Lernprozess, dass man sich diesen Fragen stellt und versucht, einen verständlichen Konsens zu finden», betont Kurt Wyssbrod.
 
Wissen in die Betriebe weitergeben
Am 22. Dezember fand die zweite Durchführung des neuen Weiterbildungsangebots in einer Klasse von 20 Automobil-Mechatroniker Fachrichtung NFZ im dritten Lehrjahr statt. «Wir haben die Zielsetzung sicher erreicht und zusätzlich die Teilnehmer ermutigt, in ihren Betrieben anzusprechen, falls sie Sicherheitsmängel bei der der Handhabung von Klimagas/Kältemittel feststellen», bilanziert Kurt Wyssbrod. Die Verantwortlichen hoffen, dass das neue Wissen nun von den Jugendlichen in den Betrieben weitergegeben wird, «damit in erster Linie der Autofahrer sicher und gesund herumreisen kann, gleichzeitig die Umwelt geschont wird und die Mechaniker auf ihr eigenes Wohlbefinden achten und das Gelernte praxisnahe anwenden können».
 
Rückmeldungen des Branchennachwuchses
• Die Kombination von Theorie und Praxis findet bei Weiterbildungsveranstaltungen durchwegs sehr guten Anklang.
• Die Diskussionen an den Posten, auch unter den Teilnehmenden, wurden sehr positiv aufgenommen, denn in den Betrieben und in der Gewerbeschule bleibt oft keine Zeit, die Fragen eingehend zu erörtern.
• Die Teilnehmenden befanden diese praxisorientierte Weiterbildung als sehr gute Vorbereitung für die Abschlussprüfung.
• Einige fanden sehr gut, dass sie einmal mit externen Kursleitern über Technik und Umwelt sprechen konnten. 
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