Analysen und Prognosen im Auftrag des AGVS: Autogewerbe - weit mehr als Handel

Prognosen im Auftrag des AGVS

Analysen und Prognosen im Auftrag des AGVS: Autogewerbe - weit mehr als Handel

3. Juli 2017 agvs-upsa.ch - In der erstmals erstellten Publikation «Perspektiven für das Autogewerbe» prognostiziert BAK Basel auch für die nächsten Jahre eine stabil hohe Anzahl an Neuimmatrikulationen. Überdies wird die Bedeutung der Branche «Instandhaltung und Reparatur» dokumentiert: Sie beschäftigt rund zwei Drittel der 88‘000 im Autogewerbe beschäftigten Personen und generiert rund 55 Prozent des Gesamtumsatzes.
 
pd. Die Nachfrage nach neuen Personenwagen hat sich mit dem Einbruch des Preisniveaus der vergangenen Jahre signifikant erhöht. Zusätzlich hat das hohe Bevölkerungswachstum dazu beigetragen, dass verglichen mit früheren Jahren deutlich mehr neue Personenwagen gekauft werden. Im Weiteren dürften die technologischen Avancen in Richtung erhöhter Umweltverträglichkeit dem Verkehrsmittel Auto weitere Gunst bei den Konsumenten verliehen haben und damit die Nachfrage zusätzlich stützen. Zusammen tragen diese Entwicklungen dazu bei, dass die Anzahl der registrierten Neuimmatrikulationen zukünftig deutlich über dem Durchschnitt der letzten 25 Jahre liegen dürfte. Aufgrund der gegenläufigen Tendenzen des Fahrzeughalte- und des Konjunkturzyklus ist zu erwarten, dass der Verlauf der Anzahl Neuimmatrikulationen in den kommenden Jahren weniger schwankungsintensiv ausfällt als in früheren Phasen. BAK Basel erwartet für die Jahre 2017 bis 2021 eine durchschnittliche jährliche Anzahl neuangemeldeter Personenwagen von 307‘000 und damit rund 15‘000 Fahrzeuge pro Jahr mehr als im Mittel der letzten 25 Jahre.


Historischer Preissturz stützt Neuimmatrikulationsverlauf. Preise (rechts) indexiert, Dez. 2015 = 100; Quelle: BSF, BAK Basel.

Gegeneffekt zum Peak nach Frankenschock setzt sich abgeschwächt fort
In den ersten vier Monaten 2017 haben sich die Preisabschläge auf neue Personenwagen weiter fortgesetzt. Damit halten die deutlichen Preisrückgänge im Nachgang an den Aufwertungsschock länger als erwartet an. Gleichzeitig setzte sich im ersten Jahresdrittel der 2016 begonnene Rückgang bei den neuimmatrikulierten Personenwagen leicht schwächer fort, als im Herbst prognostiziert. Positive Tendenzen der Monate Februar und März wurden durch einen Einbruch im April aufgehoben. Die starken Schwankungen zu Jahresbeginn sind zu einem grossen Teil auf Kalendereffekte zurückzuführen.
 
Für das gesamte Jahr 2017 erwartet BAK Basel neu bei einem Rückgang des Preisniveaus um 1,4 Prozent eine Abnahme der neuimmatrikulierten Personenwagen um 2,7 Prozent. Damit wird für 2017 mit 309‘000 Neuanmeldungen gerechnet (2016: 317‘000). Im kommenden Jahr ist davon auszugehen, dass sich die Korrektur zur Boom-Phase nach der Mindestkursaufhebung weiter auf 305‘000 Neuanmeldungen fortsetzt. Die Prognoserevision zum Herbstausblick ist auf die positiveren Entwicklungen der vergangenen Monate zurückzuführen. Die tiefen Preise zusammen mit den konjunkturellen Aufhellungen scheinen die Sättigungstendenzen etwas stärker zu überlagern, als bisher erwartet.
 
Aftermarket generiert rund viermal mehr Wertschöpfung als der Handel

Das Autogewerbe erwirtschaftet jährlich rund ein Prozent der gesamten Schweizer Wertschöpfung und fällt damit in die Grössenordnung der Branchen Forschung und Entwicklung sowie Immobilienwesen. Bei der Beschäftigung liegt der Anteil an der Gesamtwirtschaft mit rund zwei Prozent doppelt so hoch. Damit stellte das Autogewerbe im vergangenen Jahr rund 78‘000 Vollzeitstellen bereit und beschäftigte rund 88‘000 Personen, wovon über ein Drittel bei Mitgliedern des AGVS angestellt ist. Mit 6900 Lernenden und gesamthaft rund 9000 Nachwuchskräften und Fachkräften in Ausbildung nehmen die Mitglieder des AGVS auch eine wichtige Förderfunktion wahr.


Aftersales-Geschäft mit grosser struktureller Bedeutung für das Autogewerbe; Innerer Kreis: Umsatz (2014), mittlerer Kreis: Bruttowertschöpfung (2015), äusserer Kreis: Beschäftigung in VZÄ (2015); Quelle: BSF, BAK Basel.

Nahezu zwei Drittel aller Beschäftigten (ohne Subbranche Motorräder) arbeiten in Betrieben der Teilbranche «Instandhaltung und Reparatur». Zählt man Carrosseriebetriebe hinzu, macht der gesamte Aftermarket rund vier Fünftel des Autogewerbes aus. Deutlich geringer ist hingegen die Bedeutung des Handels. Lediglich acht Prozent der Angestellten arbeiten im Detailhandel, davon vier Prozent im Verkauf von Automobilen an Endverbraucher. Die verbleibenden Angestellten sind im Grosshandel und der Handelsvermittlung tätig.
 
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Wertschöpfungszusammensetzung. Der Handel mit Fahrzeugen erwirtschaftet eine rund viermal kleinere Wertschöpfung als der Aftermarket. Ein Vergleich der Beschäftigungsanteile mit den Wertschöpfungsgewichten zeigt, dass die Arbeitsproduktivität bei den Garagisten leicht tiefer ausfällt als im Grosshandel und in der Handelsvermittlung (Importeure).
 
Grösser fallen die Unterschiede beim Vergleich der Beschäftigungs- und der Wertschöpfungsanteile mit der Umsatzzusammensetzung aus. Bei den Umsätzen kommt dem Handel mit Automobilen eine deutlich grössere Bedeutung zu. Allerdings stellen die Betriebe der Branche «Instandhaltung und Reparatur» zusammen mit den Carrosseriebetrieben mit rund 60 Prozent des Gesamtumsatzes immer noch die grösste Branche innerhalb des Autogewerbes dar. Die grössten Anteilsunterschiede zwischen Umsatz und Wertschöpfung weist die Branche «Handelsvermittlung und Grosshandel» auf. Aber auch im Detailhandel mit Automobilen übersteigt das Umsatzgewicht den Wertschöpfungsanteil. Grund dafür ist, dass die mit dem Verkauf verbundene Wertschöpfung nur einen kleinen Teil des Umsatzes ausmacht. Ausschlaggebend dafür ist, dass der grösste Teil des Umsatzes auf die Herstellung der Fahrzeuge entfällt.
 



BAK Basel steht als unabhängiges Wirtschaftsforschungsinstitut seit über 37 Jahren für die Kombination von wissenschaftlich fundierter empirischer Analyse und deren praxisnaher Umsetzung.

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