In grosse Fussstapfen treten

Wie der Nachfolgeprozess gelingt

In grosse Fussstapfen treten

24. März 2022 agvs-upsa.ch - Timing ist alles. Um den eigenen Garagenbetrieb mustergültig in neue Hände zu übergeben, muss man der Zeit voraus sein. Ronald F. Betschart ist spezialisiert auf Nachfolgeregelungen für Garagenbetriebe und gibt Ratschläge.

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Die Übergabe des Familienbetriebs an Sven Müller erfolgt in Etappen. Foto: AGVS-Medien

mig. Bei der Garage Müller in Erlenbach BE übernimmt Sven Müller im Verlaufe dieses Jahres das Zepter von seinen Eltern Martin Müller und Anna Müller-Peter – just zum 100-jährigen Bestehen des AGVS-Betriebs. Dass Sohn Sven in die Fussstapfen seines Vaters treten soll, hat sich wie von selbst ergeben. Die Leidenschaft für Motoren wurde ihm schon in die Wiege gelegt, denn die Garage Müller ist Wohn- und Geschäftsliegenschaft zugleich. Den Garagenbetrieb familienintern an die nächste Generation weiterzugeben, ist eine der meistgewählten Szenarien. «So bleiben Lebenswerk und Fachwissen innerhalb der Familie», erklärt Ronald F. Betschart, Inhaber des Coaching-/Beratungsbüros Antemotus GmbH und Vorstandsmitglied der AGVS-Sektion Zürich. Er ist zudem Mitglied der PR-Kommission des AGVS. 

Bei Müllers ist die Nachfolgeregelung ein Prozess, der gut überlegt sein will und sich über mehrere Jahre erstreckt. Diese Vorgehensweise, ist keine Selbstverständlichkeit. Betschart macht ein falsches Zeitmanagement als häufigsten Fehler aus, den die Garagisten begehen. «Damit ist der Zeitpunkt gemeint, den Prozess frühzeitig einzuleiten.» Bevor die Nachfolgeregelung ins Rollen kommt, müsse gut ein Jahr Vorlaufszeit mit einberechnet werden. Anschliessend sollte das Unternehmen in ein möglichst positives Licht gerückt werden, um für potenzielle Nachfolger attraktiv zu sein. «Die Braut muss sich für die Hochzeit hübsch machen», sagt Betschart und denkt dabei auch an die finanzielle Ausgangslage. «Der Garagist geniesst die wirtschaftlich erfolgreichen Zeiten und denkt an einen Verkauf leider erst, wenn der Geschäftsverlauf mühsam wird. Besonders bei altersbedingten Nachfolgeregelungen beobachten wir dieses Phänomen.» 

Selbst wenn alle Prozesse aufgegleist sind, ist es möglich, dass die Unternehmensnachfolge noch scheitert. Dies ist gemäss Betschart zu beobachten, wenn die Vorstellungen nicht fassbar genug vereinbart wurden und jeder sich auf den anderen verlässt. «Wichtige Aufgaben und Entscheide bleiben zu lange liegen, was zu echten Krisen führen kann.» 

Mustergültig vonstatten verlief die Schlüsselübergabe bei der Garage Gautschi AG im Emmental. Seit dem 1. Januar 2022 leiten Marco Borer, Remo Heiniger und Markus Odermatt den AGVS-Betrieb. Die Nachfolgeregelung wurde vor drei Jahren angegangen. «Als langjährige Mitarbeiter haben wir die Werte verinnerlicht. Es handelt sich nicht um die Philosophie der Garage Gautschi, sondern um unsere eigene Überzeugung», sagt Borer. 
 
Alles in allem ein Best-Case-Szenario, bei dem der frühere Inhaber Andreas Gautschi gut loslassen konnte. Vielfach durchkreuzen die eigenen Emotionen die Pläne. Betschart schildert: «Während der Übergabe kommt beim Abtretenden die Angst auf, das eigene Lebenswerk in fremde Hände zu übergeben. Die persönliche Zukunft und unter Umständen auch unklare finanzielle Verhältnisse spielen eine Rolle.» Genauso haben die möglichen Nachfolger Emotionen oder Ängste, die den Nachfolgeprozess beeinflussen können. Zum Beispiel: Angst vor der neuen Verantwortung, der finanziellen Last oder generell vor dem Scheitern.

Betschart rät, externe Berater für den Nachfolgeprozess beizuziehen: «Eine zielführende Unterstützung entlastet die Beteiligten. Berater bieten eine unabhängige, rationale und analytische Betrachtungsweise an.» Und können bereits bei der geeigneten Nachfolgelösung von Nutzen sein. Statt sich selbst auf die Suche zu machen und viel Zeit und Energie zu verlieren, kann sich der Inhaber betreffend Profil der Nachfolge, Steuerfragen oder juristische Belange beraten lassen. Ebenso gilt es die Gestaltung der Verkaufsdokumentation, die Unternehmensbewertung und Verkaufsverhandlungen zu bedenken. «Ohne Berater fehlen die Brautjungfern, welche die Braut für die Hochzeit vorbereiten», bringt es Betschart auf den Punkt.
 
 
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