Im Asphalt festgebissen

Reifen für Elektroautos

Im Asphalt festgebissen

28. Februar 2023 agvs-upsa.ch – Die Zukunft fährt zunehmend elektrisch. Mit dem rasanten Wandel in der Branche sind auch die Reifenhersteller gefordert. Pirelli, Continental, Bridgestone & Co. investieren derzeit erhebliche Summen in die Entwicklung neuer Pneus für Elektrofahrzeuge. Schliesslich ändern sich mit der Umstellung auf den E-Antrieb auch die Anforderungen an die Reifen

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Welche Eigenschaften muss ein Reifen aufweisen, um mit einem E-Auto mit möglichst wenig Energie von A nach B zu gelangen? Die Pneuhersteller weltweit liefern innovative Lösungen. Beispielsweise nutzte einer der ersten Bridgestone-Reifen für E-Fahrzeuge die Synergien zwischen grossem Durchmesser und geringer Breite und kam im BMW i3 zum Einsatz. Foto: BMW

cym. Welche Eigenschaften müssen Reifen aufweisen, um möglichst wenig Rollwiderstand zu erzeugen und somit ein Fahrzeug sicher, aber mit möglichst wenig Energieaufwand von A nach B zu bringen? Die Reifenhersteller stellen sich diese Frage und haben innovative Lösungen bereit, wenn es um die Herstellung neuer Pneus für Elektroautos geht. Einen Unterschied zu herkömmlichen Gummis für Verbrenner macht beispielsweise auch der Aspekt des Reifenabriebs aus, was unter anderem am höheren Gewicht der E-Autos liegt. «Der Verschleiss kann bis zu 40 Prozent höher ausfallen», sagt Andreas Schlenke, Reifenexperte bei Continental. Zudem erreichen Hybrid- und Elektroautos ihr maximales Drehmoment sofort beim Tritt auf Gaspedal. Dies hat einen direkten Einfluss auf die Kraftübertragung und die Traktion. Eine Antwort darauf hat Pirelli mit ihren Elect-Modellen: «Unsere Elect-Reifen sind durch spezifische Anpassungen in der Lage, sich regelrecht im Asphalt festzubeissen, um die Kräfte des Fahrzeugs erfolgreich auf die Strasse zu übertragen», sagt Jennifer Herban, Trade & Consumer Marketing Manager bei Pirelli. Gegenüber einem herkömmlichen Reifen zeichnen sich diese Elect-Reifen durch einen über 20 Prozent reduzierten Rollwiderstand aus, womit ein minimaler Energieverbrauch gewährleistet werde. Pirelli fährt seit Jahren die sogenannte «Perfect Fit»- Strategie. Will heissen: Jede Variante eines massgefertigten Reifens wird in enger Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Automobilhersteller entwickelt. «Nur dann kann der Reifen die Leistung erbringen, die erforderlich ist, um die individuellen technischen Eigenschaften des Fahrzeug-Modells perfekt zu ergänzen», so Herban.

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Ein Schwamm, um den Lärm zu reduzieren: Die Technologie mit Schaumstoffeinlagen im Reifen, um die Schallwellen zu absorbieren, ist bei Pirelli, Continental und Bridgestone gleich. Foto: Continental

Auch Bridgestone entwickelt neue Modelle, die sich speziell für E-Fahrzeuge eignen und extra angepasste Eigenschaften aufweisen. Ebenfalls mit dem Ziel, die Reichweite bei gleichbleibender Sicherheit und Qualität zu erhöhen. Der japanische Reifenhersteller ist beispielsweise bekannt für seine Enliten-Leichtbau-Reifentechnologie. «Die Pneus dieser Reihe weisen einen durchschnittlich 20 Prozent niedrigeren Rollwiderstand als herkömmliche Premium-Sommerreifen auf», sagt Urs Lüchinger, Country Manager Bridgestone Schweiz. Zudem sorge die Technologie aufgrund der signifikanten Gewichtsreduktion – ebenfalls rund 20 Prozent – und die damit einhergehende geringere Massenträgheit für weniger Energieverluste. Die Herstellung schone überdies die Ressourcen, weil weniger Material zum Einsatz komme. «Sowohl bei der Reifenproduktion als auch aufgrund des reduzierten Rollwiderstands können so massiv CO2-Emissionen eingespart werden», sagt er. Um weitere Zielkonflikte wie beispielsweise Rollwiderstand, Nasshaftung und Laufleistung möglichst optimal zu lösen, arbeite Bridgestone mit innovativen High-End-Laufstreifenmischungen, die entwicklungsbedingt immer wieder neue zielführende Lösungen eröffnen würden. Generell bestünde eine Herausforderung im Entwicklungsprozess der Reifen für E-Autos darin, die Reifenbreite und den Aussendurchmesser in Einklang zu bringen. «Am Fahrzeug dürfen sie nicht zu weit nach innen reichen, da sie sonst den Batteriepaketen im Weg wären. Aufgrund der gesetzlichen Vorschriften dürfen sie aber auch nicht zu sehr nach aussen reichen. Reifen für Elektroautos weisen daher oftmals einen grossen Durchmesser und eine schmalere Reifenbreite auf», erläutert Lüchinger.

Die Hersteller haben zudem eine innovative Lösung parat, wenn es um die Vermeidung von Lärm geht. Denn Geräuschemissionen spielen bei der Entwicklung von Reifen für E-Fahrzeuge eine wichtige Rolle. «Elektrofahrzeuge eliminieren nahezu vollständig das Motorgeräusch, sodass die Reifen präsenter hörbar sind», so Lüchinger. «Daher entwickelte Bridgestone die B-Silent-Technologie, um das Abrollgeräusch auf allen Fahrbahnen zu minimieren und so den Komfort für Fahrerin oder den Fahrer zu erhöhen.» Bei Continental gibt es dazu mit «ContiSilent» eine beinahe identische im Reifen angebrachte Schaumstoffschicht, die Schallwellen absorbiert, sodass ein leiseres Fahren möglich wird. Pirelli ging das Problem auf die gleiche Weise an: Die technische Lösung heisst Pirelli Noise Cancelling System. «Ein schallabsorbierender Schwamm reduziert die Resonanzen, die beim Abrollen entstehen und über das Fahrwerk und die Karosserie bis in den Fahrgastraum eindringen. Dies sorgt für ultimativen Komfort und unterstreicht die Ruhe im Innenraum», erklärt Jennifer Herban. «Reifen mit Pirelli Noise Cancelling System können den Lärm im Durchschnitt um die Hälfte reduzieren.»
 
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