Jeder zehnte Neuwagen fährt mit alternativem Antrieb

Schweizer PW-Markt

Jeder zehnte Neuwagen fährt mit alternativem Antrieb

2. Mai 2019 agvs-upsa.ch – Der Schweizer PW-Markt hat ein starkes erstes Quartal hinter sich: Mit 72'065 Neuzulassungen stieg die Zahl der Erstimmatrikulationen auf das Niveau des Vorjahres. Bemerkenswert ist, dass erstmals jeder zehnte Neuwagen mit einem alternativen Antrieb fährt.

pd. Nach leicht negativen Absatzzahlen im Januar und Februar sowie angesichts stark rückläufiger Grauimporte (‑1668 PW; -39,5%) ist das Quartalsergebnis von 72'065 erstmals immatrikulierten Personenwagen (-24 PW; -0,0%) positiv zu werten. Bemerkenswert ist allerdings auch, dass in der Schweiz erstmals jeder zehnte Neuwagen mit einem alternativen Antrieb fährt (7351 PW; +59,8%), davon 41,1% rein elektrisch. Weniger spektakulär präsentieren sich die Zahlen des hiesigen Gebrauchtwagenmarktes: Im ersten Quartal 2019 wechselten insgesamt 211'247 Fahrzeuge den Besitzer (-1889 PW; -0,9%). Trotz der leicht rückläufigen Nachfrage sowie steigenden Kurzzulassungen (6484 PW; +8%) sanken die durchschnittlichen Angebotstage von online zum Verkauf stehenden Occasionsfahrzeugen im Vorjahresvergleich auf 65 Tage (Q1/2018: 69 Tage).
 
Auflösung WLTP-bedingter Engpässe
Ungelöste Handelskonflikte zwischen den USA und China, anhaltende Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem verschobenen EU-Austritt von Grossbritannien (Brexit), die in der Schweiz anstehenden Volksabstimmungen zur Steuerreform und AHV-Finanzierung sowie zum EU-Rahmenabkommen aber auch die konjunkturelle Eintrübung im Inland und im europäischen Ausland lasten auf der Investitionsbereitschaft der Wirtschaft. BAK Economics rechnet für das laufende Jahr deshalb mit einem bescheidenen BIP-Wachstum von lediglich 1,1 Prozent. Dass die eingetrübten Rahmenbedingungen (noch) nicht stärker auf die Nachfrage nach Personenwagen durchgeschlagen haben, hat unter anderem mit der Auflösung WLTP-bedingter Lieferengpässe, mit dem historisch günstigen Finanzierungsniveau sowie mit einem Sondereffekt bei Zulassungen von Tesla-Fahrzeugen zu tun – im März konnten bis zu drei Jahre alte Vorbestellungen des neuen Mittelklassemodells auf einen Schlag ausgeliefert werden.
 
«Fahrzeuge können nur verkauft werden, wenn diese in der Schweiz verfügbar sind. Folglich sind wir von technischen, politischen und logistischen Beschränkungen jeweils unmittelbar betroffen», stellt AGVS-Zentralpräsident Urs Wernli fest. «Unsere Mitglieder sind deshalb gut beraten, den volumenmässig dreimal umfangreicheren Occasionsmarkt ebenfalls aktiv zu bewirtschaften und dessen Potenzial auszuschöpfen. Dies dient auch der wichtigen Auslastung von Werkstätten und der Ausbildung unserer Lernenden».


Sondereffekt katapultiert das Model 3 von Tesla an die Spitze der Neuzulassungen

Der Schlagzeilen waren viele und dennoch ist das Ereignis wohl nicht von Dauer: Im März setzte sich mit dem Model 3 von Tesla erstmals ein Elektrofahrzeug an die Spitze der hiesigen Neuzulassungen. Der Mittelklassewagen ist drei Jahre nach dessen Vorstellung endlich lieferbar: Die seit Ende Februar immatrikulierten 1371 Fahrzeuge reichten zudem aus, um auch in der Modellrangliste für das gesamte erste Quartal den vierten Rang zu belegen. Unabhängig vom Tesla-Sondereffekt erfreuten sich alternativ angetriebene Fahrzeuge erneut einer grossen Nachfrage. Im Vorjahresvergleich ist deren Marktanteil von 6,4 Prozent auf 10,2 Prozent gestiegen, wobei Modelle mit Hybrid-Motor (5,8% Marktanteil) gegenwärtig noch dominieren. Rein elektrisch betriebene Fahrzeuge (4,2% Marktanteil) werden in Zukunft allerdings wohl parallel zur Modelloffensive praktisch aller Volumenhersteller zahlen- und marktanteilsmässig überproportional zulegen. Im Gegensatz dazu sank der Anteil an Neufahrzeugen mit Diesel­motor erneut auf derzeit noch 28,2 Prozent (Q1/2018: 31,5%).
 
Vorderhand dominieren Personenwagen mit Verbrennungsmotoren weiterhin die individuelle Mobilität. Im ersten Quartal vermochte Volkswagen (7944 PW, +14,9%) nach einem eher durch­wachsenen Vorjahr die Führung im Top-10-Marken-Segment wieder zu festigen, da die bisher unmittelbaren Mitbewerber Mercedes-Benz (6149 PW, -1,4%) und BMW (5409 PW, -5,7%) erneut weniger Neuwagen verkaufen konnten. Im Vergleich dazu wurden im Volkswagen­konzern offensichtlich einige Weichen richtig gestellt, verbuchten doch auch Skoda (6128 PW, +24,3%), Audi (4133 PW, +4,3%) und Seat (3349 PW, +11,6%) ein erfolgreiches ersten Quartal. Skoda und Seat rückten dadurch in der Rangliste der Top-10-Marken um je einen Platz vor. Ford (3379 PW, -6,7%) vermochte sich hingegen nur knapp auf dem sechsten Rang zu halten, während sich Opel (2020 PW, -34,9%) aus den Top-10 verabschieden musste, ein Schicksal, dass auch Renault (2467 PW, -16,5%) oder Peugeot (2277 PW, -3,0%) im zweiten Quartal ereilen könnte. Toyota (2524 PW, +10,4%) hat den Sprung in die Top-10 bereits geschafft, Volvo (2209 PW, +8,2%) steht auf Rang 11 möglicherweise kurz davor.

Top-10-Marken im Neu- und Gebrauchtwagenmarkt (CH + FL)
Erhebungszeitraum: Januar bis März 2019 (Rangierung 2018 in Klammern)

Rang Neuwagen +/- % Marktanteil Gebrauchtwagen +/- % Marktanteil
1 Volkswagen (1) 14.9% 11,0% Volkswagen (1) 0.8% 13,8%
2 Mercedes-Benz (2) -1.4% 8,5% BMW (2) 4.3% 8,1%
3 Škoda (4) 24.3% 8,5% Audi (3) -0.9% 7,5%
4 BMW (3) -5.7% 7,5% Mercedes-Benz (4) 3.9% 7,0%
5 Audi (5) 4.3% 5,7% Opel (5) -10.5% 5,3%
6 Ford (6) -6.7% 4,7% Renault (6) -9.5% 4,6%
7 Seat (8) 11.6% 4,6% Ford (8) 1.3% 4,4%
8 Toyota (-) 10.4% 3,5% Peugeot (7) -4.3% 4,3%
9 Renault (9) -16.5% 3,4% Škoda (-) 4.4% 3,8%
10 Peugeot (10) -3.0% 3,2% Fiat (10) -1.7% 3,6%
  Total Ø 4,2% 60,7% Total Ø -0,8% 62,3%


Während ein Neuwagen verkauft wird, wechseln drei Gebrauchte den Besitzer
Das Verhältnis von einem Neuwagen auf drei Gebrauchte bleibt sich seit Jahren im Durchschnitt gleich. Trotzdem sind auf Markenebene markant unterschiedliche Nachfrage­entwicklungen festzustellen. Während Lieferengpässe bei Neuwagen eine erhöhte Nachfrage nach Occasionen zur Folge habe können (und umgekehrt), deutet ein parallel verlaufender Nachfrageeinbruch auf strukturelle Probleme hin. Andererseits kann eine Modelleinführung oder die Ersatzbeschaffung von Flottenfahrzeugen nicht nur die Nachfrage nach Neuwagen, sondern auch die nach vorteilhaften Occasionen derselben Marke punktuell stimulieren.
 
Gesamthaft wurden von Januar bis März 2019 211'247 Handänderungen (-0,9%) registriert. Dabei vermochte Volkswagen seinen unangefochtenen Spitzenplatz in der Top-10-Marken­rangliste problemlos zu behaupten (29'047 PW, +0,8%). Dahinter finden sich dieselben Mit­bewerber auf den Rängen 2 bis 6, wie bereits im Vorjahr. Dies sind BMW (17'176 PW, +4,3%), Audi (15'800 PW, -0,9%), Mercedes-Benz (14'701 PW, +3,9%), Opel (11'207 PW, -10,5%) und Renault (9632 PW, -9,5%). Knapp dahinter tauschten Ford (9354 PW, +1,3%) und Peugeot (9105 PW, -4,3%) die Plätze, rangiert Škoda (7999 PW, +4,4%) auf Kosten von Toyota neu auf Rang 9 und belegt Fiat (7582 PW, -1,7%) erneut Rang 10.
 
«Das reale Nachfrageverhalten hat in allen Branchen einen Einfluss auf den Preis. Dies gilt auch für Gebrauchtwagen und deren Restwerte. Bei Verbrennern profitieren aktuell speziell Benziner, während die Kombination aus stark steigender Nachfrage und nach wie vor über­schaubarem Angebot auch die Restwerte von alternativ angetriebenen Occasionen im Vorjahresvergleich um mehr als 10 Prozent ansteigen liessen. Diese Entwicklung wird sich im weiteren Jahresverlauf vergleichbar fortsetzen», weiss Robert Madas, Director Insights & Analysis ALPS bei Eurotax.
 
Weiter sinkende Angebotstage
Obschon im Vorfeld der WLTP-Einführung im europäischen Ausland tausende Fahrzeuge vor September zugelassen wurden, fanden nur wenige dieser neuwertigen Gebrauchtwagen den Weg in die Schweiz. Auch wurde ein Grossteil der alternativ angetriebenen Neuwagen hierzulande offenbar nicht als Ersatz für einen Verbrenner, sondern als Zweit- oder Dritt­fahrzeug angeschafft. Wenig überraschend sanken deshalb die Standzeiten der online zum Verkauf stehenden Occasionsfahrzeuge im ersten Quartal – trotz der im Vorjahresvergleich um 8 Prozent gestiegenen Kurzzulassungen – auf aktuell noch 65 Tage (-4 Tage: -6,1%). Am stärksten nachgefragt wurden erneut Fahrzeuge der Microklasse (55 Tage, -6,2%) und Kleinwagen (55 Tage, -4,9%). Auch Kompakt- und Minivans (61 Tage, -13,9%), SUVs und Geländewagen (62 Tage, -6,5%) sowie Fahrzeuge der Unteren Mittelklasse (62 Tage, -7,8%) fanden schneller einen neuen Besitzer, als der Durchschnitt aller Gebrauchtwagen. Länger auf einen Besitzer warten mussten hingegen Occasionen der Mittelklasse (70 Tage, -3,4%), Fahrzeuge der Oberen Mittelklasse (81 Tage, -4,3%), Cabriolets und Roadster (82 Tage, -5,2%), Coupés (91 Tage, +1,9%) sowie Fahrzeuge der Luxusklasse (92 Tage, -2,4%).

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