«Mobilität ist dazu da, um sich gut zu fühlen»

Podiumsdiskussion Verkehrszukunft

«Mobilität ist dazu da, um sich gut zu fühlen»

17. Januar 2023 agvs-upsa.ch – Im Detail sind die Meinungen verschieden, doch über vieles herrscht Einigkeit, als Grünliberalen-Präsident Jürg Grossen, Cecra-Chef Bernard Lycke und Astra-Direktor Jürg Röthlisberger die Zukunft der Mobilität diskutieren. Etwa, dass ein Entweder-oder nicht die Antwort sein kann.

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tpf. Podiumsdiskussionen sollen, ja müssen widersprüchliche Meinungen enthalten – und an strittigen Themen fehlt es nicht, als am 17. «Tag der Schweizer Garagisten» Jürg Grossen, Präsident der Grünliberalen Partei (GLP), Bernard Lycke, Generaldirektor des europäischen Autohandelsdachverbandes (Cecra) und Jürg Röthlisberger, Direktor des Bundesamts für Strassen (Astra), über die Verkehrs- und Energiezukunft debattieren. Umso verblüffender: In vielem sind sich die drei Experten einiger, als man es vermuten würde.

«Mobilität wurde nicht erfunden, um sich schuldig zu fühlen – sie ist dazu da, um sich gut zu fühlen!», betont Astra-Chef Röthlisberger und spricht den Verkehrsmix der Zukunft an. «Wir lösen die Verkehrsfrage nicht allein mit einem Verkehrsträger. Es braucht alle. Die Gesellschaft will fossilfreie Mobilität, das wurde an der Urne entschieden. Aber das ist eine lange Reise.» Grossen stimmt zu: Es brauche alle Verkehrsmittel. Also ist auch für ihn nicht der ÖV die eine Lösung? «Nein», so Grossen, er sei ja auch Autofan. Aber er frage sich immer, welche Mobilitätsform die beste für einen Weg sei. «Multimodales Vorgehen», schaltet sich Lycke nickend ein, «ist das Intelligenteste. Ich bin mit Flugzeug, Zug und Taxi gekommen – man muss nicht immer Auto fahren.»

Was aber ist der richtige Antriebsweg? «Das eine zu tun, aber das andere nicht zu lassen», wendet sich Röthlisberger gegen Technologieverbote. «Es braucht punktuellen Infrastrukturaufbau – Strasse wie Schiene. Und wir müssen effizienter nutzen, was wir haben.» Eine Meinung, die Grossen teilt. Doch der GLP-Präsident gibt zu bedenken: «Die Schweiz war mal führend in der Elektrifizierung der Eisenbahn. Davon profitieren wir bis heute.» Aber es mangle an der Umsetzung von Innovationen. Die Schweiz sei auch in Solarenergie oder Synfuels führend gewesen, produziert werde aber nun woanders. Der Astra-Chef widerspricht: «Wir sind viel weiter etwa bei Schnelladestationen oder Gesetzgebung zum autonomen Fahren als beispielsweise Deutschland. Innovation ist da. Aber wenn wir beim Megatrend Dekarbonisierung vorne sein wollen, müssen wir früh aufstehen.» Dies geschehe aber auch.

Röthlisberger glaubt nicht, dass eine Technologie die andere ablöse. «Es wird wohl eher Parallelwelten geben. Wir wollen keine fossilen Treibstoffe mehr verbrennen, aber der Verbrennungsmotor wird Zukunft haben.» Grossen wendet den höheren Energiebedarf – «das Mehrfache» – für Synfuels ein, stimmt aber zu, spezielle Fahrzeuganwendungen oder Flugzeuge werden synthetische Treibstoffe benötigen. Und man könne sie wie zur Zwischenspeicherung die Akkus von E-Autos nutzen, um etwa über den Winter Energie zu speichern. «Wir sind für Technologieneutralität», ergänzt Lycke zum geplanten 2035er EU-Verbrennerverbot, «wir kamen immer zu dem Schluss. Nun wird dies infrage gestellt und ein Entscheid gefällt, von dem man nicht weiss, ob er umgesetzt werden kann. Und wir geben die Elektromobilität aus der Hand – an China. Wollen wir das? Wir möchten die Möglichkeit zu Verbrennungsmotoren erhalten.» Und die EU sei dafür ja durchaus noch offen.
 
Die ausführliche Berichterstattung zum «Tag der Schweizer Garagisten 2023» lesen Sie im AUTOINSIDE 2/2023.



Alles über den «Tag der Schweizer Garagisten» 2023
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