Warum sich neben den Rohstoffpreisen auch die Globalisierung rächt

Teure Reifen

Warum sich neben den Rohstoffpreisen auch die Globalisierung rächt

21. März 2022 agvs-upsa – Seit Monaten steigen die Preise für neue Autoreifen kontinuierlich an. Markus Brunner, Country Manager Apollo Tyres (Schweiz) AG, kennt die Gründe und weiss, wie Garagisten am besten auf diesen Preisanstieg reagieren. Er sieht in der Teuerung auch eine «Abkühlung» des globalen Konsums. 

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Die Produktion der Reifen läuft normal, aber der Weg von A nach B hat sich massiv verteuert. Fotos: Apollo Tyres (Schweiz) AG

Um 10 bis 12 Prozent sind die Reifenpreise für Personenwagen im Vergleich zur Situation vor zwei Jahren gestiegen. Eine genaue Prozentzahl ist schwierig zu nennen, weil auch Spekulationen bei der Preisbildung mitspielen. «Schauen Sie, es geht ja nicht nur um Autoreifen, wir sehen das Phänomen in allen Bereichen, ob Kleidung, Lebensmittel oder Benzin, überall sind die Preise massiv gestiegen», sagt Markus Brunner. Er ist Country Manager bei Apollo Tyres (Schweiz) AG und seit 18 Jahren für den Konzern tätig. «Die Pandemie mag ein Treiber sein, aber es ist auch eine Tendenz spürbar, dass sich erstens ärmere Länder mit den Preisen an den reichen Westen angleichen und zweitens, dass ein Umdenken in Sachen Konsum stattfindet.» Der Preisanstieg hänge auch mit der Globalisierung und dem Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit zusammen.

Wichtig sei es, transparent zu kommunizieren und dem Kunden die Gründe für den Aufpreis zu nennen. Brunner empfiehlt, stets konkrete Antworten zu geben. Als Haupttreiber nennt er die drei Kostenfaktoren Energie, Rohstoff und Transport. Wobei die Teuerung eben auch mit den stets wachsenden und ausgelagerten Produktionsstätten im Ausland einhergehe. Sie sei ein Ergebnis des Anspruches, die Kosten für Produkte und deren Herstellung immer möglichst tief zu halten. Das rächt sich in Krisenzeiten beispielsweise mit Engpässen auf Transportwegen. «Es dauert momentan einfach länger, bis die Ware das Lager verlassen kann.» Die Produktion der Reifen läuft normal, aber der Weg von A nach B hat sich massiv verteuert. Egal ob auf dem Seeweg aus Indien oder auf der Strasse aus Holland und Ungarn.

Apollo ist neben diversen Standorten in Indien, mit einem Werk in Ungarn und in Holland positioniert. Die knappen Transportkapazitäten gelten vor allem für die Produktionsstätten im Osten, wie Brunner sagt. Die Situation habe sich 2021 massiv zugespitzt. Neben den Verzögerungen im Transport lassen vor allem die erhöhten Rohstoffpreise die Kosten in die Höhe schnellen. «Im Pneu sind so viele Komponente wie Stahl, Nylon und Kautschuk sowie viele Komponenten, die aus Erdöl enthalten, sodass sich die Kosten schnell summieren.» Das Gewicht spielt beim Endpreis eine entscheidende Rolle. Denn wenn die Rohstoffpreise steigen, dann auch der Kilopreis. «Mehr Gewicht fällt automatisch mehr ins Gewicht», bringt es Brunner auf den Punkt. Deshalb fällt auch die Preissteigerung bei LKW- oder Agrarreifen um ein Vielfaches extremer aus. Die Pneus für die Schweren sind in der Materialzusammensetzung etwas anders, wiegen mehr und sind entsprechend teurer.  

Wenn die Preise für Autoreifen in dieser Form steigen, dann spürt das am Ende der Kunde. Die Garagisten müssen den erhöhten Einkaufspreis weitergeben. «Den Betrieben geht es in dieser Hinsicht nicht anders als uns Herstellern», sagt Markus Brunner weiter. «Wir geben die Mehrkosten an die Garagisten weiter, und diese wiederum an ihre Kunden.» Die Marge bei Reifen sei generell so tief, sodass eine andere Rechnung gar nicht aufgehen könne. Der hohe Preis ist die neue Kalkulationsbasis für die Margenberechnung. Was an Teuerung ansteht, geht deckungsgleich an die Kundschaft weiter. 

 
Einen positiven Impact auf die Marge bei Reifen hat derzeit hingegen der Markt mit Ersatzreifen. Denn während die Erstbereifung wegen der anhaltenden Chipkrise ins Stocken gerät, floriert der Markt mit Zweitbereifungen. «Davon profitieren auch die Garagisten stark», sagt Brunner. Er spreche hier aber vor allem für den Markt in der Schweiz. Das Geschäft mit den Reifen für Gebrauchtwagen sei auch ein Grund, weshalb weder die Teuerung der Rohstoffe noch die anhaltende Chipkrise einen grossen Einfluss auf den Erfolg von Apollo Tyres Schweiz AG gehabt habe. «Wir haben vieles mit dem Geschäft von Ersatzreifen, so auch den Verlust bei den Erstbereifungen, wieder eingeholt», sagt er. Zudem sei es gelungen, die gestiegenen Preise umzuwälzen respektive eben weiterzugeben. «Wir sind gut unterwegs», so das Fazit von Markus Brunner. Er sieht dem weiteren Verlauf des Reifengeschäftes in der Schweiz trotz Preiserhöhung optimistisch entgegen.
Die Preise hängen vom Gewicht der Reifen ab. Das verteuert vor allem Pneus im LKW- und Agrarbereich. Im Bild: Der neue Apollo Terra Pro 1044.
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