Ersatzteile aus der Wolke

Das richtige Ersatzteil zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Für die Effizienz einer Werkstatt ist dies das A und O. Auch hier können IT-Lösungen wichtige Dienste leisten.
 

 
Digitalisierung ist mehr als nur ein Schlagwort. Digitale Prozesse prägen die Autowerkstatt der Zukunft. Ein Projektteam der Universität St. Gallen untersuchte und analysierte die Prozessschritte von der Kundenannahme bis zum Auftragsabschluss und suchte nach Lösungen, um die Effizienz im Aftersales zu erhöhen. Teil 4 unserer Serie befasst sich mit Lösungen im Bereich Ersatzteile.

Ganzheitliche Softwarelösungen helfen bei der Integration sämtlicher Prozessschritte. Als Beispiel für solche voll integrierten Lösungen nennen die Autoren der Projektarbeit «Stieger Software». Die Softwarelösung wurde für Garagenbetriebe jeder Art und Grösse konzipiert. Sie bildet dank mehr als 850 Schnittstellen nicht nur die internen Prozesse ab, sondern ist auch in der Lage, einen direkten Zugang zu externen Partnern wie Importeuren, Herstellern, Autobewertern sowie Ersatzteil- und Zubehörlieferanten zu gewährleisten. Der grosse Vorteil dieser Softwarelösungen besteht darin, ein einheitliches System ohne Medienbrüche von der Werkstattplanung bis zur Lohnbuchhaltung anzubieten.

Auch Robotic Process Automation (RPA) kann in verschiedenen Prozessschritten zum Einsatz kommen. Es handelt sich hierbei um ein Tool, das repetitive Prozesse automatisiert und beschleunigt. Die Folgen sind schnellere und dadurch kostengünstigere Prozesse. Im Bereich Ersatzteile können RPA-Tools eingesetzt werden, um Datenbanken für Ersatzteile zu durchsuchen.

Sogenannte Remote Services schaffen ein offenes Ökosystem zwischen Autobesitzer, Garagist und weiteren Anbietern wie Versicherungen oder Tankstellenbetreibern. Autosense, ein Joint Venture der Amag und der Swisscom, ist daran, eine Cloud-Lösung im Schweizer Fahrzeugmarkt zu etablieren. Kunden können ihre Fahrzeugdaten mit der Garage teilen. Meldet eine Fahrzeugkomponente einen Fehler, wird dieser in Echtzeit auf dem mobilen Endgerät angezeigt. Der Nutzer hat die Möglichkeit, seine Garage über die App zu kontaktieren und direkt einen Termin zu vereinbaren. Für die Werkstatt bedeutet dies, dass sie den Reparaturprozess bereits vor dem Eintreffen des Fahrzeugs starten kann – indem sie beispielsweise die richtigen Ersatz-
teile bestellt.

Um die konkrete Ersatzteilbestellung geht es auch beim vierten Input der Studierenden: Dank einem QR-Code können Werkstätten die ihnen anvertrauten Fahrzeuge schnell und leicht identifizieren. Im Web-Shop des Händlers wird das Fahrzeug mittels Fahrgestellnummer verlinkt. Dadurch können die benötigten Ersatzteile rasch gefunden werden – ebenso Produktinformationen, Wartungshandbücher oder Servicedokumente, die auf dem Tablet angezeigt werden können. Im NFZ-Bereich findet diese Technologie bereits Anwendung. «Eine ähnliche Lösung ist durchaus auch im PW-Bereich vorstellbar», halten die Autoren der Projektarbeit fest.

All diesen vier digitalen Technologien sprechen die HSG-Studenten eine Gemeinsamkeit zu: Die Umsetzungskosten sind nicht allzu gross, die potenzielle Zeitersparnis jedoch spürbar.
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