Alles neu im Forum Fribourg

Es ist ein Meilenstein in der noch kurzen Erfolgsgeschichte der Swiss Automotive Show. Die vierte Ausgabe der Fachmesse der Swiss Automotive Group (SAG) wird am 6. und 7. September nicht mehr im Landeslager in Niederbipp über die Bühne gehen, sondern im Forum Fribourg.

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sco. Alles spricht von Digitalisierung, von Industrie 4.0 oder vom Internet der Dinge. Was dabei oft vergessen geht: Der persönliche Kontakt bleibt auch im 21. Jahrhundert von grosser Bedeutung. So schnell wie die Technologien lässt sich das Verhalten des Menschen nicht verändern. «Events bleiben ein sehr wichtiger Teil unserer Kommunikation», sagt Sébastien Moix, SAG-Marketingchef und in dieser Funktion Organisator der mit Abstand umfangreichsten Fachmesse im automotiven Aftermarket der Schweiz.

Stetig gewachsen
Gestartet ist die Swiss Automotive Show im Jahr 2016 noch bescheiden: 27 Aussteller präsentierten ihre Produkte und Dienstleistungen im Landeslager der SAG in Niederbipp. Der Event trug das Etikett «Hausmesse» noch zu Recht. Ein Jahr später waren bereits 70 Aussteller vor Ort und 2018 wuchs deren Zahl auf 108. «Zuletzt mussten wir sogar einigen Lieferanten absagen», erklärte Sébastien Moix im September 2018 im Interview mit AUTOINSIDE.

Das Landeslager in Niederbipp war an seine Kapazitätsgrenze gestossen. Daran änderten auch zwei grosse Zeltbauten nichts, in denen ein Grossteil des Caterings und verschiedene Ausstellungsstände untergebracht waren. Denn während der Swiss Automotive Show musste das Landeslager weiterhin möglichst reibungslos funktionieren – tausende Schweizer Garagisten und Carrossiers verliessen sich auch in diesen Tagen auf die Zuverlässigkeit und die Pünktlichkeit der Lieferungen von Derendinger, Technomag oder Matik.

Moix: «Ich habe mir nicht nur Freunde gemacht»
Entsprechend gross war der Aufwand der SAG-Logistiker an den Messetagen sowie während dem Auf- und Abbau. «Ich habe mir nicht nur Freunde gemacht», sagt Sébastien Moix lachend. Für den Organisator wurde klar: «Wollen wir wachsen, müssen wir den Standort wechseln.» Kurz nach der SAS 2018 gab Moix bekannt, dass die Messe ab 2019 im Forum Fribourg stattfinden werde.

Das Forum Fribourg ist für die Swiss Automotive Show in verschiedener Hinsicht ein optimaler Standort: Exakt auf dem Röstigraben gelegen, ist es aus der Deutschschweiz und aus der Romandie gut erreichbar. Sowohl von Zürich wie von Genf beträgt die Fahrzeit rund anderthalb Stunden. Die Messehalle befindet sich nur 300 Meter von der Autobahnausfahrt Freiburg Nord entfernt und verfügt über 800 Parkplätze. Zudem organisieren Moix und sein Team erneut Busfahrten aus allen Landesteilen. Wer mit dem öffentlichen Verkehr anreist, ist in elf Minuten vom Bahnhofplatz mit der Buslinie 1 im Forum unmittelbar neben der Eishalle des HC Fribourg-Gottéron.

Doppelt so gross wie 2018
«Der Umzug verschafft uns die Möglichkeit, unseren Ausstellern mehr Platz zur Verfügung zu stellen», nennt Moix den grossen Pluspunkt des neuen Standorts. So wird die Swiss Automotive Show mit einer Ausstellungsfläche von 9000 Quadratmetern doppelt so gross sein wie letztes Jahr in Niederbipp. Absagen an interessierte Zulieferer sind kein Thema mehr, im Gegenteil. Sébastien Moix rechnet mit rund 150 Ausstellern und 6000 bis 7000 Besucherinnen und Besuchern in Freiburg.

Eine eindrückliche Vielfalt
Selbstverständlich sind unter den 150 Ausstellern sämtliche Unternehmen und Kompetenzzentren der SAG-Gruppe: Die Marken Derendinger, Matik und Technomag präsentieren ihre neuen Online-Shops und Werkstattkonzepte. Die Firma Normauto, die auf den Vetrieb von OE-Ersatzteilen spezialisiert ist, zeigt ihr Sortiment, das 17 Automobilmarken abdeckt. Die Werkstattdienstleistungen von E. Klaus sowie die technische Hotline und das Ausbildungsprogramm von TechPool runden das Angebot ab.

Rund 60 Zulieferer, mehrheitlich Erstausrüster, stellen ihr Produktsortiment für PW und Nutzfahrzeuge vor. Im Hinblick auf die Reifensaison 2019/20 werden zehn Reifenhersteller ihre Produkte präsentieren. Weiter sind 30 Hersteller von Werkstatteinrichtungen und Werkzeug aus den Bereichen Hebetechnik, Reifenservice, Klimaanlage, Diagnose, Lagerung und Reinigung vor Ort. Rund 30 Anbieter von Schmierstoffen, chemischen Produkten, Lacken und Verbrauchsgütern zeigen ihre Produktneuheiten und locken mit attraktiven Messeangeboten. Verschiedene Dienstleister in den Bereichen Werkstatt-Software, technische Daten, Versicherung, Mobilität und Recycling vervollständigen die imposante Liste an Ausstellern.

Zwei neue Schwerpunktthemen
Die grosszügigen Platzverhältnisse erlauben es Sébastien Moix und seinem Team nicht nur, mehr Aussteller auf mehr Quadratmetern zu zeigen. Die SAS baut die Themenbereiche Nutzfahrzeuge und Carrosserie massiv aus. Im NFZ-Bereich ist die Swiss Automotive Group mit ihrer Marke Matik stark vertreten, im Bereich Carrosserie und Lack hat Moix mit der André Koch AG einen Co-Organisator an Bord geholt.

Bildung und Jugend
Weitere Schwerpunkte bilden erneut das TechForum mit neu acht Fachvorträgen auf Deutsch und Französisch sowie die TechSkills, wo die jungen Messebesucher ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten unter Beweis stellen können. Die Organisatoren rechnen mit rund 1000 Nachwuchskräften, welche die Fachmesse besuchen.

Die Swiss Automotive Show hat sich als fixer Bestandteil im Schweizer Autojahr etabliert: als Ort der Information und des Austauschs, wo sich Branchenprofis aus erster Hand über neue Entwicklungen im Aftermarket informieren können und den direkten Kontakt mit den Herstellern finden. Doch die SAS ist auch eine Begegnungsstätte, wo dank exzellentem Catering und attraktivem Rahmenprogramm Raum für Unterhaltung und zwanglose Gespräche unter Kollegen bleibt. Sébastien Moix: «Natürlich wollen wir eine Plattform der Information und des Know-how-Transfers sein. Aber unsere Gäste sollen vor allem auch eine gute Zeit bei uns haben.» In diesem Sinne: À bientôt, à Fribourg!
 
Interview mit Sandro Piffaretti und Olivier Métraux
SAS – die innovative und persönliche Alternative

Ein Duo, das bestens harmoniert: Olivier Métraux (l.) und Sandro Piffaretti führen die SAG seit zehn Jahren gemeinsam.​

Vernetzte Autos, künstliche Intelligenz und überlastete Strassen: Olivier Métraux und Sandro Piffaretti, Verwaltungsratpräsident und VR-Delegierter der Swiss Automotive Group (SAG), erklären, wie sie die Herausforderungen in der Zuliefererbranche angehen wollen.

 

sco. Herr Métraux, die Swiss Automotive Show findet erstmals nicht im SAG-Landeslager in Niederbipp statt, sondern mit 150 Ausstellern im Forum Fribourg. Wie erklären Sie sich diese rasante Entwicklung?
Olivier Métraux, Verwaltungsratspräsident SAG: Die SAS-Messe erfüllt das reale Bedürfnis unserer Kunden, Zeit mit ihren Zulieferern, aber auch mit den Ausrüstern verbringen zu können, um Themen ihres Alltagsgeschäfts anzusprechen. Bei einer klassischen Messe ist das nicht möglich; die SAS ist dafür die Lösung.

Herr Piffaretti, vor rund zehn Jahren fusionierten Sie Derendinger und Technomag zur SAG. Wie haben Ihre Kunden, die Garagisten, von diesem Zusammenschluss profitiert?
Sandro Piffaretti, Delegierter des Verwaltungsrats SAG: Dank dieser Annäherung über die Jahre profitieren unsere Kunden von einer zunehmend effizienteren Logistik und einem immer grösseren Produktangebot. Wir konnten zudem bedeutende Mittel zur Entwicklung des modernsten Online-Ersatzteilkatalogs, den es auf dem Markt gibt, bereitstellen.

Gleichzeitig werden die Marken eigenständig weitergeführt, sind Konkurrenten im Markt und haben auch ein eigenständiges Image. Warum leistet sich die SAG zwei Marken im selben Markt?
Métraux: Ein Grossteil unserer Kunden bevorzugt ganz klar eine dieser beiden Marken. Wir haben uns von Anfang an dazu entschieden, ihre Wahl zu respektieren und sie weiterhin gemäss ihren Lieblingsfarben zu bedienen.
Beschreiben Sie uns bitte Technomag in drei Worten.
Piffaretti: Ein Qualitätspartner, der sich abhebt.

Und Derendinger?
Métraux: Ein effizienter und flexibler Partner.

Sie waren in den letzten Jahren sowohl Aussteller in Halle 7 am Auto-Salon wie auch Veranstalter der SAS. Wo liegt der grösste Unterschied zwischen den beiden Formaten?
Métraux: An der SAS können Besucher direkt mit Ausrüstern und Autoteileherstellern sprechen. So können sie die sehr breite Produktpalette im Detail entdecken, die wir gemeinsam mit fachlichen Ansprechpersonen präsentieren. Ausserdem verfügen wir über mehr Raum, um all unsere Konzepte und Dienstleistungen mit unseren Expertenteams vorzustellen.

2020 verzichten Sie auf die Präsenz in Genf. Warum?
Piffaretti: Wir haben uns entschieden, uns auf die SAS zu konzentrieren und unseren Kunden eine innovative und persönliche Alternative zu bieten.

Die Mobilität ist einem rasanten Wandel unterworfen. Welche Veränderungen bringen Elektromobilität und autonomes Fahren für die Zuliefererbranche?
Piffaretti: Elektroautos und selbstfahrende Fahrzeuge werden zur Erweiterung der von uns angebotenen Produktpalette beitragen. Seit 20 Jahren ändert sich das Produktangebot unaufhörlich. Wir sehen diese Entwicklung als weitere neue Chance. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die gesamte Fahrzeugflotte Jahre brauchen wird, um sich in diese Richtung zu entwickeln. 

Was sind aktuell, was morgen die grössten Herausforderungen für die Zuliefererbranche?
Métraux: Unsere Branche wird sich vielen Herausforderungen stellen müssen, etwa vernetzten Autos, Fahrzeugen mit diversen Antriebstechnologien, Shared Mobility, der Überlastung des Strassenverkehrs, um nur einige zu nennen. Die Mobilität wird jedoch immer Serviceleistungen benötigen. Da sind wir gefragt, uns anzupassen.

Und für die Garagisten?
Piffaretti: Der Konsument wendet sich verstärkt transparenten und vernetzten Dienstleistern zu, die einfache, schnelle und günstige Lösungen für seine Probleme bieten. 

Die Logistik wird in Ihrer Branche zu einer immer grösseren Herausforderung. Welche Möglichkeiten bieten Ihnen da Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) – kommt das Ersatzteil beispielsweise bald per Drohne?
Piffaretti: Die Lieferung von Ersatzteilen durch Drohnen wird es in absehbarer Zeit noch nicht geben. Die technologischen Entwicklungen erlauben dagegen eine immer rationellere und effizientere Logistik. Die Überlastung der Strassen in einigen Regionen bleibt ein reales Problem und treibt die Entwicklung unseres Logistiknetzes voran, damit wir stets den Erwartungen unserer Kunden gerecht werden können.

Welche Gefahren bergen Digitalisierung und KI andererseits für Ihre Branche?
Métraux: Das vernetzte Fahrzeug stellt eine Gefahr der direkten Kontrolle durch den Automobilhersteller in Bezug auf Unterhalt und Reparatur der Fahrzeuge dar, was das Risiko von Monopolbildung und überhöhten Preisen verschärft. Der unabhängige Vertriebsmarkt arbeitet ohne Unterlass an Lösungen, um den Konsumenten auch in Zukunft die freie Wahl beim Unterhalt ihrer Fahrzeuge zu bieten.

Mit TechPool bietet die SAG eine Möglichkeit des markenunab­hängigen Technologie-Trainings per Online-Kurs – was versprechen Sie sich als Zulieferer von dieser Investition in die Bildung?
Métraux: Dank dem E-Learning werden mit Sicherheit sehr viel mehr Werkstätten und Mechaniker von der fachlichen Weiterbildung profitieren. Es ist ein kostenloses Angebot, das rund um die Uhr zeitunabhängig und meistens für verschiedene fachliche Niveaus zur Verfügung steht. Wir möchten die fachliche Weiterbildung für unsere Kunden günstiger und beliebter machen. 

Sie haben in den letzten Monaten mit der SAG die Beteiligung an der Davasa erhöht, sich ein grosses Aktienpaket an der Wagen International d.o.o in Serbien gesichert und wollen Ihre Zusammenarbeit mit Hella Gutmann vertiefen – hält der Wachstumskurs und Appetit der SAG 2020 weiter an?
Métraux: Unsere Gruppe wird ihr Wachstum fortsetzen und sich auch in Zukunft punktuell an europäischen Branchenunternehmen beteiligen.

Muss man auch in der Zuliefererbereich wachsen, um überhaupt überleben zu können?
Piffaretti: Wir befinden uns in einem stark konsolidierten europäischen Markt. Obwohl die Grösse an sich nicht das Ziel sein kann, ist eine kritische Mindestgrösse für die Bereitstellung von konkurrenzfähigen Dienstleistungen für unsere Kunden unerlässlich und somit auch für unseren Erfolg als Anbieter von Zubehör und Dienstleistungen für die Automobilindustrie.  

Profitiert auch der Schweizer Garagist von diesem Wachstum?
Piffaretti: Ja, natürlich. Wir sind somit in der Lage, grosse Summen in die Entwicklung unserer Dienstleistungen zu investieren, zum Beispiel in die Logistik, die Informatik oder die Verwaltung der Produkt- und technischen Daten. Dadurch können wir unseren Kunden weiterhin eine Unterstützung bieten, die den Entwicklungen der Technologie und des Marktes entspricht.

Wie bleiben Sie eigentlich am Puls der Garagisten? Wie oft sind Sie in Garagen anzutreffen und tauschen sich mit Ihren Kunden aus?
Piffaretti: Mobilität und Fahrzeuge sind für mich Leidenschaft. Darum ist es für mich nicht schwierig, mindestens jede zweite Woche bei einem Kunden zu sein. Ich besuche auch Werkstätten, die noch nicht Kunden sind, um die Bedürfnisse noch besser zu verstehen. Sie alle haben etwas gemeinsam: Werkstätten möchten ihre Arbeit professionell umsetzen und gegenüber den Konsumenten und Automobilisten eine zuverlässige Arbeit erledigen. Sie mögen es nicht, ihre Zeit mit administrativen Arbeiten zu verbringen. Darum versuchen wir mit allen Mitteln, dem Garagisten diese Arbeit abzunehmen. Bei uns gilt: «Drei Klicks und du hast, was du brauchst» oder «eine Telefonnummer und du bekommst, was du brauchst». Einfach, einfacher! Schnell, schneller! Aber immer persönlich! Wir sind mit unseren über 70 Filialen sehr lokal aufgestellt und nahe beim Kunden. Kurz: Wir sind für unsere Kunden da.



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