Neues Netzwerk sagt unnötigem Scheibenersatz den Kampf an
Die Symbolik hätte kaum passender sein können – und die Botschaft kaum deutlicher: Wir wollen hoch hinaus. Anfang Monat lud Repanet Suisse zum Kickoff-Event im Prime Tower: gläserne Fassade, 126 Meter hoch, 36 Etagen, prächtiger Blick über Zürich. Es war der offizielle Startschuss für «GlassRep», das Schweizer Netzwerk für Glasreparaturen.
Die Verantwortlichen zeigten gleich zu Beginn, in welchen Kategorien sie denken, als sie von einer «Vision» sprachen. Vor allem aber vermittelten sie mit Nachdruck, dass es höchste Zeit ist, ein wichtiges Thema anzugehen. Enzo Santarsiero, der scheidende Managing Director von Axalta – André Koch und gemeinsam mit dem fünfköpfigen Beirat Initiant des Projekts, sagte: «Wenn wir jetzt nichts tun, dann werden wir ein Problem kriegen – wir alle.»
Reparatur hat mehrere Vorteile
Ein zentraler Faktor dabei ist, dass in der Schweiz zu viele Glasscheiben ersetzt werden. Bei jährlich rund 240'000 kaputten Scheiben, die 325 Millionen Franken Umsatz generieren, beträgt die Reparaturquote 20 Prozent. Daniel Fuchs, der «GlassRep» als Leiter zum Erfolg führen soll, sagte: «30 Prozent wären ein sehr guter Wert. Wir haben also noch viel Luft nach oben.» Carrosserien kommen im Schnitt nicht über 10 Prozent, während beispielsweise grosse Garagen-Netzwerke deutlich höhere Quoten erreichen.
Eine Steigerung der Quote wäre auch ein ökologisches Statement. Marcel Stettler von der Axa-Versicherung zeigte in seinem Kurzreferat nicht nur auf, dass die Kosten für PW-Frontscheiben seit 2020 von im Schnitt 677 auf 876 Franken gestiegen sind und schweizweit rund 40'000 Scheiben unnötig ersetzt werden. Sondern er präsentierte auch eine eindrückliche Zahl aus einer Empa-Studie: Eine einzige Reparatur spart über 15 kg CO₂ ein. Fuchs ergänzte: «Vor zehn Jahren war das Thema Nachhaltigkeit vor allem Branding und Marketing. Heute ist es eine Erwartung – und morgen ein Muss.» Zumal Werkstätten bis 2050 eine Netto-Null erreichen müssen.
Eine höhere Reparaturquote nützt nicht nur Versicherern und der Umwelt, sondern auch den Betrieben. Eine Scheibe zu ersetzen, bringt auf den ersten Blick zwar mehr Umsatz (Kostenpunkt im Schnitt 1400 Franken) als eine Reparatur (300 Franken), dauert aber gut drei Stunden – und damit sechsmal länger. «Auf eine Stunde hochgerechnet ist der Deckungsbeitrag bei einer Reparatur fast doppelt so hoch», erklärt Fuchs.
985 Franken pro Schadenfall
Damit dieses Potenzial genutzt werden kann, braucht es klare Strukturen und geschulte Betriebe. 98 Carrosserie-Partner aus dem Repanet-Suisse-Netzwerk gehören bereits dazu, bis Ende Jahr sollen es 120 sein. Sie absolvieren ein modulares Schulungskonzept und werden im Rahmen von «Green Car Repair» zertifiziert; Sika, Glas Trösch, Derendinger und Teroson stehen den «GlassRep»-Betrieben als Partner-Lieferanten zur Verfügung. Die Fälle werden über ein externes, unabhängiges Schadenmanagement abgewickelt, basierend auf einem durchschnittlichen Verrechnungspreis von 985 Franken pro Fall, der Transparenz und Planbarkeit schafft – ergänzt durch ein Bonus-Malus-System als Anreiz für eine hohe Reparaturquote.
Und wann geht es richtig los mit «GlassRep»? Fuchs sagt: «Wir starten, wenn wir bereit sind und die Qualität stimmt.» Das dürfte im zweiten Quartal 2026 der Fall sein.