Autonomes Fahren

Schweizer sehen Vorteile, fordern aber Kontrolle

Die Allianz Versicherung eine internationale repräsentative Befragung zum Thema autonomes Fahren durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen ein ambivalentes Bild: Ein Grossteil der Befragten hebt den persönlichen Komfortgewinn hervor, sieht aber gleichzeitig erhebliche Vorbehalte gegenüber der Reife der Technologie.
Publiziert: 30. Oktober 2025

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AGVS-Newsdesk


										Schweizer sehen Vorteile, fordern aber Kontrolle
Foto: BMW

Bei der Studie zum Autonomen Fahren der Allianz Versicherung zeigt sich, dass mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) glaubt, dass automatisierte Fahrzeuge mindestens genauso sicher sind wie menschliche Fahrer:innen. Dennoch geben mehr als Zweidrittel der Befragten an, dass es für sie entscheidend ist, die Möglichkeit zu haben, jederzeit die Kontrolle zu übernehmen. «Überraschenderweise steht ein potenzieller Sicherheitsgewinn durch automatisiertes Fahren für die Schweizer Befragten nicht im Vordergrund. Nur 31 Prozent nennen dies. Spannend: Der grösste gesellschaftliche Nutzen wird in der erhöhten Mobilität für benachteiligte Gruppen erwartet, was 62 Prozent nennen», erklärt Cédric Wiederkehr, Leiter Automotive & Retail Allianz Suisse.

 

Komfort im Vordergrund

In der Schweiz erwarten die meisten Befragten durch autonomes Fahren vor allem Stressreduktion im Verkehr (44 Prozent) und die Möglichkeit, sich während der Fahrt anderen Tätigkeiten zuwenden zu können (42 Prozent). Eigene Erfahrungen sind jedoch kaum vorhanden. Insgesamt gibt weniger als die Hälfte der Befragten (37 Prozent) an, mit dem Thema Autonomes Fahren oder dessen Vorstufen vertraut zu sein. Bei vielen Befragten bestehen Zweifel am Reifegrad der autonomen Systeme. «Zwar glauben mehr als die Hälfte der Befragten in der Schweiz, dass autonome Fahrzeuge mindestens genauso sicher oder sogar sicherer sind als menschliche Fahrer. Dennoch bezweifeln 70 Prozent, dass die Technologie bei der Bewältigung von kritischen Fahrsituationen derzeit bereits ausgereift ist», erklärt Christian Sahr, Leiter des Allianz Zentrum für Technik (AZT).

Dazu kommt die teilweise negative Berichterstattung in den Medien. Unfälle mit autonomen Fahrzeugen schaffen es sofort in die Schlagzeilen. Das prägt die Wahrnehmung, während die vielen sicheren Fahrten kaum erwähnt werden. «Die Befragung verdeutlicht, dass in der Schweizer Bevölkerung noch grosse Unsicherheit bezüglich des Autonomen Fahrens herrscht. Es besteht ein hoher Aufklärungsbedarf, auch in Bezug auf Deckungslücken seitens Versicherungen. Erstaunlicherweise stehen Sicherheitsgewinne jedoch nicht im Vordergrund, sagt Cédric Wiederkehr, Leiter Automotiv & Retail Allianz Suisse, denn nur 31 Prozent diesen Aspekt.

 

Kontrollmöglichkeit entscheidend

Die Umfrage zeigt deutlich: 81 Prozent der Befragten finden es wichtig oder sehr wichtig, beim Autonomen Fahren jederzeit selbst wieder die Kontrolle über das Auto übernehmen zu können. «Die Ergebnisse machen deutlich, dass Vertrauen in Autonomes Fahren nicht allein von der Technik abhängt, sondern auch von der psychologischen Dimension der Kontrolle», so Michael Praxenthaler, Verkehrspsychologe am AZT. «Dieses Misstrauen entsteht weniger durch eigene Erfahrungen, sondern vor allem durch psychologische Faktoren: fehlende Vertrautheit mit der Technologie, die Angst vor Kontrollverlust, Schlagzeilen zu Einzelfällen und eine generelle Tendenz, unbekannte Risiken zu überschätzen.»

 

Vertrauen schaffen durch Kommunikation und Aufklärung

Für die Akzeptanz braucht es daher nicht nur eine technische Weiterentwicklung, sondern auch Kommunikation, Transparenz und positive Alltagserfahrungen, die Vertrauen schaffen. Das zeigt sich auch in der Befragung: «Nur 10 Prozent stehen der Technik negativ gegenüber. Wer es kennt, vertraut den Systemen. Diejenigen, die es nicht kennen, sind skeptisch. Dabei wissen viele nicht, dass sie schon Level 2 täglich nutzen», so Wiederkehr. In den kommenden Jahren wird erwartet, dass bis 2030 rund 45 Prozent der Neuwagen Level 3 fähig sein werden. Die Schweiz ist schon sehr sicher im Strassenverkehr, dennoch hat teil- und vollautonomes Fahren das Potential auch die Schweizer Unfallstatistik massiv zu verbessern.