Vielseitig ausgebildet und einsetzbar

Kaufleute stärken das Garagengeschäft

Die neue kaufmännische Grundbildung im Autogewerbe bringt frischen Wind in die Branche. Lernende werden handlungskompetenzorientiert ausgebildet und sind vielseitig einsetzbar – von Empfang über Disposition bis Marketing. Damit sind sie das Rückgrat der Garagenbetriebe.
Publiziert: 27. Oktober 2025

Von

Ilir Pinto


										Kaufleute stärken das Garagengeschäft
Foto: AGVS-Medien

In diesem Jahr wurden bei der kaufmännischen Grundbildung im Autogewerbe weniger Lehrverhältnisse abgeschlossen als in der Vergangenheit. Umso wichtiger ist es, die Attraktivität dieser Ausbildung aufzuzeigen: Kaufleute EFZ sind das organisatorische Rückgrat eines Betriebs: Sie übernehmen vielfältige Aufgaben und haben einen breiten Einblick in die Abläufe. 

Hans Pfister, Präsident der Kommission Kaufmännische Grundbildung des AGVS bis Herbst 2026, betont: «Die neue Ausbildung der Kaufleute EFZ der Branche Automobil-Gewerbe ist eine Generalisten-Ausbildung. Das ist ihr grösster Vorteil. Dadurch erhalten die Lernenden eine umfassende Ausbildung über alle Geschäftsfelder eines Garagenbetriebs hinweg. Man kann sagen: Wer diese Grundbildung absolviert, versteht das Business von der Pike auf.» Sein Nachfolger Eduardo Gonçalves ergänzt: «Je nach Fähigkeit und Interesse können sich Absolventinnen und Absolventen der kaufmännischen Grundbildung später in verschiedene Richtungen weiterentwickeln; sei es im Verkauf, im Aftersales, in der Administration, im Marketing oder im Personalwesen.»

 

«Die neue Ausbildung der Kaufleute EFZ ist eine Generalisten-Ausbildung.» 

Hans Pfister, Präsident der Kommission Kaufmännische Grundbildung des AGVS bis Herbst 2026

 

Breite Einsatzmöglichkeiten

Gerade diese Vielseitigkeit macht die Ausbildung für Garagenbetriebe attraktiv. Gonçalves hebt hervor: «Dank ihren breitgefächerten Handlungskompetenzen können und sollen die Lernenden in einer Vielzahl von Funktionen eingesetzt werden.» Dazu zählen Administration, Buchhaltung, Logistik im Ersatzteillager, Neuwagendisposition, Kundendienst, Marketing oder auch Unterstützung der Geschäftsleitung. «Die speziell auf das Autogewerbe ausgerichteten Praxisaufträge decken diese Bereiche ab und sorgen für einen echten Mehrwert im Betrieb», sagt Pfister. 

Auch aus Sicht der überbetrieblichen Kurse (üK) zeigt sich, wie praxisnah die neue BiVo angelegt ist. Linda Ventrice, üK-Leitende und -Chefexpertin der AGVS-Sektion Waadt, berichtet: «Die Themen haben sich gegenüber der früheren Bildungsverordnung nicht grundlegend verändert. Sie wurden aber an die neuen Technologien angepasst und spiegeln heute die vielfältigen Aufgaben im Autogewerbe wider.» Eine grosse Umstellung sei jedoch die ausschliesslich digitale Nutzung der üK-Unterrichtsmaterialien. «Nicht alle Lernenden fühlen sich damit sofort wohl. Manche bevorzugen nach wie vor Papier. Gleichzeitig setzen wir stärker auf Gruppenarbeiten, was den Austausch zwischen Lernenden verschiedener Betriebe fördert», so Ventrice. 

 

Handlungskompetenz im Fokus

Ein zentrales Merkmal der neuen Bildungsverordnung (BiVo) 2023 ist die konsequente Ausrichtung auf Handlungskompetenzen. «Das Qualifikationsverfahren unterscheidet sich signifikant vom früheren Abschluss», erklärt Pfister. «Es gibt keine schriftliche betriebliche Prüfung mehr. Stattdessen absolvieren die Lernenden eine 50-minütige, handlungskompetenzorientierte praktische Arbeit.» Sie setzt sich aus einer Handlungssimulation, einem Fachgespräch, zwei Mini-Cases und einer Reflexion zusammen. Für die Vorbereitung dürfen moderne Hilfsmittel genutzt werden – und sogar Künstliche Intelligenz. «Entscheidend ist, dass die Lernenden zeigen, wie sie in der Praxis komplexe Situationen bewältigen», so Gonçalves. Die praktische Arbeit gilt als Fallnote und macht damit einen wesentlichen Unterschied zum früheren System. Auch die üK tragen dazu bei, dass Theorie und Praxis eng verzahnt sind. Ventrice berichtet: «Die Lernenden schätzen es sehr, im Unterricht an praxisnahen Aufgaben zu arbeiten und gleichzeitig den Bezug zu ihren Tätigkeiten im Betrieb herzustellen. So können sie das Gelernte direkt festigen.»

 

«Je nach Fähigkeit und Interesse können sich die Absolventinnen und Absolventen der kaufmännischen Grundbildung später in verschiedene Richtungen weiterentwickeln.»

Eduardo Gonçalves, zukünftiger Präsident der Kommission Kaufmännische Grundbildung des AGVS

 

Erste Rückmeldungen

Die ersten Erfahrungen mit der Umsetzung der neuen BiVo in der Romandie sind laut Ventrice positiv. «Die Lernenden arbeiten gerne in Eigenverantwortung und im Team. Gleichzeitig konnten wir viele Betriebe beruhigen, die anfangs skeptisch gegenüber den Veränderungen waren. Indem wir die Ausbildner Schritt für Schritt begleitet und informiert haben, ist ein starkes Vertrauensverhältnis entstanden», sagt sie. Hans Pfister sieht darin eine wichtige Grundlage für die Zukunft: «Die neue Ausbildung der Kaufleute EFZ ist eine Antwort auf die aktuellen und künftigen Herausforderungen in der Arbeitswelt. Sie vernetzt alle Funktionen im Betrieb und ermöglicht es, dass Kaufleute sämtliche Prozesse unterstützen und mitgestalten.»

 

«Die Lernenden arbeiten gerne in Eigenverantwortung und im Team.»

Linda Ventrice, üK-Chefexpertin der AGVS-Sektion Waadt

 

Unterstützung vom AGVS

Damit die Betriebe bei der Ausbildung nicht allein dastehen, stellt der AGVS zahlreiche Hilfsmittel bereit. Über die Plattform «time2learn» können Lernende ihre Praxisaufträge bearbeiten, während Betriebe die Ausbildungsprogramme planen und die Fortschritte bewerten. Zudem bietet der Verband branchenspezifische Schulungen für Berufsbildende an. Der nächste Kurs findet am 3. Dezember in Bern statt. Auch für die Vorbereitung der Prüfungsexpertinnen und -experten wird viel getan. «Für die Romandie erarbeite ich derzeit eine neue Ausbildung der Expertinnen und Experten auf Französisch», erklärt Linda Ventrice. «Alle bisherigen Fachpersonen aus der alten Bildungsverordnung machen bei der neuen Qualifikationsphase mit. Das freut mich sehr!»

Mit der neuen kaufmännischen Grundbildung setzt die Branche Automobil-Gewerbe auf eine moderne, praxisorientierte Ausbildung, die jungen Menschen vielfältige Perspektiven eröffnet und Garagenbetriebe stärkt. Eduardo Gonçalves fasst zusammen: «Kaufleute EFZ im Automobil-Gewerbe sichern und entwickeln im Team die Zukunft unserer Branche.»

 

Schulung für Berufsbildende Kaufleute EFZ im Automobil-Gewerbe

Der AGVS unterstützt die Betriebe, die Kaufleute EFZ der Branche Automobil-Gewerbe ausbilden, mit Schulungen zur neuen kaufmännischen Grundbildung. Der nächste Termin ist am 3. Dezember 2025 in der Mobilcity in Bern.


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