Den AGVS gemeinsam voranbringen

Alphornklänge, am Horizont schneebedeckte Gipfel unter strahlendem Blau – und herzliche Atmosphäre: Die 48. Delegiertenversammlung (DV) des AGVS in Thun BE liess Teilnehmende spüren, weshalb Millionen Touristen ins Berner Oberland pilgern. «Kommen Sie wieder, es ist wunderschön hier», warb bei seinem Grusswort Stefan Otziger, Leitung Fachbereich Wirtschaft und Wirtschaftsbeauftragter der Stadt Thun, vor 119 anwesenden AGVS-Delegierten und vielen Branchengästen für die Region – und nannte auch Zahlen: Die Region hat 110'000 Einwohnende (davon 44'000 in Thun) und kam 2024 auf 544'000 Logiernächte – und auf 314 Garagenbetriebe.
Nicht nur um das Thuner, sondern um das ganze Autogewerbe und nicht um Eiger, Mönch und Jungfrau, sondern die Gipfel der WorldSkills und Täler des Elektroautoabsatzes ging es danach im Kultur- und Kongresszentrum KKThun – und darum, die AGVS-Zukunft zu gestalten. Denn unter anderem stand die Wahl des Zentralpräsidenten und eines Vizepräsidenten an.
Dominique Kolly, einer der beiden Vizepräsidenten des Zentralvorstandes (ZV), blickte bis auf 2021 zurück, als der AGVS mit überdachten Strukturen, der Trennung von strategischer und operativer Führung und der Wahl von Nationalrat Thomas Hurter zum Präsidenten erfolgreich in eine neue Ära gestartet war. Im Frühjahr 2025 war nun die Zusammenarbeit mit Hurter im gegenseitigen Einvernehmen beendet worden. Gemäss Statuten hatten die Vizepräsidenten Dominique Kolly und Manfred Wellauer daraufhin interimistisch das Präsidentenamt inne. Um wieder klare Führungsstrukturen zu gewährleisten, erfolgte der Vorschlag, den bisherigen Vizepräsidenten Manfred Wellauer zum Zentralpräsidenten und Andri Zisler, bis Ende April noch der interimistische Geschäftsführer, zum zweiten Vizepräsidenten neben Kolly zu wählen. «Es liegt an uns, die Zukunft zu gestalten», so Kolly zum Branchenwandel. «An der Verbandsspitze gibt es wichtige Veränderungen. Arbeiten wir zusammen, um den AGVS voranzubringen.»
Beide Vorschläge wurden von den Delegierten einstimmig angenommen. Wellauer, Garagist aus Pfäffikon ZH, ist ein langjähriges und sehr erfahrenes ZV-Mitglied des AGVS und war seit 2011 Vizepräsident – das AUTOINSIDE wird ihn in der Ausgabe 09/25 portraitieren. Zur Wahl sagte Wellauer: «Ich bedanke mich herzlich für Ihr Vertrauen. Ich durfte bereits viel Erfahrung sammeln und werde mich für Sie einsetzen. Ich bin dabei – seien Sie es auch!» Die Wahl von Zisler stellt auch sicher, dass der erfahrene Bündner, ZV-Delegierte und bis zum Antritt von Christian Wyssmann im Mai 2025 interimistische Geschäftsführer, Wyssmann in Zukunft weiter unterstützen kann. Mit der Wahl Wellauers und Zislers gewährleistet der AGVS Stabilität und verschafft die Ruhe, sich auf seine strategische Ausrichtung zu konzentrieren.
Im Nachgang der Delegiertenversammlung 2025 wird eine Kommission gebildet werden, um den Prozess zur Wahl eines neuen Präsidenten oder einer neuen Präsidentin bis spätestens 2027 einzuleiten. Sobald sich AGVS-Geschäftsführer Wyssmann umfassend eingearbeitet hat, sind die künftigen Aufgaben und die Funktionen des Präsidenten exakter definierbar – und so zum Beispiel auch klarer, ob eine Persönlichkeit aus der Politik oder der Branche zu bevorzugen sein wird. An die Delegierten erging der Aufruf, sich mit in diese Findungskommission einzubringen.
Rund um den statuarischen Teil – so wurden zum Beispiel das Protokoll, der Geschäftsbericht und das Budget 2025 einstimmig genehmigt – blickten Dominique Kolly, Manfred Wellauer, Christian Wyssmann und Andri Zisler aufs vergangene Jahr zurück und zeigten die Entwicklung des laufenden Jahres auf. Bekanntlich war 2024 von Herausforderungen geprägt: Besonders die Elektroautoverkäufe schwächelten, Unsicherheiten bei der Kundschaft und im Händlernetz sowie politische Verwerfungen kamen hinzu. Doch erfreulich waren Erfolge etwa in der Bildung. Andri Zisler beispielsweise nannte explizit die beiden Medaillen an den WorldSkills von Sophie Schumacher und Nevio Bernet. Zisler: «Das ist in der Aussenwirkung Gold wert.» Das erste Quartal 2025 brachte eine leichte Erholung, doch es bleibt Unsicherheit; die Prognosen für 2025 sind eher verhalten. «Die kommenden Monate sind entscheidend», so Dominique Kolly. «Arbeiten wir zusammen, um den AGVS voranzubringen!»
Hingewiesen wurde auch auf die neuen AGVS-Webportale als künftig wichtigsten Kommunikationskanal und auf den «Tag der Schweizer Garagen», an dem am 13. Januar 2026 wie bereits zwei Jahre zuvor Bundesrat Albert Rösti teilnehmen wird. Und Christian Wyssmann blickte auf die knapp zwei Monate als Geschäftsführer zurück: «Ich kann festhalten, dass ich mich in Bern auf ein motiviertes, eingespieltes und kompetentes Team verlassen kann.» Und betonte, dass sich die AGVS-Mitglieder ihrerseits darauf verlassen könnten, dass der Verband fit für die Zukunft gemacht werde.
Bei der Abstimmung zur Erteilung der Décharge – also Entlastung des ZV – kam Marco Frozza, Präsident der AGVS-Untersektion Berner Oberland und damit Repräsentant des Gastgebers dieser DV, zu Wort. «Wir Garagisten sind nicht nur Unternehmer, sondern auch Ausbildner und Zukunftsgestalter: Nachwuchsförderung ist essenziell! Jeder von uns, der Ausbildungsplätze anbietet, investiert in die Zukunft des Betriebes, unserer Branche und der Mobilität.» Frozza stellte zudem kurz Batrec aus Wimmis BE vor, wo wie bei Kyburz oder Librec Lithium-Ionen-Akkus rezykliert werden. «Als relativ grüner Garagist bin ich dafür, dass wir das Recycling und die Kreislaufwirtschaft fördern», so Frozza. Anschliessend erhoben die Delegierten ein letztes Mal ihre grünen Stimmkarten, um den Zentralvorstand zu entlasten: Décharge einstimmig erteilt.
Es folgten Ehrungen zahlreicher verdienter AGVS-Chargenträger, die teils seit Jahrzehnten den Verband voranbringen – und der krönende oder vielmehr sogar gekrönte Abschluss der DV. ZV-Mitglied Barbara Germann stellte den «Stargast» der DV vor: «Er ist ein König!» Und fragte dann Matthias Glarner, den Schwingerkönig 2016 und OK-Präsidenten des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes (EASF) 2028 in Thun: «Was kannst du uns Garagistinnen und Garagisten mit auf den Weg geben?» Glarner: «Stellt Schwinger ein, das erspart euch einen Wagenheber!» Und Glarner entpuppte sich auch sonst als sympathisch authentischer und humorvoller Redner. «Scherz beiseite: Ihr müsst klare Ziele haben, das ist das Wichtigste.» Wie wurde Glarner OK-Präsident? «Es ist dumm gelaufen», so Glarner in amüsanter Ironie «Ich war bereits dabei, aber nur als Schmuck – wie ein Stern auf dem Christbaum. Dann kam Albert Rösti und fragte, ob ich das OK weiterführen könne, falls er in den Bundesrat gewählt werde.»
Gut 400'000 Besuchende und 274 Schwingende erwartet Glarner nun am ESAF 2028 auf dem Waffenplatz Thun, wo dann 600'000 Liter Getränke (davon 280'000 Liter Bier) konsumiert werden dürften, so Glarner. Seine Ziele für das ESAF? «Nicht nur die Täler hier sind eng, sondern manchmal der Horizont. Ich darf das sagen, ich bin vom Haslital» Dies wolle er ändern. «Wir wollen Zusammengehörigkeitsgefühl und Emotionen schaffen. Und ich stehe immer noch mit einem Fuss im Sägemehl: Der Schwingsport steht im Mittelpunkt!» Das ESAF ist vom 25. bis 27. August 2028 – und noch einen weiteren Termin sollte man sich vormerken: Die nächste DV ist bereits am Mittwoch, 24. Juni 2026, im Forum Fribourg.