Den Schalter umgelegt
Schweift der Blick bei der Dorf Garage Felben AG übers Areal der Thurgauer Mazda-Vertretung, sucht eine Kundin oder ein Kunde noch vergebens nach einer Ladestation für einen Stromer. Damit ist das AGVS-Mitglied keine Ausnahme, doch das wird sich bald ändern. Co-Inhaber Raphael Meister lacht: «Bis jetzt hat uns ein Juice-Booster locker für die wenigen elektrifizierten Fahrzeuge gereicht, aber nun nimmt bei Mazda nicht nur das Angebot von Plug-in-Hybrid-Modellen rasant zu, sondern noch diesen Sommer kommt mit dem Mazda 6e auch unsere elegante Elektro-Limousine.»
Mit der japanischen Marke zusammen starten die Thurgauer daher nun voller Elan ins Elektro-Zeitalter. Und sie haben sich schon gut vorbereitet, beispielsweise wurden bereits beim Erweiterungsbau vor vier Jahren extra Leerrohre verlegt und passende Anschlüsse installiert. «Wir haben auch einen zusätzlichen Verteilerkasten angebracht und über unser Energiemanagement Loxone können wir zudem das ganze Lastenmanagement für die Ladesäulen laufen lassen», erläutert der 48-Jährige, der einst eine Automechaniker-Lehre abschloss, dann jedoch rasch in den Verkauf wechselte. Doch welche Herausforderungen muss ein Garagenbetrieb sonst noch berücksichtigen? Die AGVS-Medien wollten es von den beiden Inhabern Raphael Meister und Andreas Holenweger wissen. Sie arbeiten bereits seit 26 Jahren zusammen, haben vor 14 Jahren den Schritt in die Eigenständigkeit gewagt und den Betrieb seitdem kontinuierlich ausgebaut.
«Ein wichtiger Schritt bei dieser ganzen Transformation war und ist sicherlich, dass Andreas Holenweger und ich auch das erweiterte Kader in die ganzen Entscheide integrieren», so Meister. «Wir wollen keinen vergrämen, sondern alle mit auf diese Strom-Reise nehmen. Das sind Topleute, die ebenfalls seit Jahren bei uns sind und das Ganze dann im Verkauf oder in der Werkstatt auch umsetzen müssen.» Deshalb hat in der Werkstatt nicht nur ein Mitarbeitender die ganzen HV-Kurse absolviert, sondern gleich drei. «Wir versuchen die Elektro-Kompetenzen möglichst breit abzustützen. Das schafft auch mehr Flexibilität bei der Planung. Zudem können ja nicht immer gleich alle gleichzeitig zur Schulung», so Holenweger schmunzelnd. Diese HV-Schulungen und ebenfalls modell-spezifische Kurse seien nicht zu unterschätzen und fressen neben Zeit eben auch einiges an Umsatz. «Bei drei Mitarbeitenden und drei Tagen, darf man ja nicht nur die Kurskosten als solches rechnen, sondern es schmerzt uns mehr, dass damit auch mehr als eine Woche Arbeit wegfällt», rechnet Raphael Meister ganz nüchtern vor. «Selbst wenn es eine gute Investition in die Zukunft ist.»
Investitionen sind ein gutes Stichwort. Was braucht es denn alles, um die Elektro-Reise in der Garage mit ihren acht Mitarbeitenden zu starten? «Bis jetzt halten sich neben den HV-Kursen die Kosten zum Glück noch in Grenzen. Wir haben uns schon mal ein Grund-Kit an Elektro-Werkzeugen, Absperrungen, Handschuhen und den speziellen Gesichtsschutz gekauft», verrät Andreas Hollenweger, der sich als Geschäftsführer um den Bereich Werkstatt & Kundendienst kümmert. Auch ein Baumwoll-Kittel sei wichtig, damit bei der Arbeit nicht plötzlich ein Lichtbogen entstehe. Um die Beschaffung weiterer Spezial-Tools wollen sie sich kümmern, sobald mehr elektrifizierte Modelle in die Werkstatt rollen.
Er ergänzt: «Wichtig wird vor allem die Routine im Umgang mit E-Autos werden. Wenn ich jeden Tag eines in der Werkstatt habe, sind die Abläufe vertrauter, das spart Zeit», so der Mechatroniker mit HV-Zertifikat, der aktuell zur Sicherheit lieber nochmals kurz die Unterlagen konsultiert, ehe er sich am Mazda MX-30 mit Range Extender zu schaffen macht. Meister schaut derweil Richtung Lifte und verrät: «Wir haben von den Vorbesitzern noch zwei alte Lifte übernommen. Da werden wir bei einem Ersatz sicher darauf achten, dass der neue Lift für E-Modelle geeigneter ist.»
Einen grösseren Beitrag müssen die zwei Inhaber nun für die neue Ladesäule bereitstellen. «Wir haben uns für eine Säule mit zwei Ladestationen entschieden, an der mit 22 kW geladen werden kann», so Raphael Meister. Die Säule fehlt zwar noch, aber die beiden Parkplätze sind schon mit einem EV-Symbol versehen, so dass Kundinnen und Kunden sofort klar wird, dass hier nicht nur geparkt, sondern eben auch geladen werden soll. «Rund 7500 Franken werden wir dafür ausgeben müssen. Das Gute: Bei der Installation können wir auf die Expertise unseres Elektro-Partners zählen, den wir auch beiziehen können, wenn eine Kundin oder ein Kunde eine Ladesäule möchte oder eine Frage hat, wie sie oder er Strom seiner PV-Anlage optimal für sein E-Auto nützen kann», erläutert der Garagist.
Wichtig sei vor allem, dass die Kundschaft auch mit den neuen Modellen und dem neuen Antrieb in Kontakt komme. Daher setzen sie die Plug-in-Hybride und Stromer ebenfalls als Ersatzwagen ein. «Beim CX-60 und CX-80 realisieren die Kundinnen und Kunden so, wie hochwertig unsere Fahrzeuge nun sind, was Verkaufsgespräche erleichtert», so der Mazda-Vertreter. «Wir sind in einem neuen Segment unterwegs. Und da ist genau wie beim E-Antrieb spüren, fühlen und Emotionen wecken entscheidend!»
Noch keine grossen Emotionen wecken bei den Thurgauern selbst Eintauschautos mit E-Antrieb. «Hier wissen wir schlicht noch zu wenig. Einen siebenjährigen Tesla gebe ich daher lieber sauber und mit vielen Fotos deklariert sofort weiter statt ihn lange auf Platz zu haben», so Meister. Und zum Abschied meint er: «Ich habe gerade nochmals kurz nachgeschaut, der Frachter mit den ersten Mazda 6e hat in Antwerpen angelegt.» Die Augen des Thurgauers leuchten, da freut sich jemand sichtlich, dass nun für seine Garage das Elektro-Zeitalter so richtig starten kann. Und bis zur Ankunft der E-Limousine ist sicherlich auch die Ladesäule installiert.