Die versteckte «Superpower»
Die Entdeckung von Superkräften, angeregte Diskussionen, Selbstreflexion und spannende Tipps standen hoch über den Dächern von Zürich bei den AGVS Women Days 2025 auf dem Programm – dies erstmals unter diesem neuen Namen, der den Begriff «Frauenseminar» ablöst. Das Hotel Sorell in naturnaher Lage auf dem Zürichberg bot am 20. und 21. Oktober 2025 den idealen Schauplatz dafür. «Das Automobilgewerbe ist im Wandel», fasste Silvana Stock-Blaser, Präsidentin der Arbeitsgruppe AGVS Women Days, am Ende die beiden spannenden Tage zusammen. «Das Seminar gab dieses Jahr bewusst Raum, sich selbst zu stärken und das eigene Auftreten zu reflektieren.»
Begonnen hatten die AGVS Women Days mit einem Begrüssungskaffee, nach dem Olivier Maeder, Mitglied der AGVS-Geschäftsleitung für den Bereich Bildung, Informationen zu Entwicklungen rund um die Autoberufe gab. «Das Berufsbildungssystem und die Autoberufe befinden sich im Wandel», erklärte Maeder, «Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung fordern neue Kompetenzen.» Was nun zähle, seien die neuen Anforderungen an Fachkräfte und Umsetzung zeitgemässer Bildungsinhalte für Grund- und höhere Berufsbildungen. «Bis 2030 werden die Garagistinnen und Garagisten statt als Händler oder als Reperateur vermehrt als kompetente Mobilitätsdienstleister agieren, was natürlich nach anderen Kompetenzen verlangt», so Maeder. Daher ziele die Berufsbildungsstrategie 2030 des AGVS unter anderem darauf, Lernende zu Botschafterinnen und Botschaftern ihrer Berufe zu machen, die Mobilitätsberufe zu stärken und eine ausgewogene Fachkräftesituation zu schaffen.
Olivier Maeder unterstrich, dass man bei der Überarbeitung der Berufe die Kompetenzen zu alternativen Antrieben fördern müsse, gleichzeitig aber die klassischen Antriebe nicht vernachlässigen dürfe. Weiter illustrierte er die aktuellen Trends – Connectivity, Autonomes Fahren, Sharing und Elektrifizierung – und wies darauf hin, dass diese das Mobilitätsverhalten nachhaltig veränderten. «Die Technologie rund um Antriebe ist für junge Menschen faszinierend und macht die Berufe in Beratung und Service anspruchsvoller.» Vor dem Mittag beleuchtete Maeder die Grundbildungen vom Automobil-Assistenten bis zur Automobil-Verkaufsberaterin und die Durchlässigkeit zwischen den Ausbildungen bis zur Stufe Betriebswirt:in im Automobilgewerbe. Er betonte die Bedeutung des lebenslangen Lernens und stellte die aktualisierten und erweiterten Didaktikmodule und den Vorbereitungskurs für die VBV-Prüfung vor. Dieses stiess auf grosse Zustimmung unter den Teilnehmerinnen.
Der Nachmittag des ersten Tages gehörte Markus Stutz von Stutz Kommunikation aus Muhen AG und seinem Workshop «Auftrittskompetenz». Er zeigte, wie Körpersprache, Haltung und Mimik die Wirkung im Beratungsgespräch prägen und dass authentisches Auftreten und Emotion ebenso überzeugen wie Fakten. Stutz sprach die besonderen Herausforderungen von Frauen in männerdominierten Umfeldern an, vom Umgang mit Kundenstereotypen bis zur Erwartung, immer perfekt zu sein. Und nannte die Fähigkeit, Stimmungen und nonverbale Signale aufzunehmen, eine versteckte «Superpower», die Frauen bewusst einsetzen sollten.
In Gruppenarbeiten wurden dann Erfahrungen ausgetauscht. Dabei zeigte sich, dass zwar noch Vorurteile existieren: So gebe es bestimmte Kunden, die im Kundendienst ausdrücklich den Kontakt zu einem Mann bevorzugten, weil sie einer Frau weniger technisches Wissen zutrauen. Andere Teilnehmerinnen berichteten, dass an Frauen im Kundendienst höhere Erwartungen an das äussere Erscheinungsbild, die Kleidung oder die Frisur gestellt würden als an ihre männlichen Kollegen. Gleichzeitig wurden aber durchaus auch positive Erfahrungen geteilt: Teilnehmerinnen erzählten von Betrieben, in denen Gleichbehandlung selbstverständlich sei und Kundinnen wie Kunden die Fachkompetenz schätzten, unabhängig vom Geschlecht. Diese Vielfalt an Erfahrungen leitete über zu den auf Video aufgezeichneten Rollenspielen, in denen deutlich wurde, wie sehr Stimme, Gestik und Haltung die Wirkung im Gespräch beeinflussen.
Am zweiten Tag leitete Christine Meyer, Christine Meyer Consulting & Coaching aus Lenzburg AG, ein Seminar zum Thema Resilienz und gab Impulse, wie sich gesunde Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben setzen lassen. Sie zeigte die sieben Säulen der Resilienz, was sie bedeuten und wie sie im Alltag gelebt werden können. Die Teilnehmerinnen erfuhren, wie sie stressauslösende Muster erkennen und bewusst verändern können. Mit dem Ziel, selbstbestimmt und ressourcenschonend mit Herausforderungen umzugehen – für mehr Balance, Motivation und Wohlbefinden im Alltag. Und Manuel Oswald vermittelte anschliessend auf einfache und erfahrungsorientierte Weise die Grundlagen der Achtsamkeit. Die Teilnehmenden übten sich bei Meditationsübungen in achtsamem Atmen und der Körperwahrnehmung.
Die Teilnehmenden waren sich nach den beiden Tagen einig: Die Women Days bieten jährlich spannende Impulse, eine «super Location» und wertvolle Netzwerkgelegenheiten. Der Abend des ersten Tages startete beispielsweise mit einem Apéro, gefolgt von einer exklusiven Führung mit anschliessendem Nachtessen im Zoo Zürich. Silvana Stock-Blaser, Präsidentin der Arbeitsgruppe AGVS Women Days, merkte erfreut an, dass einige Teilnehmerinnen ihre Töchter mitgebracht hätten. Mit der neuen Ausrichtung haben die AGVS Women Days somit ihren Anspruch als Plattform für fachlichen Austausch, persönliche Entwicklung und Networking von Frauen im Schweizer Autogewerbe einmal mehr gerecht werden können. Die 34. Ausgabe war ein voller Erfolg. Ein spezieller Dank geht an die ESA, die auch in diesem Jahr den Anlass grosszügig unterstützt haben. Und es warten bereits weitere spannende Events auf Interessierte, so etwa die AGVS Women Days Erfa-Tagung vom 27. Mai 2026, ab 13.30 Uhr in Zürich und natürlich die nächsten AGVS Women Days 2026. Diese werden vom 26. bis 27. Oktober 2026 in Rheinfelden AG stattfinden – am besten beide Anlässe schon jetzt vormerken!