In der Werkstatt des Zürcher QV-Chef-Experten

«Ich will der Branche etwas zurückgeben»

Er ist mit erst 33 Jahren Chef-Experte des Zürcher QV, Vorstandsmitglied der AGVS-Sektion Zürich und der Werkstattleiter bei der Sportec AG: Stephan Kägi erläutert, wie seine AGVS-Verbandsarbeit auch die tägliche Arbeit bereichert.
Publiziert: 21. Oktober 2025

Von

Jürg A. Stettler


										«Ich will der Branche etwas zurückgeben»
Im Reich der Pferdestärken: Stephan Kägi (33) ist Vorstandsmitglied der AGVS-Sektion Zürich, Chef-Experte des Zürcher QV – und der Werkstattleiter bei Sportec, wo unter anderem Porsche-Rennfahrzeuge zum Alltagsgeschäft zählen. Foto: AGVS-Medien

Wir kurven durch ein schmuckloses Industriequartier unweit Bülach ZH und kommen ins Grübeln: Hier soll die Heimat einer renommierten Schweizer Porsche-Motorsport- und -Veredelungs-Firma liegen? Zu der nicht nur Kunden aus der Schweiz pilgern und die mit dem Ferdinand einen Restomod-Klassiker auf Basis Porsche 964 herstellt? Die mit dem Sportec SUB1000 eine puristische, keine 1000 Kilo leichte Fahrmaschine baut? 

Genau! Im hintersten Eck des Industriegebiets, um einen unscheinbaren alten Flachdachbau herum, liegt im Souterrain die Sportec AG. Samt angeflanschtem Motorenleistungsprüfstand, auf dem Ueli Hodel, der mit Martin Högger 1997 das Unternehmen gründete, noch heute von Zeit zu Zeit den Leistungszauber entfaltet und aus einem Motor mehr PS und Drehmoment rauskitzelt. Bereits 2006 erlangte Sportec zudem Herstellerstatus – und in diesem Bereich arbeitet seit Juli 2021 Stephan Kägi, der uns mit einem kräftigen Händedruck begrüsst. «In unserer Branche leben und erleben wir Emotionen», meint Kägi zufrieden. Wie zum Beweis wird gerade ein Ferdinand II gestartet. Das Aggregat des Restomod meldet sich mit einem tiefen Grollen zum Dienst und geht zum sonoren, boxertypischen Klang mit breitem Frequenzspektrum über – herrlich! Die Augen des gelernten Automobil-Mechatronikers und Automobildiagnostikers Kägi strahlen. «Es ist ein Privileg, an Fahrzeugen arbeiten zu dürfen, von denen andere nur träumen», gesteht er. 

 

Engagement für die Branche

Im Vorbeigehen schaut Kägi kurz Gian Reto Weder anerkennend über die Schulter. Dieser schloss im Jahr 2024 die Automobil-Fachmann-Lehre als Kantonsbester ab und kümmert sich gerade um einen Kunden-Porsche. Platz ist hier in Höri nicht viel. In den Räumen wird an Motoren, Fahrwerken oder Leistungselektronik gearbeitet. «Hier ist die Werkstatt für die Klassiker und Kundenfahrzeuge. Wir nennen diesen Teil Werk 1», verrät Kägi beim Rundgang. «Die Racing-Abteilung ist seit 2022 in einem anderen Gebäude. In dem sogenannten Werk 2 hat es in den hohen Räumen ebenfalls mehrere Fahrzeuglifte, Vermessungs- und Stellplätze für die Rennfahrzeuge. Wir können gerne kurz hingehen.» 

Klar lassen wir uns das nicht entgehen. Doch vorher wollen wir vom 33-jährigen Kägi wissen, wieso er sich so ins Zeug legt, ob beim AGVS oder als Ausbildner für junge Talente. «Ich will der Branche etwas zurückgeben», bringt es Kägi auf den Punkt. «Ich habe ein betriebswirtschaftliches Studium abgeschlossen, habe jetzt aber meine Position im Unternehmen erreicht und hier kaum noch Aufstiegsmöglichkeiten. Genau das ist aber auch absolut okay für mich, ich fühle mich hier sehr wohl. Ich habe mich daher entschieden, mich dafür parallel mehr beim AGVS und beim QV einzubringen.» 

 

Eine gesunde Autorität hilft

Seit 2018 ist der Werkstattleiter der Sportwagenschmiede als Experte beim Zürcher QV engagiert. «Letztes Jahr habe ich einfach beim Prüfungssekretariat angefragt, ob ich noch mehr machen könnte», verrät er. Nun ist er Chef-Experte und am QV zuständig dafür, für gleichwertige Bedingungen zu sorgen. «Nicht nur für die Kandidatinnen und Kandidaten», erläutert Kägi. «Die Kandidaten sind zwar primär nervös, da muss man mehrheitlich beruhigend wirken. Aber auch für die QV-Expertinnen und -Experten muss ich sorgen. Die haben ebenfalls Bedürfnisse und wollen abgeholt werden.» Sicher sei es für ältere Semester eine gewisse Umstellung, dass ein erst 33-Jähriger Hinweise gebe, wie die Bewertungen auszufüllen seien. Aber Fachkompetenz und umgängliche Art ebnen Kägi den Weg. Er lacht und sagt: «Zudem hilft da meine gesunde Autorität und offene Art.» 

Zum Aufgabenbereich Kägis als Chef-Experte gehören Vorbereitung der Prüfungsposten und Briefing der Experten. «Da holt man sich zuvor über das ganze Jahr hinweg Ideen. Die grosse Herausforderung ist vor allem, wenn mal etwas nicht so läuft, wie man es angedacht hatte. Dann gilt es vor allem, Entscheidungen zu treffen», so Stephan Kägi, «denn irgendwer muss dann eben entscheiden.» Das Erstellen der Dossiers sowie im QV-Nachgang allfällige Akteneinsichten kosteten ebenfalls viel Zeit. «Ich bin froh, habe ich einen verständnisvollen Chef, der viel Flexibilität bei der Arbeitseinteilung zulässt, und auch eine Partnerin, die meine Leidenschaft für die Autobranche mitträgt.» 

 

Netzwerk erweitern im Vorstand

Ausserdem engagiert sich Kägi in der AGVS-Sektion Zürich. Dort wurde er an der Generalversammlung 2025 zusammen mit Nutzfahrzeugspezialist René Thalmann (Betriebsleiter Scania Schweiz AG) neu in den Vorstand gewählt. «So bin ich noch näher am Puls der Branche», erklärt Kägi. Er habe dank der Verbandsarbeit auch Kontakt zu anderen Branchen, erweitere so sein Netzwerk und könne sich politisch engagieren. «All das finde ich sehr spannend. Es ist toll, dass ich als Junger mich einbringen darf.» Auch sei der Austausch mit anderen Fachleuten und allgemein im Verband stets bereichernd.  Die Arbeit im AGVS-Vorstand bereichere mit Inspiration und Impulsen letztlich auch den Arbeitgeber, die Sportec AG: «Dies ist ein Mehrwert für unsere Garage», ist Kägi sicher. «Zudem bin ich als Experte auch so etwas wie ein Talent-Scout und Werbeträger der Sportec. Das kann den eigenen Betrieb ebenfalls weiterbringen», meint er vielsagend und macht sich mit zufriedenem Gesichtsausdruck an die Arbeit: Letzte Detailarbeiten an einem SUB1000 stehen an.
 

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