Eindrückliche SwissSkills 2025 in Bern

Imposante Kulisse für die Besten

An den SwissSkills in Bern wollten 120'000 Besucherinnen und Besucher die besten Nachwuchstalente bei der Arbeit bewundern. Mit den beiden Automobil-Mechatronikern Evan Pauchard (Fachrichtung Nfz) und Janik Schumacher (PW) hat auch der AGVS zwei neue Schweizermeister.
Publiziert: 22. September 2025

Von

Jürg A. Stettler


										Imposante Kulisse für die Besten
Automobil-Mechatronikern Evan Pauchard (Fachrichtung Nfz) während des intensiven Wettkampfs in Bern. Foto: AGVS-Medien

Wow – im ersten Moment wähnen wir uns unterwegs zu den SwissSkills 2025 in Bern auf dem Weg zu einem Open-Air von Taylor Swift. Unglaublich sind die Massen an jungen Menschen, die hier in Richtung Bern Expo drängen. Ganze 120'000 Besucherinnen und Besucher und Hunderte Schulklassen aus der ganzen Schweiz wollen während der fünf SwissSkills-Tage 150 Berufe entdecken und 92 Berufsmeisterschaften verfolgen. Ein positives Bild gerade in Zeiten des Fachkräftemangels, dass sich so viele Menschen für die Berufsmeisterschaften interessieren und sehen wollen, was die Besten in ihrem Gewerbe auf dem Kasten haben.

Grosses Interesse an Autoberufen

Mittendrin und nicht einfach nur dabei: Der Stand des AGVS, der dank des grossen Autoberufe-Kubus von weither sichtbar ist. Wie auf dem Freigelände ist auch hier enorm viel los – nicht nur im Wettkampfbereich, wo der beste Automobil-Mechatroniker EFZ in der Fachrichtung Personenwagen und erstmals auch in der Fachrichtung Nutzfahrzeuge gesucht wird. Der ausgestellte 911er-Porsche ist genauso ein beliebtes Selfie-Sujet für den Nachwuchs wie der Formula-Student-Bolide.

Zudem können Interessierte dank VR-Brille Werkstattarbeiten oder einen Radwechsel vornehmen oder gleich daneben das virtuell Geübte an einem kleinen Rad in die Realität umsetzen. Stets beliebt auch die Möglichkeit, einen Blech-Lastwagen zusammenzuschrauben, was mechanische Fertigkeiten durchaus auf die Probe stellt. Dennoch eine kleine Herausforderung gegenüber dem, was die 20 am SwissSkills-Final teilnehmenden Automobil-Mechatroniker unter den wachsamen Augen einer hochkarätigen Expertenschar zu meistern haben.

Zwei Schweizermeister gesucht

Der Wettkampfverantwortliche Markus Schwab erklärt: «Wir führen in Bern ja gleich zwei Meisterschaften parallel durch und küren den besten Automobil-Mechatroniker EFZ in der Fachrichtung Personenwagen sowie in der Fachrichtung Nutzfahrzeuge.» Das heisst für Schwab und das motivierte AGVS-Team, dass es einiges einzurichten gab. «Weil wir externe Fahrzeuge und nicht die eigenen Schulungsfahrzeuge nutzten, gab es am Abend vor dem Wettkampfstart viel zu tun», so Schwab. Lachend fügt er an: «Da gab es eben auch für uns ein bisschen Stress, bis alle Posten und Aufgabenblätter in allen drei Sprachen standen, man sich über die Bewertungspunkte einig war und alles nach Wunsch lief.» 

Dank der Perfektion im Vorfeld können er und die Expertenrunde, unter anderem bestückt mit WorldSkills- und EuroSkills-Medaillengewinner:innen wie Sophie Schumacher, Damian Schmid, Fabio Bossart, Florent Lacilla und Flavio Helfenstein, es beim Wettkampf ruhiger nehmen und sich voll drauf konzentrieren, was die Schützlinge für Arbeit abliefern. «Wir haben drei Posten, welche beide Berufsbereiche absolvieren müssen, und je zwei für die dreizehn Automobil-Mechatroniker mit Spezialisierung PW sowie je zwei für sieben Nutzfahrzeugspezialisten.» Was ihn besonders freut: «Die Posten funktionieren: Wir haben ganz unterschiedliche Punktezahlen. Die Aufgabenstellung ist somit selektierend – genau wie wir es wollten.» Und schon dreht er sich zur Wettkampfglocke um, denn gleich sind wieder 90 Minuten vorbei und ist somit die Zeit für die Kandidaten verstrichen, innerhalb derer sie die Aufgaben lösen müssen.

Sehr fordernde Posten meistern

«Das Niveau ist sehr hoch und die Atmosphäre mit dem ganzen Publikum einzigartig und auch ungewohnt», verrät Louis Oberson aus Donatyre VD. «Ich habe mein Bestes gegeben und mich gefreut, mich hier mit anderen zu messen und zu sehen, wo ich im Vergleich zu anderen Automobil-Mechatronikern stehe.» Dabei warten die unterschiedlichsten Aufgaben auf ihn und seine 19 Kollegen: Beim Posten Dieselmanagement etwa gilt es mit Multimeter und Diagnosetester zu prüfen, zu messen, den Fehler zu eruieren und die Reparatur vorzunehmen. Bei Fahrwerk und Lenkung müssen nach der Überprüfung die defekten Teile ersetzt werden, und bei der Fahrzeugelektrik gilt es die Fehler im System zu erkennen und zu beheben. Auch die Posten Getriebe, Motormanagement, Motormechanik und Pneumatik stellen die Kandidaten vor knifflige Herausforderungen. Und alles ist immer unter Zeitdruck zu meistern – ohne die gewohnte Ruhe der eigenen Werkstatt zu haben.

Ein gelungener Apéro – besten Dank für die Unterstützung an Auto-Schweiz – bot während der SwissSkills zudem den perfekten Rahmen für Begegnungen und Austausch rund um die Zukunft der Branche für das Autoberufe- und AGVS-Team, Mitglieder des AGVS-Zentralvorstandes, die ersten zehn SwissSkills-Kandidaten, die gerade ihre Wettkämpfe absolvierten, Expertinnen und Experten sowie viele weitere engagierte Persönlichkeiten. Fotos: AGVS-Medien/Rosmarie Knutti

Das Podest der Automobil-Mechatroniker Fachrichtung Personenwagen

Strahlende Medaillengewinner

«Auch die Wartzeiten auf die nächsten Einsätze drückten teils auf die Nerven», gibt Luca Santoro aus Roveredo TI zu bedenken. Und der am Schluss drittplatzierte Léon Taramarcaz aus Chamoille VS verrät: «Ich habe einige gute Posten abgeliefert und mir im Laufe des zweiten Wettkampftages zwar Chancen auf eine Medaille ausgerechnet. Aber am Schluss ging mir die Zeit aus – und ich dachte: Das war es jetzt. Daher bin ich nun sehr glücklich über meine Platzierung.» Auch der neue Schweizermeister im Bereich Nutzfahrzeuge, Evan Pauchard, spürte diesen Stress: «Vor den ganzen Zuschauenden zu arbeiten und in der lebendigen Atmosphäre um uns herum, das war aussergewöhnlich und hat den Druck nochmals erhöht.» Der Fribourger ergänzt: «Ich hätte während des Wettkampfs nicht im Traum an den Sieg gedacht – und bin nun extrem stolz und glücklich über Gold!» 

Ebenfalls zwischendurch auf Gold gehofft, aber nach der Auflösung seitens der Expertinnen und Experten, was an den einzelnen Posten wie zu lösen war, daran gezweifelt hatte Janik Schumacher, der Sieger in der Fachrichtung PW. Der Automobil-Mechatroniker aus Hergiswil bei Willisau LU meint nach seinem Erfolg: «Am besten lief bei mir der Posten zur Carrosserie-Elektrik, da konnte ich wohl fast alles lösen. Nun ist es ein unglaubliches Gefühl, mit Gold hier zu stehen! Auch wenn ich es wohl noch gar nicht ganz realisiert habe – es ist einfach nur herrlich!»

Das Podest bei den Automobil-Mechatronikern Fachrichtung Nutzfahrzeuge

Gratulationen vom Bundesrat

Genauso beeindruckend wie die starken Leistungen der Teilnehmenden ist auch die Siegerehrung, die in der gleich neben dem Wettkampfgelände gelegenen PostFinance Arena, wo normalerweise die Eishockeycracks des SC Bern auflaufen, stattfindet. Eine Kulisse von rund 6000 Zuschauerinnen und Zuschauern sorgt für Gänsehautmomente und einen würdigen Rahmen für die 92 Berufsmeisterinnen und Berufsmeister. Hier können sich auch die Automobil-Mechatroniker gebührend feiern lassen und sogar die Gratulation von Bundesrat Guy Parmelin persönlich entgegennehmen. Den tosenden Applaus und das gleissende Scheinwerferlicht besonders geniessen können im Bereich Personenwagen der Sieger Janik Schumacher (Hergiswil bei Willisau LU), der Zweitplatzierte Lars Hayoz (Bonnefontaine FR) und der Dritte, Pirmin Grob (Gettnau LU). Bei den Nutzfahrzeugspezialisten steigen Léon Taramarcaz (Chamoille VS) als Dritter, Ivo Krähenbühl (Triengen LU) als Zweiter und Sieger Evan Pauchard (Ponthaux FR) auf das Podest. 

Team-Battle und weitere Einsätze

«Es war ein sehr gelungener Event», zieht Olivier Maeder von der AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Bildung, eine positive Bilanz. «Die SwissSkills waren zudem ein ausgezeichnetes Schaufenster, um auf unsere Berufsbilder aufmerksam zu machen. Das zeigte sich auch am Sonntag, als nach Abschluss der SwissSkills das Team-Battle viel Aufmerksamkeit erhielt.» Bei diesem Showwettkampf traten Mitarbeitende der Logistikbasis der Armee aus Thun BE gegen Volvo-Spezialisten des Truckcenter Niederuzwil SG an. Die zwei Teams mussten zur Freude des Publikums am AGVS-Stand an einem VW Multivan 14 verschiedene Teile aus- und wieder einbauen.

Weitere Auftritte vor viel Publikum kommen ebenfalls schon bald wieder auf die Besten der SwissSkills zu, denn Olivier Maeder verrät: «Am Eurocup im Dezember schicken wir mit Janik Schumacher, Lars Hayoz und Pirmin Grob die besten drei aus dem PW-Bereich ins Rennen. Auch Evan Pauchard, der die übrigens erstmals durchgeführte Meisterschaft im Nutzfahrzeugbereich für sich entschied, wird antreten.» Pauchard ist zudem zusammen mit seinen Nutzfahrzeuge-Kollegen Ivo Krähenbühl und Léon Taramarcaz für die Qualifikation der EuroSkills 2027 gesetzt. Man darf gespannt sein, wie sich die besten Schweizer Automobil-Mechatroniker in Kürze gegen die internationale Konkurrenz schlagen. Nach dem EuroSkills-Gold in Herning (DK) für Nutzfahrzeug-Mechatronikerin Alina Knüsel aus Meierskappel LU, die übrigens selbstverständlich ebenfalls kurz an den SwissSkills in Bern vorbeischaute, ist die Messlatte und das Ziel für alle klar.

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