Viertes Certified-First-Treffen in Sévaz FR

Man lässt nun lackieren

Für Werkstätten und Carrossiers ist es entscheidend, dass man ins Flottengeschäft kommt. Genau das ermöglicht der Zusammenschluss kompetenter Betriebe, die sich stetig weiterentwickeln wollen – Certified First.
Publiziert: 04. Dezember 2025

Von

Jürg A. Stettler


										Man lässt nun lackieren
Die 1,27 Meter grosse ­«Henrietta» sorgte am Certified-First-Treffen in Sévaz FR für einiges Aufsehen.

Wir sind wieder einen Schritt weitergekommen», konstatierte Richard Schöller, Manager Certified First Switzerland (CFS), zur Begrüssung am Mitgliedertreffen in Sévaz FR vor 120 Teilnehmenden. Seit dem Frühling 2022 ist das Netzwerk professioneller Carrosserie-Unternehmen, die schweizweit eine kompetente Fahrzeugreparatur ermöglichen, auf 80 Mitglieder angewachsen. «Wir haben in den letzten dreieinhalb Jahren rund eine halbe Million Franken an Schäden ins Netzwerk holen können, und wir wollen in den nächsten Jahren exponentiell wachsen», gibt Schöller die Marschrichtung vor. Das Potenzial sei vorhanden.

Die CFS-Mitglieder profitieren unter anderem von speziell auf Carrossiers zugeschnittenen, kostenlosen Weiterbildungskursen, die helfen, die Kompetenzen innerhalb des Netzes, das von der Belfa AG (offizieller Importeur von PPG-Autoreparaturlacken) und PPG Switzerland GmbH gegründet wurde, stetig zu verbessern. Schöller ergänzte: «Wichtig: Diese Weiterbildungen sind auch bei Carrosserie Suisse anerkannt. 2026 bieten wir neben ‹Dellendrücken leicht gemacht› einen Social-Media-Kurs und natürlich auch wieder Hochvolt-Kurse an. Insgesamt sind es 2026 ganze 14 Kurse auf Deutsch und Französisch.» CFS habe mit 80 Mitgliedsbetrieben zudem eine gute Grösse, wachse nun langsamer, da es primär gelte, regionale Lücken zu schliessen und die Qualität hochzuhalten. Daher seien auch wieder Zertifizierungen im Gange.

Nicht mit Mahnfinger unterwegs

Genau darum kümmert sich Roger Schaller von Attesta. Er auditiert die Betriebe und erklärt: «Alles, was man nicht misst, kann man nicht lenken. Daher ist ein datenbasiertes Handeln als Unternehmen so wichtig.» Er wolle nicht den Mahnfinger heben, sondern vielmehr den Weg aufzeigen, auf dem die CFS-Mitglieder vorwärtskämen, denn in ihren Kernbereichen seien sie alle sehr gut unterwegs. «Bei Ressourcen, Werkstattinfrastruktur und im Finishing-Bereich sehe ich noch Optimierungspotenzial», so Schaller. Ihm sei bewusst, dass eine Zertifizierung Zeit und Geld koste, aber sie helfe eben auch, die Qualität hochzuhalten sowie Sicherheit und Nachhaltigkeit zu verbessern. Mit Blick auf die Zukunft ergänzte er: «Ihr müsst vor allem die nächsten Herausforderungen im Auge behalten und bezüglich Hochvolt und ADAS-Kalibrierung am Ball bleiben.»

 

Preiswertere Entsorgung bei Thommen-Furler

Spannende News gab es von Thierry Zuber, dem COO der Mobilitätssparte der Thommen-Furler Group. Der Recycling-Spezialist stellte sein Unternehmen kurz vor, das an acht Standorten und mit 170 Fahrzeugen schweizweit tätig ist. «Wir liefern neue Waren, können alle Abfälle entsorgen und haben zudem grosse Lagerkapazitäten für unterschiedliche Schadstoffe», führte er aus. Für Carrosserien mit den ganzen Lacken und Primern genauso wie für Garagen mit Altölen durchaus interessant. «Dank Certified-First-Vorzugskonditionen können sie bei uns günstiger entsorgen», ergänzte Zuber. Und falls ein CFS-Mitglied noch keine Betriebsnummer habe, die man zur korrekten Entsorgung von heiklen Stoffen brauche, würden Thommen-Furler-Techniker und -Umweltberater helfen, diese bei den kantonalen Behörden zu erlangen. Zuber vergass natürlich nicht zu erwähnen: «Ganz wichtig: Unsere Fahrzeuge werden in Zukunft selbstverständlich bei euch im CFS-Netzwerk repariert!»

Das ist längst nicht die einzige Firmenflotte, die ihre Schadens- oder Aufbereitungsarbeiten dem CFS-Netzwerk anvertraut. «Wir haben die Partnerschaft mit Sixt intensiviert, ab 2026 soll auch die Fahrzeugrückgabeaufbereitung hinzukommen», so Richard Schöller. Auch weitere Flottenbetreiber, insbesondere aus dem Mietwagen- und Leasing-Bereich, lenken ihre Arbeiten ins CFS-Netz. «Und für 2026 haben wir zusätzliche Partner, die ihre Zusammenarbeitsabsichten zugesichert haben oder in Verhandlungen mit CFS sind.»

 

Arbeiten mit Lackrobotern

Wie diese Arbeiten dank neuster Hilfsmittel und Technologien möglichst effizient abgewickelt werden können, erläuterte dann Sven Neumann, Produktmanager DACH bei PPG. Exoskelette als Montagehilfen würden älteren Mitarbeitenden, die zwar enorme Erfahrung haben, aber körperlich nicht mehr so fit sind, ermöglichen, ihre Tätigkeit weiterzuführen. Er erklärte die Vorteile von VR-Brillen für Schulungen, ehe er PaintGo, einen topmodernen, in der Schweiz von Blutech vertriebenen Lackierroboter, vorstellte. Dieser lackiert nach einem ersten Scan an bis zu sechs verschiedenen Stationen innerhalb einer Lackierkabine selbstständig. «In China ist er seit fünf Jahren im Einsatz. Nun kommt die neueste Generation zu uns», sagte der PPG-Fachmann. «So ein Roboter hält immer den gleichen Abstand, egal ob Montagmorgen oder Freitag kurz vor dem Wochenende. Vor allem für Füller und Batch Primings ist das extrem praktisch.» Bei PPG habe man sogar schon einen Dreischichtenlack damit appliziert. Wichtig sei: Der Roboter solle niemanden ersetzen, sondern den Fachkräften die Möglichkeit geben, sich um andere, herausfordernde Aufgaben zu kümmern.

Wie weit und fähig androide Roboter heute bereits sind, machte René Vogel alias «Mr. Vision» eindrücklich klar. Er sprach nicht nur über die Einsatzmöglichkeiten, sondern demonstrierte mit der 1,27 Meter grossen, umgerechnet nicht einmal mehr rund 13000 Franken teuren «Henrietta», welche Evolutionsstufe Roboter heute bereits erreicht haben. Das liess niemanden unter den CFS-Mitgliedern kalt. Neben dem ganzen Wissensinput durfte natürlich auch der gemeinsame Austausch und das feine Essen beim Treffen nicht zu kurz kommen. Und für Spass war ebenfalls wieder gesorgt. Grosser Sieger der diesjährigen Sim-Remote-Race-Challenge wurde übrigens Patrick Moser von Hutter Dynamics in Winterthur ZH. 

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