Rückblick auf die Transport.ch 2025

Schwer beeindruckt

Fast 30’000 Besucherinnen und Besucher liessen sich die vielfältige Messewelt der Innovationen und Neuheiten von insgesamt 272 Ausstellern an der Transport.ch nicht entgehen.
Publiziert: 12. November 2025

Von

Jürg A. Stettler


										Schwer beeindruckt
Schwingerkönig Matthias Glarner mit dem neuen Actros L ProCabin bei Daimler Trucks. Fotos: AGVS-Medien

Astag-Zentralpräsident und Ständerat Thierry Burkart betonte an der Eröffnungsfeier die Bedeutung der Schweizer Transportbranche, aber auch der Messe selbst: «Die Transport.ch ist zu dem Branchentreffpunkt herangewachsen, der sogar über die Branche hinausstrahlt. Es ist eine Messe, die so erfolgreich ist, weil auch die Branchenverbände von Anfang an eingebunden wurden.» Sie sei ein Schaufenster für den Schweizer Strassentransport. Dieser sei von immenser Bedeutung – er sei sogar systemrelevant. Schliesslich würden die 53'000 LKW eine Transportleistung von 15,5 Milliarden Tonnenkilometern pro Jahr erbringen. «80 Prozent des gesamten Güterverkehrs werden hierzulande auf der Strasse abgewickelt», so Burkart.

 

Sicher keine dreckige Branche

Die Transporteure täten dies mit Leidenschaft und der typischen Schweizer Präzision. Es brauche den Strassentransport für unsere Wirtschaft, aber auch für unsere Gesellschaft. «Und wenn kolportiert wird, wir seien eine dreckige Branche, dann ist das bösartig und falsch! 98 Prozent der LKW auf Schweizer Strassen sind Euro-6-Fahrzeuge und gehören somit zur aktuell saubersten Klasse», machte der Astag-Chef klar. Doch die Transportbranche allein könne es – auch bei grossem Investitionswillen in alternative Antriebe – nicht selbst richten, sondern sei für die Dekarbonisierung auf eine preiswerte und sichere Stromversorgung sowie passende politische Rahmenbedingungen angewiesen.

OK-Präsident Dominique Kolly konnte an der Transport.ch 2025 eine vielfältige Messewelt mit insgesamt 272 Ausstellern präsentieren. Fotos: AGVS-Medien
AGVS-Vizepräsident und OK-Präsident der Transport.ch Dominique Kolly.
ESA-CEO Giorgio Feitknecht begrüsst die Messebesucher zur imposanten ESA Grand Tour.
Nicol Fleissner, Markenchefin bei VW Nutzfahrzeuge, mit dem neuen Transporter-Pritschenwagen.
Mark Porter (links) und Hugo Belbute von der H.P. Hafner AG mit ihrer Option zu einem herkömmlichen Stempellift.
Moderatorin Monika Erb (links) und Urs Gerber, Chef von Volvo Trucks Schweiz, durften beim Networking-Event «WeConnect» viele interessierte Frauen aus der Transport- und Technik-Branche begrüssen.
Astag-Zentralpräsident und Ständerat Thierry Burkart bei seiner Rede.
Scania Schweiz Chef Francesco Romano, Peter Galliker von Galliker Transporte und Traton-Vorstand und Scania-CEO Christian Levin, der die Schweiz für ihre Dekarbonisierungsbemühungen lobte, im Gespräch (v.l.n.r.).

Lob vom Nutzfahrzeug-Topshot

Was die Transportbranche und die einzelnen Hersteller schon alles für die Dekarbonisierung tun, machte auch ein Rundgang durch die Messehallen deutlich. Noch vor zwei Jahren standen erst einzelne Elektro-Modelle an den Ständen, heute sind sie die Norm. Auch Ladeinfrastrukturanbieter, die für die nötige Power der Elektro-Brummis sorgen sollen, sind 2025 überall zu entdecken. Kein Wunder, lobte mit Traton-Vorstand und Scania-CEO Christian Levin auch einer der internationalen Topshots bei seinem Messebesuch die Schweiz. «In der Schweiz sind schon 12 Prozent Elektro-LKW unterwegs, in China sind es mit 30 Prozent sogar noch etwas mehr. Ich bin Optimist: Wenn Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Stromversorger zusammenspannen, dann kann die Dekarbonisierung funktionieren. Und hier in der Schweiz macht man viele Dinge sehr gut!»

 

Wasserstoff-LKW aus Schweden

Levin machte aber auch deutlich, dass die LKW-Hersteller bei der Transformation vor ähnlichen Herausforderungen stehen wie die Autohersteller: «Seit Corona sind wir herstellerseitig in einem konstanten Krisenmodus und kämpfen mit enormen Herausforderungen in der Lieferkette, welche die geregelte Produktion Woche für Woche gefährden. Trotzdem treiben wir die Dekarbonisierung mit grossen Schritten voran.» Ein sichtbarer Beweis dafür: Levin durfte im Rahmen der Transport.ch den ersten Brennstoffzellen-LKW von Scania vorstellen und mit dem Wasserstoff-LKW eine weitere nachhaltige Transportlösung präsentieren. In den kommenden Monaten werden die Emmi Schweiz AG, die Genossenschaft Migros Ostschweiz, die Traveco Transporte AG und die Retralog AG die H2-Scanias mit einer Reichweite von bis zu 1000 Kilometern im Alltag testen. Mit seinen kurzen Betankungszeiten an den inzwischen 18 Schweizer Wasserstoff-Tankstellen, an denen bislang primär die rund 50 Hyundai Xcient Fuel Cell neuen Wasserstoff bezogen haben, zeigt das Fahrzeug, wie H2 die Elektrifizierung des Transports ergänzen könnte.

Der doppelte Matthias Glarner

Beim italienischen Hersteller Iveco, der seit diesem Herbst Teil des indischen Tata-Konzerns ist, stand neben dem elektrischen Daily, den es neu auch mit Doppelkabine gibt, natürlich der S-eWay im Fokus. Mit der Sattelzugmaschine mit LFP-Batterietechnologie, einer Kapazität von 603 kWh und somit einer Reichweite von bis zu 600 Kilometern liefert Iveco eine lokal emissionsfreie Lösung für den Fern- und Regionalverkehr. Auch bei DAF, MAN oder Renault Trucks, wo die Besuchenden von einem androiden Roboter begrüsst wurden, standen neue E-Modelle im Mittelpunkt des Messauftritts. Und Schwingerkönig Matthias Glarner war gleich doppelt präsent an der Transport.ch, denn bei Daimler Trucks war der neue Actros L ProCabin mit seinem Porträt und #Dream Big ausgestellt, der dank innovativem Fahrerhausdesign eine bessere Aerodynamik erzielt, und das ohne Abstriche bei Sicherheit und Komfort. Der König von 2016 und OK-Präsident des nächsten Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests 2028 in Thun BE schaute sich bei seinem Messebesuch natürlich auch den neuen eActros mit innovativer Elektro-Achse und 400-kW-Dauer- sowie 600-kW-Spitzenleistung sowie bis zu 500 km Reichweite an.

 

Pritschenwagen mit Doppelkabine

Bei der BF Import AG zeigte man nicht nur die Elektro-Varianten von BYD Trucks Switzerland, sondern mit der 510 PS starken Sattelzugmaschine Ford F-Max der zweiten Generation, dass Ford neben den leichten Nutzfahrzeugen wie E-Transit oder Tourneo Connect eben auch bei den schweren Jungs präsent sein will. Und bei VW Nutzfahrzeuge lancierte Markenchefin Nicol Fleissner den neuen Transporter-Pritschenwagen mit Doppelkabine gleich selbst. «Die Variante ist vor allem bei Gartenbaubetrieben sehr gefragt gewesen, und wir sind froh, sie nun wieder anbieten zu können», so Fleissner zum VW Transporter mit 4,2 m² Ladefläche, bis zu 1073 kg Nutzlast und 2,5 t Anhängelast, den es in zwei Dieselvarianten (110/150 PS) sowie drei Elektro-Versionen (136/218/286 PS) und auf Wunsch auch mit 4x4 gibt.

Option zu herkömmlichem Stempellift

Spannende Neuheiten gab es in Bern jedoch nicht nur fahrzeugseitig zu entdecken, die H.P. Hafner AG präsentierte eine clevere Alternative zu einem herkömmlichen Stempellift: Die Stertil-Koni Ecolift ist eine ultraflache, achsengetriebene Unterflur-Scherenhebebühne. «Wir konnten sie schon zweimal installieren», verrät Inhaber Mark Porter. «Ihr Vorteil: Sie erfordert eine klar geringere Einbautiefe von rund einem statt zweieinhalb bis drei Meter. Zudem ist sie sehr robust und benötigt viel weniger Öl.» Kein Wunder, wurde die in einer Zwei-, Drei- oder Vier-Scherenkonfiguration erhältliche Hebebühne mit einer Gesamttragfähigkeit bis zu 54 t von den Besuchenden interessiert begutachtet.

Genauer erläutern lassen wollten sich viele auch das Moser Loadsystem Evo, das speziell für den Schweizer Baustelleneinsatz konzipiert wurde und mit schnellen Bewegungsabläufen und maximaler Kippstabilität glänzt. Eine kompakte, hybride Steuereinheit mit vorprogrammierten Smart-Funktionen kombiniert dabei ein modernes Touch-Display mit bewährten analogen Bedienelementen, so dass alles schnell und sicher am Haken hängt.

 

ESA mit Grand Tour

Mit rund 20 verschiedenen Angeboten ihrer Partner und Lieferanten und einer imposanten Schweizer Reise gehörte die Einkaufsorganisation für das Schweizer Auto- und Motorfahrzeuggewerbe ESA zu den prominenten Ausstellern der Transport.ch. Auf 1000 Quadratmetern demonstrierte die ESA nicht nur die Vielfalt unseres Landes, sondern eben auch ihres eigenen Service- und Leistungsangebots. Ein gelungenes Format – genauso wie das von Volvo Trucks lancierte WeConnect. Der bereits zum dritten Mal durchgeführte Networking-Event für Frauen aus der Transport- und Technik-Branche, unabhängig davon, bei welchem Hersteller sie arbeiten, bot eine spannende Plattform für den Austausch. Nutzfahrzeug-Mechatronikerin Alina Knüsel, die an den EuroSkills 2025 in Herning (DK) Gold holte, und Monika Walser, Unternehmerin und Geschäftsführerin des Schweizer Möbelherstellers de Sede, verrieten, wie sie als Frauen in der Branche etwas bewegen können und auf welche Hürden sie dabei immer noch stossen.

 

Grosser Wille zum Erfolg

«Das mag nun kitschig klingen, aber die Messe wird jedes Mal schöner», erläutert ein sichtlich zufriedener OK-Präsident Dominique Kolly. «Das ist vor allem unseren Ausstellenden zu verdanken, die mich bei jeder Austragung aufs Neue begeistern und auch überraschen. Denn selbst nach über 40 Jahren in der Branche habe ich bei einem Rundgang durch die Hallen immer wieder etwas Neues entdeckt.» Der Nutzfahrzeug-Experte ergänzt: «Wir sehen die Zukunft positiv, und wir wollen sie auch mitgestalten! Der Wille zum Erfolg ist bei uns in der Messeorganisation stärker denn je. Wir wollen der Transport.ch den Weg ins nächste Vierteljahrhundert ebnen – mit Leidenschaft für Technik, Menschen und Begegnungen.»
Und die gelungene 13. Ausgabe von Anfang November mit fast 30’000 Besucherinnen und Besuchern, die mit dem traditionellen Hupkonzert aller ausgestellten Fahrzeuge endete, hat sicherlich eine solide Grundlage für die Zukunft gelegt. Die Transport.ch 2025 bestätigte damit auch ihre wichtige Rolle als Schaufenster einer dynamischen Branche, die Innovationen, Nachhaltigkeit und Effizienz vereint. Man sollte sich daher bereits heute den 10. bis 13. November 2027 und somit einen Besuch an der 14. Transport.ch vormerken.

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