Spannendes zum Thema Hochspannung
Manchmal sind Pausen so wichtig wie Programme: hier Fachgespräche, dort eine Visitenkarte – an der Erfa-Tagung ist Netzwerken ebenso ein Schlüssel zur Klärung offener Bildungsfragen wie die Referate. Mitte Dezember trafen sich knapp 50 Bildungsverantwortliche der Auto- und der Nutzfahrzeugimporteure mit dem AGVS zum Erfahrungsaustausch (Erfa). Quasi ein Klassentreffen der Bildungsakteure. Ebenfalls teils dabei waren Verbände wie Auto-Schweiz oder Bildungspartner wie Electrosuisse.
Eingangs begrüsste Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleiter Bildungsbereich, die Gäste und verwies auf Highlights wie die EuroSkills 2025 mit Gold für die Nutzfahrzeug-Mechatronikerin Alina Knüsel. «Das sind emotionale Anlässe. Gut für die Autoberufe – auch weil es sie in die Medien bringt», so Maeder. Zudem wurde der neue Autoberufe-Slogan «Ohne dich steht alles still.» thematisiert – und durch Dora Szöke (AGVS, Berufsbildung), was auf welchen Social-Media-Kanälen junge Menschen erreicht. «Authentisch muss es sein», betonte Szöke und verwies auf den Erfolg von «Lehrberufe live!», in dem Lernende ihre Berufsbilder vorstellen. «Wir suchen immer Betriebe, die mitmachen», so Szöke. Es folgte ein Blick auf die Statistik: erstmals seit Corona über 3000 Lehreintritte, wozu gerade Nutzfahrzeugberufe beitrugen.
Viel debattiert wurde zur Hochvolt-Ausbildung. Noch fehlt in der Schweiz eine Vereinheitlichung und gegenseitige Anerkennung für Arbeiten an unter Spannung stehenden Hochvolt-Komponenten (HV3): Wer den Arbeitgeber bzw. die Fahrzeugmarke wechselt, muss daher manchmal die ganze Ausbildung auf den Stufen HV3 und HV3S der neuen Marke durchlaufen. Deshalb wird in enger Zusammenarbeit mit den Importeuren in Workshops an Standards gearbeitet: gegenseitige Anerkennung und vereinheitlichte Inhalte künftiger HV3-Angebote. Markenübergreifende Inhalte sollen mit dem HV3-Grundmodul so weit standardisiert werden, dass bei einem Markenwechsel nur noch die markenspezifischen und weiterführenden HV3S-Kurse absolviert werden müssen, währenddem die HV3-Grundlagen auch dann akzeptiert werden, wenn sie bei einem anderen HV3-Bildungspartner absolviert wurden. Vom AGVS referierten Markus Peter (Leiter Technik & Umwelt) und Arnold Schöpfer (Grundbildung & Höhere Berufsbildung) über laufende und künftige Workshops. «Wir wollen das 2026 angehen und bis Ende 2026 umsetzen», so Schöpfer.
Apropos Hochvolt: Zwischendurch gab es eine Umfrage unter den Teilnehmenden mittels Post-it-Zetteln. Unter anderem wurde gefragt, wie der State of Health (SOH) von E-Auto-Batterien ermittelt wird. Ergebnis: Es dominieren Herstellertests, gefolgt von Aviloo. Hintergrund, so Peter: «Voraussichtlich ab März können bei uns SOHs in einer den AGVS-Garagen zur Verfügung gestellten Plattform eingetragen werden – um Aussagen zu erhalten etwa zum durchschnittlichen SOH eines Modells nach soundso vielen Kilometern.» Peter ergänzte: «Bei den Occasionen sollte der SOH-Test Standard werden, um so das Vertrauen in E-Occasionen zu stärken und den Handel zu beleben.»
Weiter ging es um Revisionen bei diversen Autoberufen. Der Lehrgang Automobil-Verkaufsberater:in EFZ zum Beispiel wird, erläuterte Christoph Künzi (AGVS, Höhere Berufsbildung), ab dem zweiten Semester 2026 überarbeitet und Automobil-Serviceberater:in EFZ per Januar 2026 auch in der Romandie angeboten. Bei Fahrzeugrestaurator:in gibt es ab Herbst 2026 zusätzlich eine zweite Fachrichtung, die «Ältere Automobiltechnk» wird überarbeitet und neu die «Jüngere Automobiltechnik» (1976 bis 1996) eingeführt. Warum? «Ab den 1980er-Jahren wurden die Fahrzeuge mit Elektronik vollgestopft», so Künzi, der anfügte: «Falls Sie alte Schulungsmodelle oder technische Unterlagen aus der Zeit haben, wären wir interessiert.»
In einem Referat von Luigi Cescato (Auto-Schweiz, Technik und Statistik) wurden Verkaufszahlen und CO2-Strafen angesprochen und Massnahmen wie ein Leitfaden, der die Beurteilung und Handling von E-Auto-Batterien nach Unfällen beschleunigen soll. Schliesslich bat Olivier Maeder Philipp Zimmermann, CEO von Auto-i-Dat (übrigens Platin-Partner des «Tags der Schweizer Garagen»), zu sich. Zimmermann überreichte einen Scheck über 25'000 Franken für die Bildung. «Die Aus- und Weiterbildung unterstützen wir gerne, sie liegt uns am Herzen», so Zimmermann, «weil sie die Zukunft unserer Branche sicherstellt.»