Kaufleute EFZ im Automobil-Gewerbe

Warum Garagen auf die Ausbildung von Kaufleuten setzen

Drei Ausbildungsverantwortliche geben Einblick, welchen Mehrwert kaufmännische Lernende bringen. Denn Kaufleute sind nicht nur vielseitig einsetzbar, sondern unverzichtbar – weil sie Verantwortung übernehmen, ­Prozesse mitgestalten und die Zukunft sichern.
Publiziert: 25. November 2025

Von

Ilir Pinto


										Warum Garagen auf die Ausbildung von Kaufleuten setzen
Foto: AGVS-Medien

Kaufleute bringen frischen Wind in die Garage – davon sind Anita Strobl, Nicole Küng und Barbara Brändli überzeugt. Alle drei bilden regelmässig Lernende im kaufmännischen Bereich aus. Die Beweggründe dafür ähneln sich in den verschiedenen Betrieben. Für Anita Strobl, Verantwortliche Berufsbildung bei der Mercedes-Benz Automobil AG (Merbag) in Schlieren ZH, ist klar: «Wir bilden Kaufleute aus, weil wir eigene gute Fachleute fördern und gleichzeitig die Bildungslandschaft unterstützen möchten.»

«KV-Lernende werden bei uns schnell wertvolle Mitarbeitende.» 

Anita Strobl, Verantwortliche Berufsbildung bei der Mercedes-Benz Automobil AG in Schlieren ZH 

Auch Nicole Küng, Inhaberin und Geschäftsleiterin der Küng Automobile AG in Gebenstorf AG und Wettingen AG, sieht in der Ausbildung eine doppelte Chance. «Wir möchten Verantwortung für den beruflichen Nachwuchs übernehmen und jungen Menschen eine fundierte Ausbildung ermöglichen. Zugleich können wir unser Wissen und unsere Werte weitergeben und Fachkräfte für das Autogewerbe fit machen.» Gerade weil der administrative Aufwand im Gewerbe zunehme, sei es entscheidend, qualifizierte Kaufleute auszubilden, die diesen Bereich professionell abdeckten. Barbara Brändli, Personalverantwortliche und Assistentin der Geschäftsleitung bei der Auto Kunz AG in Wohlen AG, beschreibt es ähnlich: «Die Ausbildung von Kaufleuten ist für uns ein wichtiger Teil der Nachwuchsförderung. Gerade in einer Branche, die sich laufend verändert – Digitalisierung, Elektromobilität und verändertes Kundenverhalten –, ist es entscheidend, junge Berufseinsteiger frühzeitig in die betrieblichen Abläufe einzubinden.» Man wolle nicht nur Wissen weitergeben, sondern auch mitgestalten, wie die nächste Generation von Fachkräften die Branche mitpräge. 

 

Eine lohnende Investition

Für alle drei Betriebe steht fest: Lernende sind kein Aufwand, sondern eine Bereicherung. «KV-Lernende werden bei uns schnell wertvolle Mitarbeitende», sagt Anita Strobl. Viele blieben nach der Grundbildung – ein Zeichen dafür, dass sich die Investition lohne. «Lernende tun einem Unternehmen sowieso gut: Sie bringen frischen Wind in die Abteilungen», ergänzt Strobl mit einem Lächeln. Nicole Küng bestätigt das: «Lernende unterstützen uns tatkräftig im administrativen Bereich und wachsen mit ihren Aufgaben. Dadurch profitieren wir doppelt: Einerseits durch die Entlastung im Tagesgeschäft, andererseits durch die Chance, potenzielle Fachkräfte selbst auszubilden und ans Unternehmen zu binden.»

 

Lernende hinterfragen Prozesse

«Lernende bringen frische Perspektiven und oft auch digitale Kompetenzen mit, die im Alltag sehr wertvoll sind», betont auch Barbara Brändli den unmittelbaren Nutzen. «Sie hinterfragen Prozesse und wachsen in unterstützende Funktionen hinein. Gleichzeitig bauen wir qualifizierte Mitarbeitende auf, die unser Unternehmen bereits von Grund auf kennen.» In allen drei Betrieben spielt die Abteilungsvielfalt eine grosse Rolle. Bei Merbag, bei Küng Automobile sowie bei Auto Kunz durchlaufen die Lernenden während ihrer Ausbildung verschiedene Bereiche – vom Empfang und Kundendienst über die Disposition und Buchhaltung bis hin zum Marketing, Einkauf oder Ersatzteillager. So erhalten die Lernenden ein umfassendes Verständnis des Garagenbetriebes.

«Die Ausbildung von Kaufleuten ist eine Investition in die Zukunft.»

Nicole Küng, Inhaberin und Geschäftsleiterin der Autohaus Küng AG in Gebenstorf AG 

Mit Struktur und Herzblut

Eine gute Ausbildung braucht Begleitung; das wissen alle drei Ausbildungsverantwortlichen. «Am Anfang der Ausbildung ist der Aufwand sicher grösser», sagt Strobl. Sie schätzt ihn auf rund fünf bis zehn Prozent pro Betreuungsperson über die ganze Ausbildungszeit. «Wir organisieren das so, dass ich die Gesamtverantwortung habe und in jeder Abteilung Praxisbildner die Lernenden für ein Semester begleiten.» Auch Küng betont die individuelle Unterstützung: «Der Aufwand hängt stark von den Lernenden ab. Zu Beginn braucht es mehr Zeit, später werden sie selbstständiger.» Und Brändli ergänzt: «Natürlich braucht eine qualitativ hochwertige Ausbildung Zeit und Engagement. Wir setzen auf ausgebildete Berufsbildnerinnen und Praxisbildner in den jeweiligen Abteilungen. Regelmässige Standortgespräche und Feedbackrunden sind bei uns fest verankert. Dieser Aufwand lohnt sich: Gut betreute Lernende sind motivierter und entwickeln sich schneller weiter.»

Die neue Bildungsverordnung 2023 (BiVo 2023) bringt aus Sicht aller drei Betriebe spürbare Veränderungen. Anita Strobl findet sie «besser auf das Autogewerbe ausgerichtet» und lobt die neuen Praxisaufträge. Nicole Küng betont den stärkeren Fokus auf Handlungskompetenzen: Lernende arbeiteten heute häufiger an realen Situationen und Projekten und übernähmen mehr Eigenverantwortung. Auch Barbara Brändli hebt die grössere Praxisnähe und Flexibilität hervor – verbunden mit der Einschätzung, dass die Umstellung im Betrieb langfristig ein klarer Vorteil für die Branche sei.

 

Strategie gegen Arbeitskräftemangel

Für Nicole Küng ist der langfristige Nutzen entscheidend. Sie sagt: «Die Ausbildung von Kaufleuten ist eine Investition in die Zukunft. Betriebe sichern sich damit qualifizierte Nachwuchskräfte, die den Betrieb bereits von Grund auf kennen.» Besonders wertvoll sei der Mix zwischen jungen Lernenden und erfahrenen Mitarbeitenden. «Unterschiedliche Ansichten und Kompetenzen bringen neue Perspektiven und führen zu neuen Chancen.» 

«In einer Zeit, in der qualifiziertes Personal immer schwerer zu finden ist, ist die eigene Ausbildung eine der wirksamsten Strategien für nachhaltigen Erfolg.» 

Barbara Brändli, Personalverantwortliche und Assistentin der Geschäftsleitung bei der Auto Kunz AG in Wohlen AG

Auch Barbara Brändli zieht ein positives Fazit: «Die Investition in die Ausbildung lohnt sich mehrfach: Betriebe sichern sich nicht nur ihre zukünftigen Fachkräfte, sondern profitieren auch unmittelbar von der Mitarbeit der Lernenden. In einer Zeit, in der qualifiziertes Personal immer schwerer zu finden ist, ist die eigene Ausbildung eine der wirksamsten Strategien für nachhaltigen Erfolg.» 

 

Berufsbildnerschulung Kaufleute EFZ

Der AGVS unterstützt die Betriebe im Autogewerbe, die Kaufleute ausbilden, mit Berufsbildnerschulungen zur neuen kaufmännischen Grundbildung. Der nächste Termin ist am 3. Dezember 2025 in der Mobilcity in Bern.

 

Details und Anmeldung

Dies könnte Sie auch interessieren

Alle News