Bildungsserie

Auf Umwegen zum Traumjob in der Autowelt

Was haben lange Haare, weisse Zähne und brummende Autos ­gemeinsam? In der Tat nicht viel. Und dennoch entstanden aus dieser Kombination zwei spannende Karrieren und eine tiefe Freundschaft. ­Manuela Reinle und Ana-Marija Sola wagten den Neuanfang – und sind seither im beruflichen Alltag glücklicher.
Publiziert: 08. Januar 2024

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AGVS-Newsdesk


										Auf Umwegen zum Traumjob in der Autowelt
Ein liebenswerter Job als «Octopus»: Die Tätigkeiten im Autogewerbe sind so vielseitig, dass der neue Berufsalltag von Manuela Reinle (rechts) und Ana-Marija Sola aus vielen ­verschiedenen Aufgaben besteht. Foto: AGVS-Medien

Ich will endlich etwas machen, das Hand und Fuss hat, mich interessiert und meiner Passion entspricht», sagte sich Manuela Reinle und hängte ihre Selbstständigkeit als Coiffeuse an den Nagel. Der Beruf sei ihr nach wenigen Jahren verleidet, sie schneide nicht mal mehr Freunden die Haare. Eine klare Ansage. Auch der Wechsel in die Gastronomie war aufgrund der Coronapandemie von kurzer Dauer. Neues Ziel: das Autogewerbe. Gesagt, getan. Und dies, obwohl der Anfang harzig verlief, denn für ihre Bewerbungen als Quereinsteigerin erhielt sie ausschliesslich Absagen. Bis sie die Entscheidung traf, sich persönlich in der Auto Hotz AG, bei der offiziellen Honda-Vertretung in Baar ZG, vorzustellen. Das Inhaberpaar Vital und Anna Hotz machte sich per Zufall zeitgleich Gedanken, das Team zu vergrössern. Das Happy End folgte mit einer 80 Prozent-Stelle im Verkauf. «Dass ich hier anfangen konnte, ist ein absoluter Traum. Ich war schon immer ein grosser Honda-Fan», so die 28-Jährige.

Für den beruflichen Wechsel brauchte es nicht nur Mut, sondern auch Engagement. Reinle stürzte sich in die Weiterbildung zur Automobil-Verkaufsberaterin und schloss als eine der Besten ihres Jahrgangs im letzten Sommer ab. «Mich hat das am Ende so ‹geflasht›, dieses Wissen, das man plötzlich hat.» Das sei ihr erst mit der Ausbildung so bewusst geworden. «Man tritt im Alltag sicherer auf, hat das technische Know-how und vertieftes Wissen etwa über das Versicherungs- und Leasingwesen.» Aus diesem Grund habe sie auch schon darüber nachgedacht, eines Tages die Ausbildung zur diplomierten Betriebswirtin anzuhängen. In der Verkaufsausbildung holte sie sich aber nicht nur Wissen ab, sondern es entstand auch eine Freundschaft mit Ana-Marija Sola, ebenfalls Quereinsteigerin, wenngleich ihr Weg von der Zahnseide zum Zahnrad etwas anders verlief. Gemeinsam haben sie manch eine Stunde mit Lernen zugebracht.

«Ich will endlich etwas ­machen, das Hand und Fuss hat, mich ­interessiert und meiner Passion entspricht»
Manuela Reinle, Verkaufsberaterin

«Ich habe mit 18 Jahren die Lehre zur Dentalassistentin abgeschlossen und bildete mich später zur Prophylaxeassistentin weiter. Ich schwärmte für diesen Beruf, aber ich verspürte das Bedürfnis, mich einer neuen Herausforderung zu stellen», so die 35-jährige Sola. «Ich wollte etwas Neues wagen», sagt sie und ergänzt lachend: «Vielleicht auch wegen meines Alters.» Eine Bekanntschaft führte sie schliesslich mit der Geschäftsleitung der Garage Rütter in Mühlau AG, ihrem jetzigen Arbeitgeber, zusammen. Ein moderner Betrieb mit Tradition, welcher seit 1978 offizieller Ford-Vertreter und seit 2016 auch der kompetente Ansprechpartner für Subaru ist. Wie die Arbeitgeber von Reinle, spielte zur gleichen Zeit auch Inhaber Daniel Rütter mit dem Gedanken, sich Verstärkung ins Team zu holen. «Ich wusste selbst noch nicht, in welche Richtung es gehen soll. Eine Weiterbildung war für mich aber ein Muss. Wenn ich schon die Option erhalte, will ich es auch richtig angehen», stellt Sola klar. Zuerst habe das AGVS-Basisseminar zur Verkaufsberaterin im Raum gestanden. Sie entschied sich aber für die vertiefte Weiterbildung mit eidgenössischem Fachausweis, genau wie Manuela Reinle. Rückblickend sagt sie: «Es braucht den Willen und den Ehrgeiz, genügend Zeit zu investieren, um wirklich vollends in dieser Branche anzukommen, aber es lohnt sich.»

Eine grosse Unterstützung bei der Erarbeitung des Know-hows von der Zahnseide zum Zahnrad und vom Haaröl zum Schmieröl bekamen die beiden von Vital Hotz, dem Vorgesetzten von Manuela Reinle. «Das war unser Glück, ich denke, dass es für einen Quereinstieg jemanden braucht, der einem die Materie neben dem theoretischen Schulstoff erklärt – oder auch mehrmals erklärt», sagt Reinle und lacht. Es brauche den Betrieb, der einem beim Shift in die Praxis helfe. «Vital Hotz konnte uns die Themen aufgrund seiner langjährigen Erfahrung viel logischer und näher erklären.» Sola stimmt dem zu: «Ich war anfangs in Sachen Produktekenntnis öfters am Anschlag, wir mussten in kürzester Zeit unser technisches Know-how aufbauen, obwohl es immer ein Wollen und nie ein Müssen war. Das Schwierige war der fehlende Einblick. Man lernt die Theorie, aber man weiss dann trotzdem nicht, wo sich welches Teilchen befindet und was es wirklich macht.» Auch bei ihr hätten sich der Arbeitgeber und die Arbeitskollegen Zeit genommen. Sei es während der Arbeitszeit, über Mittag oder gar am Abend, was sie sehr geschätzt habe. «Wenn zum Beispiel ein Motor ausgebaut wurde, oder sonst eine interessante Arbeit anstand, haben sie mich dazu geholt und mir diese erklärt. Ich bin ein learning-by-doing-Mensch, ich brauche das.»

«Es braucht den ­Willen, rund drei Jahre zu ­investieren, um wirklich vollends in dieser ­Branche anzukommen, aber es lohnt sich.»
Ana-Marija Sola, Verkaufsberaterin

In der Arbeit schätzen beide besonders die Vielfältigkeit. «Ich darf so viel machen, deshalb gefällt es mir so gut. Ich sitze nicht nur am Tisch und schreibe Verkaufsverträge, sondern habe neben spannenden Kundengesprächen auch einen Einblick in die Werkstatt, in den Aftersales oder führe kaufmännische Tätigkeiten aus», sagt Reinle. Das sei in Grossbetrieben teilweise anders, wie sie von Klassenkameraden erfahren hätten. «Das ist wirklich ein riesiger Vorteil», ergänzt die Freundin. «Wir sind überall willkommen und können auch Kreatives via Marketingtätigkeiten oder Social Media einbringen und unser Team in jedem Bereich unterstützen.» Dem Teamgedanken messen die beiden ebenfalls eine hohe Bedeutung zu. «Man soll sich wohlfühlen und geschätzt werden. Das Gefühl, willkommen und angekommen zu sein, ist mir wichtig.» So wurde sie noch vor Stellenantritt von ihrem Arbeitgeber Daniel Rütter zum Weihnachtsessen eingeladen, um das Team besser kennenzulernen. Das Familiäre in beiden Betrieben mache die gute Atmosphäre ebenfalls aus.

Im Alltag erleben die beiden auch hin und wieder stereotype Vorurteile, über die sie selbst nur schmunzeln können. «Einmal sagte mir ein Kunde in einem Gespräch, dass ich viel über Autos wisse, was ich hier denn eigentlich genau mache», erzählt Reinle. Ihre schlagfertige Antwort: «Ich bin Verkaufsberaterin, ich muss das wissen.» Den Sprung ins neue Gewerbe würden beide jederzeit wieder machen, wie sie betonen – und auch die Investition in die Weiterbildung. Sola dazu: «Wir hatten eine super Klasse, einen grossartigen Zusammenhalt und haben zum Teil auch zusammen auf die Prüfungen gelernt. Alle, die zur Abschlussprüfung angetreten sind, haben diese auch erfolgreich bestanden. Wir hatten wirklich eine sehr schöne Zeit.»

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