Vom Schraubenschlüssel an die Spitze

Christoph Schlup bereut nichts: Der 30-jährige arbeitet bei der A. Reinhard Nutzfahrzeuge AG in Kallnach BE, einer Scania- und Iveco-Vertretung. Der gebürtige Berner hat 2021 die Weiterbildung zum Automobil-Werkstattkoordinator mit eidg. Fachausweis gestartet – und ist rückblickend froh darum. «Die Faszination Technik hat mich früh gepackt», berichtet er. «Fährt ein Fahrzeug nicht mehr, wird es erst richtig spannend.» Doch mit der Grundausbildung allein sei heute kein Weiterkommen mehr möglich: «Diagnose und Führung sind anspruchsvoll – da muss man ständig dranbleiben.»
Schlups Weg war nicht ganz geradlinig – aber konsequent: Nach der Grundbildung als Automobil-Fachmann EFZ in der Fachrichtung Nutzfahrzeuge absolvierte er die Zusatzlehre zum Automobil-Mechatroniker EFZ, Fachrichtung Nutzfahrzeuge, und begann danach eine Weiterbildung zum Automobildiagnostiker. Doch ein Wechsel zur gewünschten Fachrichtung Nutzfahrzeuge scheiterte.
Die eigene Zukunft aktiv gestaltet
Das Scheitern wurde zum Glücksfall: «Ich habe mich dann für die Weiterbildung zum Automobil-Werkstattkoordinator entschieden. Das war genau richtig.» Wenngleich anspruchsvoll, vor allem mit einer 100-Prozent- Stelle: «Ohne Unterstützung meiner Freundin und meines Arbeitgebers hätte ich es nicht geschafft. Du brauchst Freiräume, gerade für Projektarbeit. Denn nach der Arbeit bist du abends einfach leer.» Rückblickend betont Schlup, dies sei eine sehr wertvolle Phase für ihn gewesen. «Du wächst daran. Ich habe ausser dem Fachwissen vor allem auch gelernt, Prioritäten zu setzen.»
Vom Technikprofi zum Teamplayer
Die Weiterbildung ist inhaltlich breit: «Im ersten Jahr lag der Fokus auf Technik – die Dozenten waren teils echte Enthusiasten, die das Thema leben. Im zweiten Jahr ging es um Personalführung, Planung, Organisation. Anfangs trocken, aber in der Praxis bringt es sehr viel.» Heute plant Schlup nicht nur Werkstattabläufe, sondern setzt gezielt die Stärken seiner Mitarbeitenden ein. Kompetenzen wie Prozessdenken, Mitarbeitermotivation oder IT nahm er ebenfalls mit: «Ich hatte zuvor mit Ordnern gearbeitet. Heute ist alles digital – eine echte Umstellung, aber sie erleichtert die Arbeit enorm.»
Schritt für Schritt weiterkommen
Wer die Weiterbildung Automobil-Werkstattkoordinator: in erwäge, solle, so Schlup, «wissen, worauf man sich einlässt – aber es zahlt sich aus, ich würde es wieder tun. Mein Tipp: Mit einem Kollegen zu lernen hilft. Und Vorbereitung ist alles – besonders im Gespräch mit dem Arbeitgeber. Freitage zum Lernen müssen möglich sein.» Christoph Schlup hat schon die nächste Weiterbildung im Visier. «Hast du mal angefangen mit Weiterbildung, ist der nächste Schritt leichter. Tust du nichts, bleibst du stehen.»
In der Freizeit entspannt sich Schlup beim Schrauben an Oldtimern – einem VW Golf 2, einem Käfer und Töfflis, mit denen es auch mal auf zweitägige Touren geht – und er engagiert sich in der Feuerwehr. Er resümiert, Weiterbildungen seien sogar körperlich sinnvoll: «Nutzfahrzeuge machst du nicht, bis du 65 Jahre alt bist, alles ist gross und schwer. Du brauchst eine Perspektive.» Die Autobranche ist im Wandel – aber genau das ist eine Chance. Wer sich weiterbildet, bleibt nicht nur fachlich dran, sondern schafft sich neue Perspektiven. Christoph Schlup hat den Schritt gewagt. Sein Rat an alle, die noch zögern: «Es wird streng, keine Frage. Aber es lohnt sich! Du entwickelst dich weiter – und du öffnest Türen, die dir sonst verschlossen bleiben.»