Genug philosophiert – E-Autos in die Werkstatt!

Rund 100 eGarage-Partnerinnen und -Partner der Hostettler Autotechnik AG trafen sich in Däniken SO. Das zweite eGarage-Forum zum fünfjährigen Jubiläum des Werkstattkonzepts diente nicht nur dem Erfahrungsaustausch, sondern bot darüber hinaus eine Fülle an praktischem Know-how und Impulsen rund um das elektrisierende Thema.
Zu Beginn erinnerte Marcel Stocker, Geschäftsführer Automotive, daran, dass der Start von eGarage im Jahr 2020 genau zum richtigen Zeitpunkt kam: «Damals begann es so richtig mit der Elektromobilität.» Heute gebe es 156 Partnerbetriebe, die das Konzept tragen. Die E-Mobilität befinde sich zwar aktuell im sogenannten «Tal der Ernüchterung», so Stocker, doch Hostettler Autotechnik bleibe überzeugt von ihrer Zukunftsfähigkeit. Mit «eGarage 2.0» werde das Konzept nun basierend auf den gemachten Erfahrungen und den aktuellen Entwicklungen angepasst. Der Fokus werde neu auf die Mitarbeitenden der Partnerbetriebe als Know-how-Trägerinnen und -Träger gerückt. Denn: «Hostettler bildet Personen aus und nicht Betriebe», so Stocker.
Claudia Schlatterer, Leitung Werkstattkonzepte, ging näher auf das überarbeitete Konzept ein. Neu wird die Beschäftigung eines ausgebildeten eGarage-Technikers zur Pflicht für jeden Partnerbetrieb. Der Fokus liege auf einer fundierten Kompetenz in Bereichen wie Hochvolttechnik, Softwarediagnose, Batterieprüfung und Thermomanagement. Optional können Betriebe auf freiwilliger Basis einen eGarage-Experten ausbilden lassen. Dieser verfügt über ein vertieftes Verständnis von Aufbau, Funktion und Vernetzung der Hochvolt-Komponenten. Ab September 2025 sollen alle bestehenden Partner den Ausbildungsstand ihrer Fachpersonen melden, ab 2026 werden Zertifikate vergeben.
Ein Highlight war die Vorstellung von «TeslaPoint», einem speziellen Werkstattkonzept in Zusammenarbeit mit Teslabor. Die Gründer des Start-ups, Remo Iseli und Gary Meier, zwei ehemalige Tesla-Mitarbeitende, erklärten im Interview mit Moderator Beat Jenny, warum sie sich dafür entschieden hatten, eine unabhängige Tesla-Werkstatt in Stallikon ZH aufzubauen. «Wir wollen nachhaltig reparieren statt austauschen – und Qualität bieten, damit die Kundschaft nicht zweimal mit dem gleichen Problem kommt», so Iseli.
Gary Meier, der sich bei Teslabor auf Hochvolttechnik spezialisiert hat, fährt selbst einen Tesla von 2012 – dank Upgrades und Software-Updates fühle sich das Fahrzeug heute noch immer wie neu an. Remo Iseli, der sich bei Teslabor mehrheitlich der Fahrzeugtechnik widmet, schwärmte von den bahnbrechenden Innovationen der Marke: etwa vom Weglassen klassischer Bauteile oder vom Aufbauen eines eigenen Ladenetzwerks. Die Gründung von Teslabor war für die beiden ein logischer Schritt, nachdem sich nach drei Jahren bei Tesla das Start-up-Feeling allmählich verloren hatte. Heute beschäftigt Teslabor zehn Mitarbeitende mit einem Gesamtpensum von rund 700 Stellenprozenten.
«TeslaPoint» richtet sich an eGarage-Partner, die sich gezielt auf Tesla spezialisieren wollen. Unterstützt werden sie unter anderem durch Technikkurse und die TeslaboX-Diagnoseplattform von Teslabor, inklusive Live-Support und Fehlerdatenbank. Gary Meier sagte: «Da Elon Musk aktuell in der Kritik steht, gehen viele Kundinnen und Kunden nicht mehr zu Tesla, sondern lieber zu einer freien Garage.» Als die Teilnehmenden gefragt wurden, wer sich für einen Beitritt interessiere, streckte ein Grossteil die Hand auf.
Claudia Schlatterer ergänzte: «Der Bestand an Tesla-Fahrzeugen ist nun hoch, und das offizielle Werkstattnetz ist dünn – viele Besitzerinnen und Besitzer suchen nach Alternativen.» Genau hier setzt «TeslaPoint» an. Diagnose, Inspektion und Hochvolt-Batteriereparatur zählen laut den beiden Teslabor-Gründern zu den profitabelsten Bereichen bei Arbeiten an einem Tesla.
In einem Podiumsgespräch berichteten dann drei eGarage-Garagisten, wie sie sich im Alltag durch Elektro-Kompetenz positionieren. Simon Bühler von der Auto Center Bühler GmbH in Rain LU etwa bietet BYD-Fahrzeuge an und sagte, er habe auch seine Belegschaft für elektrische Antriebe begeistern können. Grégoire Dupasquier von der Garage Central in Cully VD sprach über die doppelte Herausforderung beim Verkauf durch E-Fahrzeuge und dann auch noch einer chinesischen Marke. Marius Huber von der Auto Welt von Rotz AG in Münchwilen TG betonte die Bedeutung von Schulungen und Kundentransparenz, etwa durch Batteriezertifikate.
In den verschiedenen Workshops wurden zudem praxisnahe Inputs vermittelt. Der Workshop «Elektrifizierung und Zukunft im Aftermarket» von Valeo stiess auf grosses Interesse. Experte Michael Wendt verdeutlichte, dass der Fahrzeugpark in den nächsten 15 bis 20 Jahren stark gemischt bleiben wird. Für freie Werkstätten bedeute das eine wachsende Aufgabenvielfalt. Und er zeigte auf, wie OE-Komponenten zunehmend auch im freien Ersatzteilmarkt Einzug hielten.
Zudem wies er darauf hin, dass die Wartungs- und Instandhaltungskosten bei E-Autos im Durchschnitt zwar 23 Prozent niedriger seien als bei konventionellen Fahrzeugen. Durch den zunehmenden Bestand an E-Fahrzeugen sowie durch spezifische Servicebedürfnisse etwa bei Bremsen oder Software ergebe sich dennoch eine positive Perspektive für Werkstätten.
Im Workshop von Teslabor ging es derweil um das Servicepotenzial von Tesla-Fahrzeugen. Remo Iseli fragte zuerst, wie viele Mängel sich bei einem Model 3 aus dem Jahr 2021 finden liessen und enthüllte nach einigen Schätzungen die Antwort: Es würden sich schnell zehn bis fünfzehn relevante Punkte ergeben – etwa abblätternder Lack an Seitenschwellern oder Probleme an der Hinterachse.
Iseli betonte, wie wichtig eine präzise Inspektion sei – sie bilde die Grundlage für eine gute und überzeugende Offerte an die Kundin oder den Kunden. Zwar verursachen Elektrofahrzeuge insgesamt weniger Wartungsaufwand, doch mit guten Diagnosen und gezieltem Service lassen sich auch hier attraktive Chancen für Garagen generieren. Der Servicebedarf nimmt also zu, und wer vorbereitet und geschult ist, kann nur davon profitieren.
Das eGarage-Forum zeigte eindrucksvoll, dass fundiertes Know-how, praxisorientierte Konzepte und der Wille zur Weiterentwicklung der Schlüssel sind, um den Wandel zur Elektromobilität als freie Garage erfolgreich zu meistern.