Werkstattkonzepte haben sich etabliert

Weil die Fahrzeuge stets effizienter werden und das Intervall zwischen den Services länger wird, bringen Kunden die Autos seltener in die Garage. Mit einem Werkstattkonzept können Betriebe ihre Werkstatt besser auslasten. Doch was beinhaltet dieses und für wen lohnt es sich? Antworten finden Sie hier:

Werkstattkonzepte gibt es zwar schon länger. In Zeiten immer strengerer Markenstandards und der Herausforderung, die eigene Werkstatt auslasten zu können gewinnen sie aber an bedeutung.

Was hat der Garagist davon, wenn er sich einem Werkstattkonzeptanbieter anschliesst?
René Degen: Durch einen professionellen Auftritt kann er seine Werkstatt besser auslasten. Die Autos werden immer besser, die Serviceintervalle immer länger, die Autos kommen seltener in die Garage. Ein Werkstattkonzept bietet dem Garagisten ein Auftreten, das für Seriosität und fachliches Können steht, was ihm wiederum Kunden in die Werkstatt bringt. Für den Einmarkenvertreter kann die Spezifizierung nur auf eine Marke zum existenziellen Problem werden, weil ja keine Fremdmarkenfahrer bei ihm vorbeikommen. Mit einem Werkstattkonzept besteht nun auch für ihn die Möglichkeit, an Autofahrer heranzukommen, die er sonst nicht erreichen würde. Und vielleicht ergibt es sich ja, dass ein Fremdmarkenfahrer vom Ersatzauto der eigenen Marke so begeistert ist, dass er später eines kauft.

Welche Garagenbetriebe, wenn man sie in die Grösse unterteilt, arbeiten heute schon hauptsächlich mit einem Werkstattkonzeptanbieter?
Das hängt eigentlich nicht von der Grösse ab. Vom kleinen Einmannbetrieb bis zum Grossbetrieb mit 100 Mitarbeitenden gibt es alles. Wenn man aber annimmt, dass der Betrieb ausschliesslich mit einem Konzeptanbieter zusammenarbeitet, also nebenbei keine Markenvertretung hat, dann sind es eher Klein- und Mittelbetriebe.

Warum ist das so?
Um die Standards der Importeure zu erfüllen, muss tief in die Tasche gegriffen werden. Da muss jeder Unternehmer die Rechnung machen, ob sich das Ganze finanzieren lässt. Für einen kleinen- bis mittelgrossen Betrieb kann ein Werkstattkonzept eine ideale Lösung sein.

Welches sind die Hauptvorteile für die Garagenbetriebe, die mit einem Werkstattkonzeptanbieter zusammenarbeiten?
Die Hauptvorteile sind die Ausstrahlung nach aussen an den potenziellen Kunden. Das Logo verkündet, dass hier speziell auf Mehrmarken aus- und weitergebildete Leute arbeiten. Mit intelligenten Ersatzteilbestellsystemen unterstützt der Konzeptanbieter den Garagisten, damit er schnell für jedes Fahrzeug das richtige Ersatzteil bestellen kann. Ausserdem beinhaltet das Konzept je nach Anbieter einen schnellen und mehrmals täglichen Teilelieferdienst, was die Lagerhaltung auf ein Minimum beschränkt. Wie gesagt: Man ist frei von Zwängen und teuren Investitionen und hat trotzdem einen einheitlichen Auftritt gegen aussen.

Gibt es negative Verpflichtungen, welche die Garagenbetriebe mit einem Werkstattkonzeptanbieter eingehen müssen?
Wie man in der auf agvs-upsa.ch veröffentlichen Aufstellung aller Werkstattkonzeptanbieter in der Schweiz sieht, sind die Verpflichtungen gegenüber den Konzeptanbietern relativ klein. Die Verträge sind human und partnerschaftlich. Oft
gibt es einfach ein Startpaket, das man bezahlt und in welchem sogar Dienstleistungen inbegriffen
sind. Die Werkstattkonzepte sind aber primär auf den After Sales ausgerichtet. Möchte sich der Garagist auch im Verkauf von Neu- oder Gebrauchtwagen profilieren, findet er bei den Konzeptanbietern nur sehr schlanke (wenn überhaupt) Angebote.

Es gibt ja zahlreiche Anbieter von Werkstattkonzepten. Wieso sind es so viele?
Der Markt ist offenbar gross genug für alle. Und sie unterscheiden sich im Auftritt. Dem einen gefällt das Männlein mit dem
Schraubenschlüssel in der Hand besser, dem anderen das blau-gelbe Emblem. Es haben alle ihre Berechtigung, sonst gäbe es sie nicht. Ausserdem bieten sie unterschiedliche Leistungen an. Somit kann der Garagist diese herauspicken, die er braucht, und sich für dieses oder jenes Konzept entscheiden. Für alle gilt das Gleiche, nämlich den Garagisten im Daily Business zu unterstützen.

Wie unterscheiden sich die Leistungen der Werkstattkonzeptanbieter konkret?
Die Unterschiede sind nicht extrem. Je nach Anbieter sind manchmal die Aufwendungen für den Ersteintritt oder die jährlichen Gebühren anders. Aber meistens ist ja da auch ein Dienstleistungsangebot dahinter. Man bezahlt nicht einfach nur, um das Logo
auf dem Dach zu haben. Keiner dieser Anbieter erfindet das Rad neu. Unterschiedlich ist oft auch noch der Werbeaufwand, welcher der Anbieter für sein Konzept unternimmt.

Verstehen sich die Werkstattkonzeptanbieter gegenüber dem Markenimporteur eher als Ergänzung oder doch eher als Konkurrenz?
Das kommt auf den Blickwinkel an. Ich kann nicht für die Markenimporteure reden. In der Tendenz schauen es diese aber vielleicht eher als Konkurrenz an. Aus meiner Sicht sind Werkstattkonzepte eine Ergänzung. Der Markt und die Bedürfnisse unserer Kunden entscheiden darüber, welche Werkstätten sie ansteuern. Oft spielt der Arbeitsort oder der Wohnort eine grosse Rolle und ganz wichtig ist die Kundenberatung. Auf Mehrmarken ausgebildeten Leuten ist es möglich, die Fahrzeuge genauso kompetent zu reparieren, wie es ihre Markenkollegen tun.

Quelle: AUTOINSIDE 10/15

Übersicht Werkstattkonzepte in der Schweiz

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