Die Markenchefs im Interview

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Derendinger
 
«Wir sind solide, erfolgreich und agil»
Derendinger stellt an der SAS seinen D-Shop ins Zentrum. Markenchefin Maja Kaufmann misst aber auch dem Informationsaustausch einen hohen Stellenwert bei.

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«Es gibt wenige ähnliche Formate, bei welchen man auf so kompaktem Raum fachsimpeln kann»:
Maja Kaufmann, Markenchefin Derendinger. 

 

sco. Frau Kaufmann, wie beschreiben Sie die Unternehmungskultur von Derendinger? Wo gibt es Unterschiede zur «Schwester» Technomag, wo Parallelen?
Maja Kaufmann: Derendinger ist seit nahezu 90 Jahren auf dem Markt und wurde in dieser langen Zeit immer wieder den sich verändernden Marktanforderungen gerecht. Das spiegelt sich in unserer Kultur wider: Wir sind ständig bestrebt, dem Kunden den besten Service zu bieten, uns neu zu orientieren und bei Änderungen schnell zu reagieren. Derendinger ist also solide, erfolgreich und agil.

Wie haben sich die Kulturen seit dem Zusammenschluss im Jahr 2009 entwickelt?
Ich kam 2013 zu Derendinger. Meine erste Feststellung war, dass es ganz viele langjährige Mitarbeiter gab. Und ich meine nicht Kollegen mit «bloss» zehn Dienstjahren. Derendinger-Mitarbeitende mit 20 oder 30 Dienst­jahren sind keine Seltenheit. Das gibt es in anderen Bereichen der Autobranche eher selten. Das spricht dafür, dass es bei uns intern viele Derendinger-«Fans» gibt.

Wie hat sich Ihre Kundenstruktur in dieser Zeit verändert?
Die Importeure betreiben eine teils rege Netzbereinigung. Unsere Kunden können sich im Netzverbund unserer Werkstattkonzepte in ein kompetentes Umfeld begeben, in dem wir sie unterstützen.

Wie gross ist die Konkurrenz zwischen Ihren beiden Marken?
Technomag und Derendinger sind eigenständige Marktplayer und bewegen sich im Markt somit als Marktteilnehmer, die gleichzeitig auch Mitbewerber sind.

Und wo arbeiten Sie zusammen?
Wir nutzen Synergien in zentralen Bereichen wie HR, Informatik, Rechnungswesen und Logistik. Dort, wo es sinnvoll ist.

Welches sind die grössten Herausforde­rungen der nächsten drei Jahre für Derendinger?
Die immer länger werdenden Serviceintervalle, was teilweise zu niedrigeren Werkstattauslastungen führt. Auch gilt es, den neuen technischen Entwicklungen im Fahrzeugmarkt gerecht zu werden sowie sich in einem stark umkämpften Markt zu behaupten.

Die Swiss Automotive Show geht in ihre dritte Ausgabe: Worauf freuen Sie sich am meisten?
Auf den Kontakt und den Austausch mit Kunden, Mitarbeitenden und Lieferanten. Auch auf die Vielfalt: Waren es letztes Jahr knapp 70 Aussteller, dürfen wir uns heuer auf über 100 Aussteller freuen. Die Grösse, welche die Swiss Automotive Show innerhalb nur kurzer Zeit erreicht hat, ist fantastisch und beeindruckend.

Welche Schwerpunkte setzen Sie an der Swiss Automotive Show 2018?
Wir präsentieren unseren D-Store, der sich laufend weiterentwickelt. Aber auch dem Informationsaustausch aller Beteiligten wird ein hoher Stellenwert beigemessen. Es gibt wenige ähnliche Formate, bei denen man auf so kompaktem Raum fachsimpeln kann.

Stellen Sie nach der SAS eigentlich einen unmittelbaren (Verkaufs-)Effekt fest?
Unsere Lieferanten schätzen den direkten Kontakt zu unserer Verkaufsmannschaft, aber auch zu den Kunden sehr. Je intensiver ein Lieferant diese Beziehungen pflegt, desto bedeutender sind die Auswirkungen – auch auf den Produkteumsatz.

Was ist wichtiger: der Austausch mit Ihren Kunden oder der Kontakt zu Ihren Zulieferern?
Beide Aspekte sind wichtig. Das eine zu tun heisst nicht, das andere zu lassen!

Das Internet ist eine Bedrohung für jeden Händler. Was unternehmen Sie, um Ihre Kunden bei der Stange zu halten?
Wir empfinden das Internet nicht als Bedrohung. Die Welt, in der wir heute leben, ist nun mal digital. Die resultierende Transparenz soll nicht als Drohung, sondern als Chance betrachtet werden. Sich zu vergleichen, erfordert Mut, bringt aber letztlich allen etwas. Für Derendinger gilt es, ein marktgerechtes Sortiment abzubilden und den Anforderungen an die heutige Zeit gerecht zu werden, sprich, den Händler in allen Fachfragen kompetent zu unterstützen.


Technomag
 
«Nehmen Sie Ihre Rolle als Profi wahr!»
Kurt Wyssbrod ist Markenchef der Technomag. Dass mehr als 100 Aussteller die dritte Auflage der SAS zu einer Leistungsmesse machen, freut Wyssbrod ganz besonders.

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«Es wird in der Zukunft nur überleben wer seinen Kunden situativ, technologisch und unternehmerisch korrekt berät und bedient»: Kurt Wyssbrod, Markenchef Technomag. 

 

sco. Herr Wyssbrod, wie beschreiben Sie die Unternehmungskultur der Technomag? Wo gibt es Unterschiede zur «Schwester» Derendinger, wo Parallelen?
Kurt Wyssbrod: Die Unternehmenskultur der Technomag geht mit unseren Verträgen einher, die auf persönlichem Kontakt, also der Nähe zum Kunden, auf Partnerschaft, Treue, Langfristigkeit und Stabilität beruhen. Parallelen gibt es im Bereich der täglichen Bedürfnisse des Garagisten, diese sind für beide Gesellschaften gleich.

Wie haben sich die Kulturen seit dem Zusammenschluss im Jahr 2009 entwickelt?
Sie haben sich in einem kleinen Bereich angeglichen, aber man spürt die Unterschiede immer noch. Und das ist gut  so.

Wie hat sich Ihre Kundenstruktur in dieser Zeit verändert?
Die Kundenstruktur hat sich nicht gross verändert, ausser die externen Markteinflüsse haben sie dazu gezwungen.

Wie gross ist die Konkurrenz zwischen Ihren beiden Marken?
Sie besteht nach wie vor, da wir nicht immer die gleichen Produkte und Dienstleistungen anbieten.

Und wo arbeiten Sie zusammen?
Die Zusammenarbeit beschränkt sich auf die internen Dienstleister, welche die unterschiedlichen Bedürfnisse der Marken und damit deren Kunden abdecken müssen.

Welches sind die grössten Herausforderungen der nächsten drei Jahre für die Technomag?
Das technische Know-How, das heisst dessen Transfer an die Kunden, die Aus- und Weiterbildung der Kunden und Mitarbeitenden und schliesslich die technologische Entwicklung der Fahrzeuge.

Die Swiss Automotive Show geht in ihre dritte Ausgabe: Worauf freuen Sie sich am meisten?
Die hohe Anzahl der Lieferanten, die an der diesjährigen Ausgabe der SAS teilnehmen, stimmt mich sehr positiv. In der Vergangenheit war genau das einer der meistgenannten Besuchsgründe unserer Kunden. Sie schätzen es sehr, wenn sie einmal direkt mit dem Lieferanten oder Produzenten sprechen und vielleicht Kontakt zu diesem herstellen können, wenn sie spezifische Probleme lösen müssen.

Welche Schwerpunkte setzen Sie an der Swiss Automotive Show 2018?
Die SAS ist eine Informationsplattform mit der Möglichkeit, den Kunden direkt Neuheiten und Entwicklungen aus der Industrie in einem angenehmen Ambiente zu zeigen. Es ist eine Leistungsmesse!

Stellen Sie nach der Swiss Automotive Show eigentlich einen unmittelbaren (Verkaufs-)Effekt fest?
Nach den zwei Ausgaben der SAS konnten wir in Teilen unseres Sortimentes sehr starke Nachfragen und Effekte feststellen. Diese hätten wir ohne diese Leistungsshows nicht gehabt.

Was ist wichtiger: der Austausch mit Ihren Kunden oder der Kontakt zu Ihren Zulieferern?
Es ist aus meiner Sicht beides gleich wichtig – mit dem Vorteil, dass sich der Kunde für einmal direkt informieren kann.

Das Internet ist eine Bedrohung für jeden Händler. Was unternehmen Sie, um Ihre Kunden bei der Stange zu halten?
Dies ist meine Lieblingsfrage! Es wird in der Zukunft nur überleben können, wer seinen Kunden situativ, technologisch und unternehmerisch korrekt berät und bedient. Wir vergessen immer wieder, dass wir die Spezialisten des Autogewerbes sind, denn der Automobilist ist «nur» Konsument, der nach Rat fragt. Heute wird leider immer öfter auf den Preis fokussiert und vergessen, dass die Ersatzteile nicht einfach von jedermann und jederfrau verbaut werden können. Also nehmen Sie Ihre Rolle als Profi wahr!



Matik
 
«In Kombination mit der Logistik der SAG sind wir unschlagbar»
1969 in Österreich als Spezialist zum Vertrieb von Beral-Bremsbelägen gegründet, ist Matik heute ein internationaler ­Vollsortiment-Anbieter für Ersatz- und Zubehörteile für Nutzfahrzeuge. René Wasem (Bild), Leiter Marketing und Produktmanagement, erklärt im Interview, worauf es im NFZ-Bereich ankommt.
 

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«Die Swiss Automotive Show ist die Plattform, auf der sich der Kunde direkt mit den Teileherstellern unterhalten kann. Wo gibt es sonst diese Gelegenheit?»: René Wasem, Markenchef Matik.

 

srh. Herr Wasem, wenn man so will, sind Sie mit Matik als Vertreter der Schwergewichte neben Derendinger und Technomag der Exot in der SAG. Wie ist ihr Verhältnis mit den «Schwestern»?
René Wasem: Exot? Ich würde das nicht so nennen. Matik bewegt sich in einem anderen Umfeld, in einer anderen Branche. Das Verhältnis zu den Schwestern ist sehr gut. Wir profitieren in vielen Fällen voneinander und begegnen uns in nur wenigen Fällen auf dem Markt – zu unterschiedlich sind die Kunden. Ja, es ist eine andere Welt, in der sich Matik bewegt.

Wie viele Freiheiten geniessen Sie innerhalb der SAG und in welchen Bereichen profitieren Sie von der Zusammenarbeit?
Wir können stark vom breiten Produktportfolio profitieren, das seinesgleichen sucht. Jeder LKW-Kunde fährt auch PW und der ganze Transporterbereich ist gespickt mit PW-Technik. So kann den LKW-Kunden ein Produktprogramm geboten werden, über das kein anderer LKW-Teilehändler in der Schweiz verfügt. Dazu kommen die eigenen Werkstattdienstleistungen, die für ein hohes technisches Verständnis sorgen. In Kombination mit der einzigartigen Logistik der SAG sind wir ein unschlagbares Paar, das für die Erfüllung der Kundenbedürfnisse auf dem Markt unterwegs ist.

Die Matik AG hat sich vom österreichischen Spezialbetrieb zum internationalen Vollsortimentanbieter gemausert. Wie haben Sie die Entwicklung in den letzten Jahren erlebt?
Für die Marke Matik trifft diese Aussage zu. In der Schweiz haben wir bis 2013 das LKW-Geschäft unter den zwei Marken Derendinger und Technomag geführt, waren aber schon vor Matik Schweiz ein sehr ernstzunehmender Anbieter für Nutzfahrzeugteile und Dienstleistungen. So hatten wir bereits seit Anfang der 1980er-Jahre sehr wichtige Herstellermarken im Portfolio, das wir im Laufe der Jahre ausbauen konnten. Wichtige, in der LKW-Branche sehr bekannte Marken wie Mann-Filter, Hella, Sachs, Haldex, Knorr-Bremse, Wabco, Meritor, Knott, Alko, BPW und SAF sind nur einige wenige Marken, die wir schon seit mehr als 30 Jahren im Portfolio haben. Mit der Gründung von Matik Schweiz haben wir dem «Kind» einfach einen eigenen Namen gegeben, damit sich der LKW-Kunde sofort in unserer Gruppe erkennen kann. Aber nicht nur der LKW-Kunde: Wir führen ein breites Angebot an Anhängerteilen aller Gewichtsklassen, ausserdem Busersatzteile und Teile für den Land- und Baumaschinenbereich. Das Ganze wird mit Produkten für die Ladungssicherung abgerundet. Des Weiteren finden sich in unserem Angebot Werkstatteinrichtung, der ganze Bereich der Reinigungs- und Pflegemittel, Werkzeuge und Diagnosetools.

Wohin wird die Reise noch gehen?
Propheten sind wir alle nicht. Es steht aber fest, dass sich unsere ganze Welt in einem Veränderungsprozess befindet, der immer mehr an Fahrt aufnimmt. Eine Herausforderung wird sein, mit dieser Beschleunigung mitzuhalten und trotzdem den Fokus auf den Bedürfnissen unserer Kunden zu behalten. Der Weg ist das Ziel! Wir arbeiten daran, weiterhin schnell zu sein. Wir wollen aber auch breiter werden, ganz nach dem Gedanken «One-Stop-Shop», damit der Kunde durch dieses Konzept ebenfalls Zeit gewinnen kann. Selbstverständlich spielt bei diesem Punkt das Katalogwesen eine zentrale Rolle – Daten sind ein zentraler Punkt in unserem Leben geworden. Ein exzellentes Angebot in Sachen elektronische Teilefindung, ein E-Shop, ist heute nicht mehr wegzudenken. Diese Werkzeuge werden sich in den nächsten Jahren rasch weiterentwickeln. Als äusserst zentralen Punkt erachten wir aber vor allem das Wissen und Können unserer Mitarbeiter, schliesslich müssen Daten auch richtig interpretiert und eingestellt werden. Hier investieren wir mit unseren Partnern und Lieferanten viel Zeit und Ressourcen. Wir bilden zum Beispiel seit einiger Zeit auch Nachwuchs im Bereich Detailhandel aus und verhelfen jungen Menschen zu einem interessanten Start in die Berufswelt. Der Mensch ist wichtig und wir arbeiten schliesslich auch für Menschen: Deren Arbeit wollen wir erleichtern.

Wie sehr unterscheidet sich der Zuliefermarkt für Nutzfahrzeuge von jenem der Personenwagen?
Es gibt einen grossen Unterschied zum PW-Markt: Mit einem Nutzfahrzeug wird gearbeitet. Unsere Kunden erbringen mit dem Fahrzeug eine Dienstleistung. Jede Minute kostet heute Geld. Dies in einem Umfeld, das sich ständig verändert und jeden Tag etwas Neues hervorbringt. Aus diesem Grund ist der Faktor Zeit eines der zentralen Themen, mit dem wir uns jeden Tag auseinandersetzen. Zeit ist Geld, diesen Grundsatz spüren wir in unserem Bereich jeden Tag. Ausserdem sind die an den Kunden gelieferten Teile ein Kostenfaktor, der seine Marge verkleinert. Aus diesem Grund müssen wir auch preislich attraktiv sein. Sind wir das nicht, laufen wir Gefahr, dass unsere auch im internationalen Umfeld aktien Kunden «über die Grenze» einkaufen. Diese beiden Faktoren haben wir zwar ganz gut im Griff, arbeiten aber trotzdem stetig an Verbesserungen.

Sie waren am Auto-Salon präsent – erstmals. Natürlich sind Sie an den grossen NFZ-Messen, namentlich an der Transport-CH. Was bringt Ihnen die Swiss Automotive Show?
Uns? Wir machen das für unsere Kunden! Die Swiss Automotive Show ist die Plattform, auf der sich der Kunde direkt mit den Teileherstellern unterhalten kann. Eine direktere Informationsquelle gibt es nicht. Wo hat der Kunde schon Gelegenheit, mit einem Filter-, Kupplungs- oder Bremsenhersteller zu sprechen – und das erst noch im eigenen Land? Die SAS ist eine Informationsplattform, auf der wir dem Kunden zusätzlich attraktive Angebote ermöglichen können und er sich auch leiblich stärken kann. Dies an einem Standort wie Niederbipp, der das zentrale logistische Nervensystem der ganzen Gruppe darstellt. Es ist eindrücklich, zu sehen, welche Volumen wir bewegen. Es ist aber auch für den Kunden eindrücklich, zu sehen, wie viele Angebote die Gruppe neben den Teilen vereint. Weiterbildung, technische Dienstleistungen, die Liste kann noch lange ergänzt werden.

Welchen Schwerpunkt setzen Sie an der SAS?
Ein Schwerpunkt sind die Partner, die wir für die SAS gewinnen konnten. Es sind wichtige Marken dabei, die alle unsere professionellen Kunden kennen. Schauen Sie auf den SAS-Flyer, dann wissen Sie alles! Ein anderer Schwerpunkt ist unser E-Shop, den wir im letzten Jahr am Automobil-Salon lanciert haben und der sich stetig weiterentwickelt. Dort gibt es einige spannende Sachen zu entdecken... Ausserdem sind die Kunden wichtig: Mit den Kunden sprechen, mit Beratung und Unterstützung zur Seite stehen, Neuheiten zeigen, ein gemein­sames Erlebnis schaffen, lautet die Devise.

Welche Erfahrungen aus dem Vorjahr lassen Sie für die SAS 2018 einfliessen?
Ganz einfach: Im letzten Jahr hatten wir einige wenige Lieferanten. Im Jahr 2018 haben wir eine eigene Truck-Zone gewonnen. Und ich rechne damit, dass wir bis zur nächsten SAS auch diesen Bereich ausbauen können. So entwickelt sich der Truck-Bereich zu einem wichtigen Punkt in der ganzen Ausstellung.
Rechnen Sie aufgrund der Vorjahreserfahrung mit einem unmittelbaren (Verkaufs-)Effekt nach der SAS?
Ja. Mit dem Beweis unserer Leistungsfähigkeit und dank der guten Beziehungen zu unseren Kunden schaffen wir mit dieser Veranstaltung noch mehr Vertrauen. Vertrauen ist die Basis jeder Beziehung. Eine gute Beziehung schafft immer einen positiven Effekt für beide Seiten.

Wie wichtig sind die Kontakte an diesen zwei Messetagen mit Ihren Zulieferern?
Auch das ist sehr wichtig. Meine Category Manager können sich selten so viel Zeit für die einzelnen Lieferanten nehmen. Dies schafft auch Platz für Kreativität und gemeinsame Ideen, die im Nachgang weiterverfolgt werden. Am Ende profitiert dann wieder der Kunde, wenn solche Ideen realisiert werden können. Ausserdem können wir uns während der Messe mit Kunden konzentriert den entsprechenden Themen und Lieferanten respektive Produkten widmen – weg von der Hektik des Tagesgeschäfts.

Die Aussteller rücken an ihren Ständen ihre Produkte ins Zentrum. Wie wichtig ist jedoch das persönliche Gespräch? Wie viel Zeit bleibt beim zu erwartenden grossen Andrang wirklich?
Wir schon erwähnt, ist die persönliche Beziehung, das persönliche Gespräch mit dem Kunden, sehr wichtig. Damit wir nicht «überrollt» werden, sind alle Mitarbeiter des Matik-Aussendiensts vor Ort. So stellen wir sicher, dass der Kunde auf bekannte Gesichter trifft. Mit den Spezialisten an den Ständen der Lieferanten und den Category Managern werden wir genügend Manpower in Niederbipp haben, damit sich die Kunden gut aufgehoben fühlen.



TechPool
 
«Augmented Reality wird die Arbeitsweise radikal verändern»
Auf die Dynamik in der Automobilbranche kann es nur eine Antwort geben: Aus- und Weiterbildung. Jean-Marc Geiser ist als Leiter TechPool für ein breites Schulungsprogramm für lösungsorientierte Diagnostik verantwortlich.

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tki. Herr Geiser, die Dynamik in der Autobranche ist enorm. Wissen Sie heute, über welche Kompetenzen ein Automobil-Mechatroniker in fünf Jahren verfügen muss?
Jean-Marc Geiser: Die Dynamik in unserer Autobranche ist in der Tat enorm. Meiner Meinung nach sollte ein Automobil-Mechatroniker in fünf Jahren analytische Technikkompetenzen und transversale Fähigkeiten besitzen, die gegenüber den heutigen noch weiter ausgebaut sind.

Was verstehen Sie unter analytischen Fähigkeiten?
Zu den analytischen Technikkompetenzen gehören insbesondere Problemlösungsstrategien, eine interdisziplinäre Herangehensweise sowie Transferkompetenzen, die in den Berufsschulen und AGVS-Zentren in der ganzen Schweiz bereits sehr gut unterrichtet werden.

Und die transversalen Kompetenzen?
Darunter verstehen wir zunächst methodologische Fähigkeiten. Zum Beispiel Geschäftssinn – was ist für das eigene Unternehmen gut? Weiter Pünktlichkeit, Einhaltung der vorgegebenen Fristen, Flexibilität, ökologisches Verhalten, Planung und Arbeitstechniken. So kann eine einwandfreie Qualität der Arbeit gewährleistet werden. Dann persönliche Fähigkeiten, zum Beispiel physische und psychische Belastbarkeit, Autonomie bei der Suche nach Informationen, Eigeninitiative, Zuverlässigkeit, Interesse, Arbeitsmotivation und die Fähigkeit, mit Kritik umzugehen und sie zu akzeptieren. Zu den sozialen Kompetenzen gehören schliesslich Kommunikationsfähigkeit, Toleranz sowie das Bestreben, den Arbeitsplatz in Ordnung zu halten.
 
Welche Kompetenzen sind im Alltag wichtiger?
Der zweite, nicht-technische Aspekt ist in den technischen Schulungen oft vernachlässigt worden. In der heutigen, hoch vernetzten Welt werden aktives Zuhören, Kommunikation und Interaktion mit unseren Kunden immer wichtiger. Was nützt es, den besten Automobil-Mechatroniker in der Werkstatt zu haben, wenn dieser nicht in der Lage ist, mit einem Kunden über die Symptome einer Motorpanne oder die Geräusche des Fahrwerks zu sprechen?

Wo liegt die aktuell grösste Herausforderung im Bereich der Weiterbildung?
Sie besteht für uns heute darin, das Kursniveau an das Niveau der Teilnehmenden anzupassen. In unseren Kursen ist es immer die Praxis, welche die Theorie bestimmt. Zudem sollen alle Teilnehmer auf ihre Kosten kommen – während des Kurses soll sich niemand langweilen, weil das Niveau zu niedrig ist, und es soll niemand aus dem Fenster starren, weil die Information zu spezifisch und im Alltag in der Werkstatt unbrauchbar ist.

Wie werden diese Paradigmen umgesetzt?
Zu diesem Zweck haben wir eine Evaluierung unserer Teilnehmer anhand von drei einfachen Fragen zu deren Lebenslauf und Erfahrung eingeführt: ihre berufliche Ausbildung, ihre praktische Erfahrung in der Werkstatt und ihre bisherige Weiterbildung. Diese drei Ebenen gleichen den Stufen eines Podiums bei einem olympischen Wettbewerb: Bronze, Silber und Gold. Dies vermittelt einen Eindruck des Kursangebots unserer Akademie für Werkstatttechniker von Garagen oder Carosseriebetrieben. Vor dem Kurs mit unserem Ausbildner werden die Teilnehmer die Möglichkeit haben, ihre Kenntnisse aufzufrischen: Wir arbeiten an der Entwicklung einer rund um die Uhr verfügbaren E-Learning-Plattform, die sich an das Niveau und Tempo der einzelnen Teilnehmer an unseren verschiedenen technischen Schulungen anpasst.

Auf welche Themen legt TechPool heute seinen Fokus?
Mit unseren Lieferanten entwickeln wir ein Bildungsangebot mit Kursen, in denen mit Augmented Reality gearbeitet wird. Ob für Diagnose- oder Reparaturschritte, für Tipps in der Werkstatt oder im Zusammenhang mit unserer technischen Hotline – wir sind überzeugt, dass Augmented Reality die Arbeitsweise und das Einprägen bestimmter Arbeitsschritte radikal verändern wird. Unsere Teilnehmer werden diese Schritte bereits «virtuell» ausgeführt haben, bevor sie sie konkret auf ihrem Arbeitsplatz erleben.

Wem stehen die Kurse von Techpool offen?
Allen, ob Angestellte oder Auszubildende von Garagen, Carrosseriebetrieben, Reifentechniker, selbstständige oder von einem Unternehmen angestellte Versicherungsexperten, Mitarbeiter der Vereinigung der Strassenverkehrsämter (ASA) und ihrer kantonalen Dienststellen, Lehrkräfte der Fahrzeugtechnik in der Schweiz, AGVS-Ausbildner!

Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Bildungsangebote aus?
Die Kriterien werden hauptsächlich von unseren Mitarbeitern festgelegt, die vor Ort sind und täglich mit unseren Kunden in Kontakt stehen. Ob von unseren Hotlinern am Telefon oder unseren Experten in Automobiltechnik für Diagnosegeräte bei unseren Kunden – wenn der wiederkehrende Bedarf und die gleichen technischen Elemente ersichtlich werden, integrieren wir diese in unser Schulungsprogramm. Dieses Feedback ist uns sehr wichtig. Eine weitere Quelle ermöglicht es uns, mit der Entwicklung der Automobiltechnologie Schritt zu halten: Unsere Lieferanten, beziehungsweise die Ausrüster der SAG, stehen auf dem neuesten Stand bezüglich der Systeme, die die Fahrzeuge von heute in der Erstausrüstung ausstatten.

Gelingt es Ihnen immer, genügend Teilnehmende zu finden? Oder fällt auch einmal ein Kurs aus?
Es ist eine Tatsache, dass wir dank unserer Lieferanten manchmal mit dem letzten Stand der technischen Neuheiten Pioniere sind. Dann zeigen nur wenige unserer Kunden Interesse oder Schulungsbedarf für dieses Thema. Wenn ein neues Fahrzeug aus der Fabrik kommt und erst seit kurzer Zeit auf unseren Strassen fährt, ist im Fall eines Problems zuerst der Markenhändler verantwortlich. Solange das Fahrzeug nicht bei den Multimarken-Garagen oder Carrosseriewerkstätten angekommen ist und schliesslich diese mit dem System konfrontiert sind, ist deren Interesse für Information und Weiterbildung sehr gering. Das ist eine ganz normale menschliche Reaktion in Bezug auf die Rentabilität der Werkstätten. Daher kann es vorkommen, dass wir manchmal gewisse Kurse absagen müssen.

Inwiefern können Aktualitäten der Praxis im Kursprogramm berücksichtigt werden?
Es gibt aktuelle Themen, die sehr beliebt sind und bei denen wir oft zusätzliche Kursdaten anbieten müssen: etwa Kurse über Hochspannung. Wir bieten bereits drei Stufen an, einschliesslich einer Zertifizierung in Zusammenarbeit mit Electrosuisse. Zudem sind weiterführende Kurse über Diagnostik bei Klimaanlagen, die Workshops der VAG-Gruppe, Kurse über Zertifizierung und Rezertifizierung für CNG-Fahrzeuge schöne Beispiele.
 
Können Sie beziffern, wie viel die SAG jährlich in die Weiterbildung investiert?
Eine genaue Zahl zu nennen, ist sehr schwierig. Lassen Sie es mich so sagen: Die SAG-Gruppe investiert jedes Jahr sehr viel in neue Ausstattungen für Schulungen, neue Werkzeuge wie Kalibrierwände für Fahrerassistenzsysteme, neue digitale Controller für LED-Matrix-Projektoren, wenn möglich in die neuesten Fahrzeuge, Diagnosegeräte der neuesten Generation, in Schulungsmodelle der Marke «Exxotest» für Berufsschulen, in Multimedia für unsere Unterrichtsräume, in die Verwendung von iPads in unseren Kursen, in neue Inhalte für das E-Learning auf unserer Moodle-Plattform, in eine multimediale Online-Registrierungsplattform, in die Ausstattung, die für den Einsatz von Augmented Reality in unseren künftigen Kursen bis zum Jahr 2020 benötigt wird. Darüber hinaus investiert die SAG-Gruppe in die Grundbildung von Automobil- und Carrosserieberufen in der Schweiz.

Sie beschäftigen sich also nicht nur mit der Weiter-, sondern auch mit der Grudbildung?
Ja, wir bilden Lernende und Fachkräfte aus, die sich auf den eidgenössischen Fachausweis für Berufe der Fahrzeugelektronik im Kanton Waadt vorbereiten. Die SAG-Gruppe investiert auch, indem sie unseren Mitarbeitern, Experten im fahrzeugtechnischen Aussendienst oder der technischen Hotline, die alle über den eidgenössischen Fachausweis für Fahrzeugdiagnostik verfügen, jedes Jahr ein zweitägiges Expertenmandat erteilt, um Kandidaten der Lehrabschlussprüfung in enger Zusammenarbeit mit der AGVS oder dem VSCI zu beurteilen.

Sind diese Investitionen tendenziell steigend oder werden sie in Zukunft steigen?
In der Regel steigen diese Investitionen. Einerseits, weil Geräte zur Kalibrierung und Initialisierung von neuen Fahrerassistenz-, Beleuchtungs- oder Diagnosesystemen relativ komplex und teuer sind. Andererseits, weil unsere Mitarbeiter auch Schulungen zu neuen Produkten von unseren Lieferanten erhalten müssen, was natürlich mit Kosten verbunden ist.

Die Zahl der Schüler, die sich für einen gymnasialen Weg und damit gegen eine klassische Berufslehre entscheiden, steigt. Bereitet Ihnen diese Entwicklung Sorgen?
Ja, diese Zahlen bereiten uns natürlich Sorgen. In der Westschweiz ist dies noch viel ausgeprägter als in der Deutschschweiz. Das Streben nach Exzellenz in unseren Autowerkstätten umfasst auch die Suche nach hervorragenden Schulabgängern. Jeder sucht nach einem Lehrling, der weder Verständnis- noch Disziplinprobleme haben wird und der sich auch gegenüber Reinigungsarbeiten und niederen Arbeiten zu Beginn der technischen Ausbildung nicht widerwillig zeigen wird. Kurz gesagt: ein Juwel. Die akademische Ausbildung scheint daher in verschiedenen Aspekten im Vergleich zur Lehre und den damit verbundenen Weiterbildungsmöglichkeiten viel attraktiver zu sein.

Wie kann diese Tendenz gestoppt werden?
Auf der einen Seite wird AGVS als Berufsverband in Zukunft die Kommunikation mit der Öffentlichkeit noch weiter verbessern müssen. Das Grundproblem liegt darin, dass der Berufsstand des «Garagisten» nicht geschützt ist! Warum haben wir nicht die Möglichkeit, Mindestanforderungen hinsichtlich Ausbildungen und Abschlüsse zu stellen,  wenn jemand eine Garage eröffnen will? Auf der anderen Seite spielen auch die Garagenbesitzer eine wichtige Rolle. Sie stellen die Mitarbeiter ein und sind sich der Schwierigkeiten vollkommen bewusst. Es gibt schwierige physische und psychische Bedingungen in der Werkstatt; es gibt Stress und Verantwortung, die nicht unterschätzt werden sollten. Ausserdem sind die Lohn- und Sozialbedingungen in der Automobilbranche nicht gut. Sobald die Industrie optimal läuft, werden unsere besten Leute abgeworben für die Arbeit an Produktionslinien, Fotokopierern und Aufzügen, um nur einige zu nennen. Mahlzeiten und Firmenwagen runden das Angebot ab. Das alles ist nicht völlig neu, es wird allerdings jedes Mal spürbar, wenn ein Garagist oder Carrossier einen neuen Lehrling oder Mitarbeiter einstellen möchte, um für die neuen Herausforderungen eines gesunden wirtschaftlichen Wachstums und die gleichzeitige ständige und komplexe Entwicklung der Automobiltechnologie gewappnet zu sein.


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